So geht Wien im Künstlerhaus-Archiv
Gustav Klimt tritt ein und auch wieder aus
Diesmal widmet sich die Kolumne "So geht Wien" einem gänzlich anderen Thema: der Kunst, oder besser dem Künstlerhaus und seiner mehr als 150-jährigen Geschichte des Vereins Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs.
WIEN. Am beeindruckendsten sind die „Einlaufbücher“ – mehrere Meter füllen sie die Regale im Büro des Leiters des Künstlerhaus-Archives in der Stadt- und Landesbibliothek Wien. 800 Laufmeter Regale sollen es insgesamt sein.
Ich darf mit einer Gruppe das Archiv besuchen und es imponiert mir. In die Einlaufbücher wurde jedes Kunstwerk, das von 1868 bis 1968 im Künstlerhaus eingegangen ist, eingetragen. Ob es ausgestellt oder verkauft wurde, wer der neue Eigentümer ist. Daneben gibt es auch noch die Ausstellungskataloge – sie sind digitalisiert bis 1910.
Da wartet noch einige Arbeit, denn neben Unterlagen zu Künstlern und Werken gibt es auch Sitzungsprotokolle, Korrespondenzen, Fotos, Plakate und „Kopierbücher“. Alles ist penibel aufgeschrieben in meist außergewöhnlich perfekter Kurrentschrift.
Vom russischen Zaren bis Gustav Klimt
Natürlich gibt es auch alle Pläne vom Künstlerhaus selbst, von den ersten „Gartenentwürfen“ hin zum Wienfluss – ja, der ist damals noch an der Oberfläche sichtbar – bis zu den bald notwenigen Erweiterungen oder manch heute eigenartig anmutender Fantasie aus den 1970er Jahren.
Das älteste Schriftstück ist von 1845, als der erste Künstlerzusammenschluss eine Ausstellung zu Ehren des Zaren-Besuchs in Wien plante und durchführte. Das Beitrittsansuchen von Gustav Klimt aus 1891 habe ich ebenso gesehen, wie sein Austrittsschreiben 1897.
Künstlerhaus: Lazarett im 1. Weltkrieg
Der Künstlerhaus-Verein wurde 1861 gegründet, auch darüber gibt es alle Protokolle zur Einsicht. Fotos von der Schlusssteinlegung durch Kaiser Franz Joseph und das dazugehörige Werkzeug, das der Kaiser pro forma in der Hand hielt. Im 1. Weltkrieg war das Künstlerhaus ein Lazarett, viele Fotos zeigen die Ausstattung und es gibt sogar noch eine Krankenbetttafel, auf der ein „Steckschuss im unteren Bein“ und der Name des Patienten stehen.
Es ist eines der größten Künstler-Vereinsarchive und die eher unauffällige Schlichtheit der Räume im Archiv stehen im Widerspruch zum Inhalt. Um kurz vor 19 Uhr müssen wir rasch das Archiv verlassen, sonst werden wir bis zum Morgen eingesperrt sein. Also mir würde das nichts ausmachen – langweilig kann es einem nicht werden!
Zur Sache
Künstlerhaus-Archiv
im Wiener Stadt- und Landesarchiv
Guglgasse 14, Gasometer D, 4. Stock
1110 Wien
Weitere Infos über das Künstlerhaus gibt es hier.
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