Neue Erkenntnisse
Arsen in Büchern – Wiener Bibliotheken alarmiert
Weil Bücher aus dem 19. Jahrhundert womöglich Spuren von Arsen enthalten könnten, hat die Österreichische Nationalbibliothek einen vorübergehenden Ausgabestopp für diese erlassen. Auch andere Wiener Bibliotheken sind alarmiert.
WIEN. Deutsche Bibliotheken sind derzeit alarmiert, seit der Verdacht aufgekommen ist, dass alte Bücher mit Arsen belastet sein könnten. Bei Arsen handelt es sich dabei um ein hochgiftiges Halbmetall.
Neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge soll in einigen grünen Farbpigmenten nämlich Arsen enthalten sein. Betroffen seien Werke aus dem 19. Jahrhundert, bei deren Produktion mitunter Arsenverbindungen zum Einsatz gekommen sein könnten. Erst vor einigen Tagen soll die Universitätsbibliothek Bielefeld ihre Studierenden per Mail über möglicherweise arsenbelastete Bücher informiert haben.
Gefahr beim Einatmen von Staub
Das Arsen kann vor allem in grünen Farbstoffen vorkommen. Betroffen sind daher vermehrt Bücher mit grünen Einbänden, Buchschnitten oder Vorsatzblättern. Möglicherweise gefährlich könne das Einatmen von Staub aus betroffenen Büchern sein oder wenn etwa zum Umblättern der Seiten die Finger mit der Zunge angefeuchtet werden würden, hieß es in einem Beitrag über das Thema vom deutschen Sender "WDR".
Aufgrund der möglichen Gesundheitsgefährdung wurden bei etlichen deutschen Bibliotheken betroffene Bücher und Zeitschriften vorübergehend aus dem Bestand genommen. Einem Bericht des ORF zufolge hat die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) ebenfalls einen temporären Ausgabestopp von Büchern in die Wege geleitet.
Nationalbibliothek setzt Maßnahme
Man wisse vom möglichen Arsengehalt in den Grünpigmenten, heißt es nach Anfrage des ORF von ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger. "Das bekannteste Pigment namens ‚Schweinfurtergrün‘ wurde ab 1882 in Deutschland verboten", erklärte sie. Es sei unter anderem zur Kolorierung von Buchschnitten verwendet worden. "Ab sofort werden keine Bücher, die einen grünen Buchschnitt aus dem 19. Jahrhundert aufweisen, ausgegeben, sondern zuvor im hauseigenen Institut für Restaurierung auf Arsen getestet", informiert sie weiter.
Auch die Universität Wien wisse von dem Problem und prüfe im Moment in der Bibliothek entsprechende Bücher, wie man dem ORF mitteilt. Grundsätzlich gäbe es viele Bücher aus dem 19. Jahrhundert im Bestand, allerdings müsse erst geprüft werden, wie viele tatsächlich die grünen Farbstoffe enthalten.
Die Wienbibliothek im Rathaus war sich des Problems bislang nicht bewusst, man würde allerdings mit erhöhter Vorsicht an die Sache herangehen. "Entsprechende Objekte werden wir der Restaurierung übergeben. Mögliche Interessierte werden wir selbstverständlich auf das Problem hinweisen", hieß es seitens der Wienbibliothek. Viele Werke seien ohnedies digital vorhanden, worauf man die Besucherinnen und Besucher ebenfalls aufmerksam machen werde. Man gehe aber ebenfalls nur von einem geringen Anteil an betroffenen Büchern aus.
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