Schreibwettbewerb der BezirksZeitung
"Der Stephansdom auf der Karotte" von Jan
Jan hat mit dieser Geschichte beim Schreibwettbewerb der BezirksZeitung teilgenommen.
WIEN. “Und wie kriegen wir den Turm da wieder runter?”, fragte Marlis. Darauf wusste keiner der drei eine Antwort. Beginnen wir aber von vorne.
Es war ein nebliger Sonntagmorgen in Elfenhein. Barbur wurde vom schrillen Schrei seines Wichtels geweckt. „Aufstehen, aufstehen!“ „Sei leise“, meinte er, aber es war zu spät. Einmal wach, immer wach. Barbur setzte sich schlaftrunken auf und schlurfte aus dem Zimmer. “Hast du zumindestens schon Frühstück gemacht?”, fragte er den Wichtel, der ihm hinterherlief. “Natürlich, natürlich, alles schon gerichtet.”
Der Junge machte sich über das Essen her. Toast mit Erdbeermarmelade, was gab es Besseres. Er biss gerade in sein Brötchen hinein, als an der Tür wild geklopft wurde: ”Barbur, Barbur, es hat geschneit. Kommst du zum Rodeln?” Hastig stolperte er zur Tür. Er hatte gar nicht gewusst, dass es geschneit hatte, aber tatsächlich.
Als er die Flügeltür öffnete, schlugen ihm Flocken und ein Schneeball ins Gesicht. Sein Freund Dubledu stand lachend vor der Tür und sah zu, wie Barbur sich den Schnee abschüttelte. “Bin gleich zurück, rief Barbur und verschwand auf der Treppe. Schnell schlüpfte er in sein Gewand und die Winterausrüstung, rief ins Elternschlafzimmer „Bin bald zurück” und war nach drei Neonen (Zeiteinheit in Elfenhein) draußen im Schneegestöber. „Hast du eine Rodel für zwei Personen?“, fragte Dubledu. „Nein, leider nicht, aber wir könnten versuchen, die Einsitzer zu vergrößern. It's magic.“ Die beiden lachten sich krumm über Barburs Witz. „Aber woher könnten wir einen Zauberstab bekommen“, überlegte der Possenreißer laut, „Ich könnte den von Mama klauen, aber froh wird sie darüber nicht sein.“ „Probiers, ermunterte ihn sein Freund.
Also schlich sich Barbur wieder in sein Elternhaus. Am Esstisch vorbei, rein ins Schlafzimmer. Langsam ging er zum Kopfpolster seiner Mutter. Darunter war der Zauberstab versteckt, das wusste er. So vorsichtig wie möglich schob er seine Hand unter das Kissen. Plötzlich drehte sich seine Mama um, Barbur erstarrte. Doch sie grunzte nur etwas Unverständliches, bevor sie den Kopf vom Polster nahm. Jetzt war der Weg für den minderjährigen Dieb frei. Leise huschte er aus dem Zimmer, wie ein Schatten, und stand kurz darauf mit triumphierender Miene wieder im Schneegestöber. „Ich hoffe, du hast in der Schule gut aufgepasst“,
meinte Dubledu, „sonst geht noch etwas schief.“ „Ach bei mir doch nicht“, lachte sein Freund und die beiden marschierten auf den Karottenspitzenberg zu.
An seinen Hängen konnte man am besten Rodeln. Karottenspitzenberg heißt er, weil auf seinen Südhängen Karotten wachsen und seine Spitze so spitz wie eine Nähnadel ist. Noch nie hatte es ein Zauberer geschafft, darauf zu stehen. Man erzählte sich, dass es einmal einer versucht haben soll, der dann aber aufgespießt und verschwunden sei. Angst aber hatte niemand. Beim Vorbeigehen schnappte sich Barbur eine Karotte. „Wie kannst du dieses Zeug nur essen, mir wird schon schlecht beim Hinschauen“, wunderte sich Dubledu. Aber er wusste die Antwort schon. Er hatte sie schon oft gehört, immer dasselbe. Doch zum Glück waren die beiden schon oben.
„Dann, ab geht’s zum Rodelzaubern“, lachten die beiden. Nach einer längeren Denkpause, die beiden hatten den Spruch vergessen, fiel er ihnen wieder ein. „Abrikidibri, Rodel werde länger, Steph-ansdo- mach!“ Gleichzeitig zu diesem Zauberspruch schwang Barbur den Zauberstab hin und her, und tatsächlich rumpelte etwas. Es wurde stärker und stärker und plötzlich begann die Rodel zu wachsen. Die beiden Freunde freuten sich riesig. Doch wie aus dem Nichts stand da ein Mädchen, verwirrt und desorientiert.
