Kommentar
Alles für ein bisserl weniger Bürokratie?
Die Patienten merken kaum etwas, doch hinter der von der letzten Regierung forcierten "e-card neu" sowie der Umstellung der neun Krankenkassen auf eine Gesundheitskasse steckt monatelange Schweißarbeit.
In der Zentrale der Gesundheitskasse herrscht wenige Wochen vor Start Hochbetrieb, wie mein Lokalaugenschein zeigt: 18.000 Formulare mussten mit einem - weil angeblich mit enormen Kosten verbunden – umstrittenen einheitlichen Logo (grüner Kreis) versehen, tausende unterschiedliche Stempel und Schilder umgetauscht, Telefone umgerüstet, E-Mailadressen umgeleitet werden. Neben der Kritik an den Kosten (beschlossen wurden 7,1 Millionen Euro für die Fusion) steht jetzt auch noch die Kritik eines möglichen "Postenschachers" bei Umbesetzungen im Raum.
Aber auch ein zweites Erbe der ÖVP-FPÖ-Regierung, "e-card neu", für das sich jene rund 1,5 Millionen Menschen in Österreich, von denen kein offizielles Dokument vorliegt, mit Foto registrieren lassen müssen, ist ein Hercules-Projekt: Allein dafür wurden bis 2023 175.000 Arbeitsstunden in der Verwaltung veranschlagt, mit dem Ziel, "Sozialbetrug" durch Missbrauch von e-cards zu unterbinden. Bedenkt man, dass aufgrund aller bisher aufgedeckten Missbrauchsfälle ein Schaden von etwa 42.000 Euro laut Folgeabschätzung Umsetzungskosten von rund 33 Millionen Euro gegenüberstehen, drängt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Projekts auf. Einzig die Ärzte, denen die Bürde aufoktroyiert wurde, die Identität ihrer Patienten festzustellen, freut's. Für sie bedeutet die neue e-card weniger Bürokratie. Jedenfalls ein bisserl weniger.
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