"LiLibelle": Von der Architektin zur Mode-Designerin

In ihrem Atelier im 9. Bezirk stellt Liane Liszt (56) ihre Kleider, Röcke und Schals aus. | Foto: Edler
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WIEN. Fliegengitter, eine Wasserspritze und einen Schwingschleifer. All das braucht Liane Liszt. "Ich bin eine Handwerkerin, das liegt mir einfach." Vom Werkzeug der 56-Jährigen lässt sich nur schwer darauf schließen, dass ihr Herz für Mode schlägt. Genauer gesagt für das Filzen. Mithilfe von Fliegengitter, Wasserspritze und Schwingschleifer fertigt die gelernte Architektin filigrane Kleider, Röcke und Schals.

Bis Liszts Kreationen fertig sind, dauert es: bis zu drei Stunden etwa für einen Schal. "Wenn ich gut drauf bin, schaffe ich drei Stück davon pro Woche. Das geht neben meiner Arbeit", so Liszt. Zuerst den Filz – der ursprünglich aussieht wie ein Wattebausch – rauszupfen, auflegen und mit Fliegengitter fixieren. Dann wird der Filz nass gemacht, um die Fasern zu verbinden. "Am schnellsten geht’s mit einer Wasserspritze, die man auch für Blumen nimmt." Die hat sich Liszt übrigens – ganz Handwerkerin – im Großformat im Baumarkt besorgt.

Essig für die Fasern

Dann geht’s zur Sache: Nach dem Einseifen – klassisch mit Kernseife – kommt der Schwingschleifer fürs eigentliche Filzen zum Einsatz. "Händisch streicheln würd auch gehen. Aber da streichelt man schon sehr lange."

Trocknen lassen, durchspülen – dafür empfiehlt Liszt übrigens einen Schuss Essig im Wasser – und fertig. "Wie die Stücke schlussendlich aussehen, ist immer eine Überraschung. Bisher aber jedes Mal eine angenehme", so Liszt, die ihre Mode seit einem Jahr auch unter dem Label "LiLibelle" vertreibt. Schals kosten ab 100 Euro, Kleider schon an die 300 Euro. "Es sind zwar alles Einzelstücke. Aber das ist schon die Schmerzgrenze, was die Leute ausgeben wollen."

Mode als "brotlose Kunst"

So kurz Liszt ihr Label erst betreibt, so lange schlägt ihr Herz bereits für die Mode – "nämlich immer schon". Studiert hat Liszt aber Architektur, auf Wunsch ihrer Eltern. "Von ihnen hieß es damals, dass Mode ein brotloser Beruf ist. Dass das in der Architektur oft auch nicht besser ist, wussten sie nicht."

Von "brotlos" kann aber zumindest bei Liszt nicht die Rede sein: Seit 20 Jahren selbstständig, kann sie auf Projekte wie die neue Tribüne Krieau oder die Umgestaltung des Krapfenwaldbads verweisen. "LiLibelle" ist derweil nur ihr zweites Standbein. Das soll sich aber ändern: "Wenn alles gut läuft, werd ich die Architektur sein lassen. Hoffentlich in drei Jahren." Dann will sich Liszt statt um Beton oder Holz nur mehr um Filz als Werkstoff kümmern.

Hintergrund: LiLibelle

Wer sich für die Kreationen von Liane Liszt interessiert: Ihr Atelier in der Garnisongasse 3/17 im 9. Bezirk hat Montag (16–20 Uhr) und Donnerstag (12–16 Uhr) geöffnet. Zu anderen Zeiten nach Vereinbarung unter 0676/6718577. Info: li-libelle.at

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