„Oh, hallo, wo kommst du denn her“, fragte Dubledu. „Aus Wien“, antwortete dieses. Und wo bin ich jetzt?“ „In Elfenhein! Wo liegt den Wien?“ „In Österreich.“ „Kommst du aus einer anderen Welt? Ich wusste nicht, dass es eine zweite Welt gibt. In Weltenkunde haben wir das nicht gelernt.“ „Anscheinend. Und wie habt ihr mich und den Stephansdom hier herbekommen?“ „Wir können zaubern“, meinte Barbur, „Aber was meinst du mit Stephansdom?“ „Na das da oben. Und übrigens, ich heiße Marlis, und ihr?“ Die zwei stellten sich vor. „Und wie kriegen wir den Turm da wieder runter?”, fagte Marlis. Aber darauf wusste keiner der drei eine Antwort.
Das größte Problem war, er stand am Kopf, auf der dünnen Spitze, und drohte jeden Moment runterzufallen. Zusammen beschlossen sie, sich das Ganze genauer anzusehen. Dazu mussten sie steile Felshänge hinaufklettern. Zusammen mit der Rodel war dies kein leichtes Unterfangen. Nach schönen Schneehängen ging es immer steiler hinauf. Barbur und Dubledu konnten schon nicht mehr, nur Marlis war noch fit. Also wollte sie es alleine auskundschaften, bis sich die anderen ausgeruht hatten. Die Schneehänge waren schon teils unterbrochen von Felsen und Kletterpartien. Das Mädchen war fast oben angekommen, da passierte ihr ein kleines Missgeschick mit schweren Folgen.
Sie stieg auf den Schnee und dachte sich nichts dabei, bis sie plötzlich immer schneller und schneller den Hang runterdonnerte. „Eine Lawine“, dachte sie, „ich muss hier irgendwie wieder raus.“ Von unten beobachteten die beiden Burschen das Spektakel. Am Anfang machten sie sich nur um Marlis Sorgen, aber bald bemerkten sie, dass die Schneemassen direkt auf sie zuschossen. „Schnell, spring auf die Rodel auf!“ rief Barbur. Dubledu sprang auf und zusammen rasten sie den Hang hinunter. Doch die Lawine kam näher und näher und verschluckte sie bald.
Doch zum Glück wurden sie nicht tief hinabgezogen. Mit vereinten Kräften kamen die beiden an die Oberfläche. In der Nähe buddelte sich auch Marlis an die Oberfläche. Als Barbur entsetzt war, weil er den Zauberstab verloren hatte, zog das kleine Mädchen einen eingeknickten Stab hervor. Er war zwar ein bisschen kaputt, aber immer noch funktionsfähig. Froh, der Naturgewalt entkommen zu sein, machten die drei erst einmal eine Pause. Doch bald kam wieder die Frage auf, wie man jetzt den Stephansdom von der Karottenspitze hinunterbekäme.
Also ging es wieder den Berg hinauf. Vielleicht funktionierte es ja jetzt. Nach drei Stunden kamen die drei oben an. Also fast oben. Im Schatten der Kirche wurde es ernst. Wie bekommt man ein riesiges Gotteshaus, das am Kopf steht, wieder hinunter.? „Ok, wie wärs, wenn wir mal zum Boden klettern und dort einmal weiterschauen“, meinte Marlis. Das war aber leichter gesagt als getan. Der Boden war ja jetzt oben und dort hinzukommen war ein Kraftakt. Sie fanden einen Tunnel, dem sie folgten. Die Zauberjungen waren ganz fasziniert von allem, was in so einem Nicht-Zauberer- Gebilde alles drinnen war.
Dubledu legte einen komischen Hebel um und kurz sprang Licht an, bevor es wieder erlosch. Fasziniert drückte auch Barbur einen Knopf. Plötzlich begann es zu läuten, ein ohrenbetäubender Ton, der durch die Kirche hallte und alles drehte sich. Dann hörte es auf. Alle standen wieder am Boden, alles war richtigherum. Nur die Glocke klingelte noch. „Barbur, du hast die Pummerin eingeschaltet, was ist denn in dich gefahren. Na ja, sehen wir zu, dass wir hier rauskommen“, schrie Marlis gegen den Lärm an.
Als die Pummerin verklang, hörten die drei Schritte. „Schnell, verstecken, flüsterte das Mädchen den Jungs zu, „Da kommt jemand.“ Gerade noch konnten sich die drei in eine dunkle Ecke drücken, als ein älterer Herr, großgewachsen, vorbeikam. Barbur hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um ihn zu berühren, doch er bemerkte sie nicht. Dubledu konnte sich das nicht erklären, warum er sie nicht gehört hatte, sein Herz hörte man doch pochen, so laut wie das schlug.
Als der Mann wieder weg war, schlichen sich die Fremdlinge raus aus dem Tunnel. Und da standen sie auch schon vor der Eingangstüre. Zum Glück stand sie offen und sie konnten einfach rauslaufen. Aber dann erstarrten alle drei. Sie waren nicht mehr auf der Karottenspitze, sie waren auch nicht mehr in Elfenhein, sie waren in Wien!
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