Verfolgt, vertrieben und ermordet
Das Projekt „Verlorene Nachbarschaft“ erinnert an Josefstädter Nazi-Opfer
In der Josefstädter Straße 29 erhält eine Gedenktafel die Erinnerung an vertriebene jüdische Bewohner.
(siv). Sieben Mieter und deren Familien wurden während der Nazizeit von hier vertrieben. Einigen gelang die Flucht. „Für sechs Menschen, die zunächst mit vielen anderen in Sammelwohnungen gepfercht wurden, endete der Lebensweg mit der Deportation und der Ermordung in Todeslagern: Theresienstadt, Minsk, Maly Trostinec, Ausschwitz, Riga“, erzählt Heidrun Pirchner, eine der Initiatoren.
Archiv jüdischer Bewohner
Das Projektteam – Heidrun Pirchner, das Ehepaar Susanne und Ernst Piffl sowie Hedwig Seyr-Glatz – erhielt die Namen der sieben Personen im März 2008 vom Josefstädter Bezirksmuseum.
„Das Bezirksmuseum hat dieses Archiv jüdischer Bewohner des 8. Bezirks im Rahmen des Projekts Neudeggergasse, einer Gedenkveranstaltung zur Zerstörung des ehemaligen Tempels im Jahr 1998, erstellt“, so Pirchner.
Gedenken an Bewohner
Die Gedenktafel im Hausflur in der Josefstädter Straße 29 soll vor allem die Hausbewohner ansprechen. „Wir wollen gemeinsam an die Menschen denken, die gewaltsam aus einer Hausgemeinschaft entfernt und sogar getötet wurden. Und an eine Diktatur, in der so etwas möglich war“, so Pirchner.
Auch andere Mieter beteiligt
Neben dem Projektteam um Heidrun Pirchner engagierten sich weitere Mieter. Sie bildeten ein Unterstützungsteam für den
Realisierungsantrag an die
Eigentümergemeinschaft des Hauses.
Finanziert wurde die Gedenktafel durch Basis.Kultur.Wien, eine Einrichtung des Wiener Volksbildungswerks, das Kultur- und Bildungsinitiativen unterstützt.
Das sind die Opfer
Diesen sechs Vertriebenen und Ermordeten Josefstädtern wird mit der Gedenktafel im Haus an der Josefstädter Straße 29 gedacht:
• Benedikt Fischer: Geboren am 1. Mai 1857, verstorben am 27. August 1942 in Theresienstadt.
• Natalie Hajowsky: Geboren am 31. Dezember 1906, am 17. August 1942 nach Maly Trostinec bei Minsk (Weißrussland) deportiert, später ermordet; laut Yad Vashem am 21. August 1942 gestorben.
• Gisela Herzog: Geboren am 22. Juli 1892, mit ihrer Tochter Edith (21. Mai 1921) am 28. November 1941 nach Minsk deportiert und umgekommen.
• Paul Kastner: Geboren am 25. März 1891, die Spur verliert sich, er könnte überlebt haben.
• Alois Perl: Geboren am 5. September 1874, er und seine Gattin Henriette (8. Mai 1873) wurden am 3. Dezember 1941 nach Riga transportiert, wo sie auch verstarben.
• Rudolf Philipp: Geburtsdatum unbekannt, er hat den Holocaust in Shanghai überlebt und kehrte wieder in die Josefstadt zurück.
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