Prozess in Wien
Mafia habe Angeklagten zu Marchfeldkanal-Mord "gezwungen"
Am Montag kam es zum Prozessauftakt im sogenannten Marchfeldkanal-Mord in Wien. Der 39-jährige Verdächtige zeigte sich geständig, einen Mann im November 2023 mit einem Hammer erschlagen und anschließend zerstückelt zu haben. Als Hintergrund gab er an, dass er von der "albanischen Mafia" bedroht wurde. Die Verhandlung wurde vertagt.
WIEN. "Sie können mich lebenslänglich verurteilen oder hinrichten, ich habe keine Angst", meint ein 39-Jähriger, der sich wegen Mordes seit Montag vor dem Landesgericht für Strafsachen in Wien verantworten muss. Er möchte keine Namen der "albanischen Mafia" weitergeben, die ihn gezwungen haben sollen, im Herbst vergangenen Jahres einen Mann mit einem Hammer zu erschlagen. "Das machen wir in Österreich nicht", entgegnet Landesgerichts-Vizepräsidentin Christina Salzborn bezüglich des "Hinrichtens".
Dem 39-jährige K. wird vorgeworfen, am 15. November 2023 einen Mann mit einem Hammer erschlagen zu haben und infolgedessen die zerstückelten Leichenteile im Marchfeldkanal entsorgt zu haben. Ein aufsehenerregender Mord, der damals zu einem großen medialen Echo führte. Zu einem Urteil kam es, wie zuvor erwartet, jedoch nicht – die Verhandlung wurde auf den 21. Jänner 2025 vertagt.
Widersprüchliche Aussagen
Der Angeklagte und das spätere Opfer sollen sich bei einer gemeinsamen Tätigkeit kennengelernt haben. "Vor fünf oder sechs Jahren", meint K. vor Gericht. Laut Staatsanwalt Bernhard Löw sei der Angeklagte dann auf die Idee gekommen, gemeinsam mit dem Opfer in ein zukünftiges Transportunternehmen zu investieren. Heute wissen die Ermittler, dass Gelder vom späteren Opfer an den 39-Jährigen geflossen waren. Ob diese tatsächlich für ein Investment in der Transportbranche gedacht waren, ist jedoch nicht klar.
Als Motiv für den Mord sieht die Staatsanwaltschaft jedenfalls Gelstreitigkeiten. "Das Opfer ist stutzig geworden, hat gezweifelt, ob das ein richtiges Investment ist", so Löw. In Folge habe der spätere Tote sich bei einer Versicherungsfirma erkundigt, ob er bei Verlust des Geldes abgesichert sei, wie eine als Zeugin geladene Versicherungsangestellte erzählt.
K. schildert die Situation ein wenig anders. Er habe gemeinsam mit dem 45-jährigen Opfer mit einer "Gruppe" zusammengearbeitet, die er im Juni 2023 kennengelernt habe. Diese Gruppe habe sie dazu beauftragt, Waren aus dem Ausland einzuliefern, meint der 39-Jährige vor Gericht. Immer wieder bilden sich jedoch Widersprüche zwischen seinen heutigen und seinen bisherigen Aussagen.
Kaufte Tatwaffe mit Bankomatkarte
Mitte November vergangenen Jahres kam es dann zur Tat. In der Wohnung des Opfers soll ein gewisser "Mike" gewesen, der wütend auf das Opfer war – so der Angeklagte. In einem Kasten habe "Mike" Crystal Meth gefunden, woraufhin er dem 45-Jährigen die Nase gebrochen haben soll. "Mike" habe den Angeklagten dann dazu aufgefordert, einen Hammer zu kaufen und am nächsten Tag wieder in die Wohnung des späteren Opfers zu kommen.
Ob der Angeklagte glaube, eine "professionelle, mafiöse Gruppierung" würde ihn zum Baumarkt schicken, um die Tatwaffe zu kaufen und das mit "seiner Bankomatkarte?", fragt die Richterin den Angeklagten. Dieser entgegnet darauf: "Das war nicht so". Er habe gedacht, dass mit dem Werkzeug vielleicht nur die Finger des Verstorbenen gebrochen werden würden.
Am 15. November 2023 sei der Angeklagte erneut in die Wohnung des Opfers gefahren. Auch der ominöse "Mike" sei wieder dort gewesen. Den ersten Schlag auf den Kopf habe dann auch dieser "Mike" ausgeführt, so der 39-Jährige. Dann sei vielmehr vom heute Angeklaten verlangt worden, dass er ebenso auf den Mann einschlagen müsse. "In der ersten Aussage sagen sie, dass sie den Hammer nahmen und auf das Opfer einschlagen", entgegnet Richterin Salzborn. Dies verneinte der Angeklagte nun, der Prozess sei "medienwirksam" gewesen. "Ich habe gewusst, dass diese Gruppe von meiner Festnahme wusste", so der K.
"Sehr gründlich" geputzt
Insgesamt dreimal wurde laut Obduktion auf den Kopf des 45-Jährigen mit der spitzen Seite des Hammers eingeschlagen. Der Leichnam soll dann in einer Badewanne in mehrere Stücke geschnitten worden sein. Die Teile wurden dann letztlich im Marchfeld Kanal versenkt
Bei der Zerteilung des Leichnams sei K. laut eigenen Angaben nicht beteiligt gewesen, das habe ein "Team" gemacht, das auch den Tatort gereinigt habe. Tatsächlich wurden bei der ersten kriminalpolizeilichen Untersuchung des Tatorts keine Spuren gefunden, da die Reinigung "sehr gründlich" war, erzählt der Staatsanwalt in seinem Anfangsplädoyer.
Das Opfer blieb verschwunden, bis im Jänner 2024 ein Fischer im Marchfeld Kanal "nicht den großen Fisch gefangen hat, sondern einen Fuß aus dem Wasser gezogen hat", so Löw. Erst bei einer weiteren Durchsuchung konnte man unter den Holzplatten in der Wohnung Blutspuren entdecken.
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