25. Todestag
Als Marcus Omofuma bei seiner Abschiebung aus Wien starb
Am 1. Mai 1999 sollte der 26-jährige Marcus Omofuma mit einem Balkan Air-Flugzeug von Wien nach Bulgarien abgeschoben werden. Jedoch starb er im Zuge dessen auf dem Flug. Er wurde gefesselt und seine Atemwege wurden mit Klebebändern blockiert. Drei Polizisten kamen mit bedingten Strafen davon. 25 Jahre später gibt es eine Gedenkkundgebung in Wien.
WIEN. Marcus Omofuma, 25 Jahre jung, stellte als nigerianischer Asylwerber zunächst einen Asylantrag in Deutschland. Nachdem er abgelehnt wurde, reiste er 1998 irregulär nach Österreich ein und suchte hier ebenfalls um Asyl an. Er gab an, in seinem Heimatland religiös verfolgt zu werden.
Sein Antrag wurde in beiden Instanzen abgelehnt, weshalb er im Dezember 1998 in Schubhaft genommen wurde. Am 1. Mai 1999 sollte er mit einem Balkan Air-Flugzeug nach Bulgarien abgeschoben werden. Laut Innenministerium habe er Omofuma bereits während des Eincheckvorganges "nachhaltigen und erheblichen körperlichen Widerstand" geleistet. Doch laut einem Flughafen-Pressesprecher damals sei der 26-Jährige auf dem Weg vom Auto zum Flugzeug und rund um das Flugzeug "nicht laut gewesen".
Omofuma starb im Verlauf seiner Abschiebung auf dem Flug nach Sofia. Medizinische Gutachten zeigten, dass sein Tod im Flugzeug dadurch verursacht wurde, dass er einschürend gefesselt worden war und seine Atemwege teils mit Klebebändern blockiert worden waren. Drei Beamte schnürten seinen Brustkorb mit Klebebändern an den Sitz und verklebten den Mund sowie laut Gutachten zumindest einen Teil des rechten Nasenloches, sodass Omofuma entweder erstickte oder an Herzversagen starb. Die Gutachten seien hier uneinig, berichteten Medien damals.
Bedingte Strafen für Polizisten
Drei beteiligte Polizisten wurden drei Jahre später wegen fahrlässiger Tötung zu bedingten Strafen verurteilt. Sie bekamen acht Monate bedingt unter einer Probezeit von drei Jahren. Dies ermöglichte ihnen eine Weiterbeschäftigung bei der Polizei, ihre Suspendierung vom Dienst wurde am 5. Mai 2001 aufgehoben, Monate vor der ersten Hauptverhandlung.
Der Tod des jungen Mannes sorgte für die bislang größte Protestbewegung afrikanischer Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlingen in Österreich. Mehrere Demonstrationen fanden statt, auch die Plattform "Für eine Welt ohne Rassismus" wurde gegründet. Im Rahmen der "Operation Spring" wurden Ende Mai 1999 etwa hundert mutmaßliche Drogenhändler afrikanischer Herkunft festgenommen. Jedoch erwiesen sich viele der Vorwürfe als nicht zutreffend.
2003 wurde das Omofuma-Mahnmal, ein drei Meter hoher und fünf Tonnen schwerer schwarzer Granitblock, von der Bildhauerin Ulrike Truger ohne Auftrag geschaffen. Ohne behördliche Bewilligung wurde es am 10. Oktober 2003 vor der Staatsoper aufgestellt. Später wurde beschlossen, das Mahnmal von diesem Standort zu entfernen. Heute befindet sich das Denkmal am Platz der Menschenrechte.
Demo am 1. Mai
25 Jahre nach dem Tod von Omofuma organisieren "Afrodiaspora-Austria", "Network Africa-Communities Austria", "Afrique-Europe Interact Wien", "Stop Deportations Vienna", Plattform "Radikale Linke" mit Unterstützung der HochschülerInnenschaft der Akademie der bildenden Künste in Wien eine Gedenkkundgebung. Die Veranstalter sprechen von Mord, der "kein Einzelfall war". "Immer wieder wurden in den letzten Jahrzehnten schwarze Menschen durch rassistische Polizeigewalt getötet. Diese Gewalt ist tief verankert in einer jahrhundertelangen Geschichte des kolonialen Rassismus und hat System", heißt es.
Die Demo findet am 1. Mai um 12.30 Uhr beim Omofuma-Gedenkstein statt.
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