Wiener NEOS
Corona-Schikanen für Schanigärten auf Märkten?
Schanigarten-Betreiber auf den Märkten beklagen Schikanen durch das Marktamt. Die Wiener NEOS fordern daher mehr Freiheiten und individuelle Lösungen.Das Marktamt wiederum rechtfertigt seine Vorgangsweise mit der notwendigen Sicherheit in der Coronakrise.
WIEN. Nach der Coronakrise darf die Gastronomie morgen Freitag, 15. Mai, wieder aufsperren - auch die Schanigärten. Alle Schanigärten? Nein, denn die Schanigärten auf den Wiener Märkten unterliegen den Regeln des Marktamts, das dort ein eigenes Süppchen kocht.
"Ausgerechnet an Samstagen, wo oft 50 Prozent des Wochenumsatzes gemacht wird, dürfen Schanigärten nicht aufgestellt werden", beklagt NEOS-Wirtschaftssprecher Markus Ornig. Auch Uhrzeit-Beschränkungen an Wochentagen oder generelle Schanigarten-Verbote gibt es auf den Märkten. Hintergrund für die entsprechenden Bescheide des Marktamts ist zu wenig Platz auf den Märkten, auf denen als öffentliche Räume die Corona-Abstandsregeln eingehalten werden müssen.
"Insgesamt 21 Gastronomen auf vier Märkten sind davon betroffen", sagt Ornig und lässt einige von ihnen persönlich zu Wort kommen:
Ein Gastronom erklärt, dass ihm die Corona-Regeln das Geschäft kaputtmachen: "In unserem Lokal machen wir 70 Prozent vom Umsatz an der Theke und die restlichen 30 Prozent im Schanigarten. Beides geht wegen der neuen Corona-Regeln nicht, also machen wir gar kein Geschäft", so der Lokalbetreiber.
Kein Platz und kein Umsatz am Karmelitermarkt
Eine Standlerin am Leopoldstädter Karmelitermarkt beschwert sich, dass sie ihren Schanigarten erst ab 14 Uhr aufstellen darf: "Da machen wir aber fast keinen Umsatz mehr."
Franz Haslinger betreibt die Weinschenke: "Unseren Schanigarten dürfen wir laut Marktamt gar nicht aufstellen, weil am Karmelitermarkt zuwenig Platz ist, um die Corona-Abstandsregeln einzuhalten", sagt er. "Warum können wir nicht etwa die Feuerwehr-Zufahrten verwenden, um unseren Schanigarten aufzustellen?"
Stimmen vom Hannovermarkt
"An Samstagen dürfen wir unseren Schanigarten gar nicht aufstellen, obwohl wir da das meiste Geschäft machen, und an Wochentagen erst ab 18 Uhr", beklagt ein Gastronom am Brigittenauer Hannovermarkt. "Da werden wir nicht viel Geschäft machen können."
So läuft's am Rochusmarkt im 3. Bezirk
"Wir müssen am Rochusmarkt mehr Platz für die Gäste schaffen, sonst dürfen wir unseren Schanigarten nicht aufsperren und machen zuwenig Umsatz", fordert ein Gastronom.
Marktamt: Die Sicherheit geht vor
"Wir hatten 160 Schanigarten-Anträge auf den Wiener Märkten", sagt Alexander Hengl von der MA 59 (Marktamt), "davon sind 139 genau so bewilligt worden, wie angesucht wurde. Nur 21 Schanigärten dürfen stundenweise nicht betrieben werden, weil dort wegen zuwenig Platz die Corona-Abstandsregeln nicht eingehalten werden können."
NEOS unterstützt die Gewerbetreibenden
„Bei den betroffenen Betrieben lösen solche Schreiben des Marktamts klarerweise keine Freudensprünge aus", sagt Ornig. „Einer ohnehin durch die Maßnahmen im Zuge der Covid-19 Pandemie besonders gebeutelten Branche ihren wohlverdienten Umsatz zu nehmen, ist ein weiterer harter Schlag. Vor allem die Kurzfristigkeit ist eine Frechheit.“
NEOS fordern, dass das Marktamt den Gastronomen die Schanigartengebühr für das gesamte Jahr erlässt, "nicht nur für die Monate April und Mai." Eine Restaurant-Betreiberin am Karmelitermarkt unterstützt diese Forderung: "Wir zahlen für unseren Schanigarten die volle Gebühr, müssen ihn aber am Samstag für den Bauernmarkt freigeben - ohne Kostenreduktion. Das ist nicht nachvollziehbar." Einzeltermine des Marktamts mit den betroffenen Markt-Gastronomen lautet eine weitere Forderung von NEOS, ebenso wie das Finden von individuellen Lösungen. "Es ist gerade jetzt enorm wichtig, die Standler zu unterstützen!“, so Ornig.
Marktamt: Märkte sind für Handel da
"Unsere Wiener Märkte sind per Gesetz Handelsplattformen, und keine Schanigarten-Plattformen", sagt Hengl. "Das Marktamt hat sich etwa mit Straßensperren und rund 60 Leuten im Einsatz bemüht, für größtmögliche Sicherheit auf den Märkten zu sorgen und so auch die Bauernmärkte zu ermöglichen."
"Aufgabe des Marktamts ist es, auf den Märkten die Einhaltung der Abstandsregeln und damit die Sicherheit zu gewährleisten - da müssen auch Kompromisse gemacht werden. Ansonsten müssten wir wegen der Vorgaben der Bundesregierung alle Märkte sperren, davon wären rund 1.500 Betriebe betroffen. Wollen das die NEOS?"
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