Wieden
Bezirksvertretung will NS-Zwangsarbeiterlager kontextualisieren
Während der NS-Zeit wurden mehrere Gebäude im Bezirk zu Zwangsarbeiterlagern umfunktioniert. Links, Grüne und freie Mandatarin Eveline Dürr fordern die Kontextualisierung dieser.
WIEN/WIEDEN. Während der NS-Zeit gab es auf der Wieden an allen Ecken Zwangsarbeiterlager. Diese waren etwa in der Mommsengasse 35, der Weyringergasse 7, der Schlüsselgasse 6, auf der Wiedner Hauptstraße 12 und 180 sowie in der Viktorgasse 7. In letztere wurden vor allem russische Kriegsgefangene gebracht.
Das größte Lager im Bezirk befand sich einst in der Operngasse 13/Wiedner Hauptstraße 10. Heute ist es ein Studentenheim der TU Wien. Doch vor mehr als 70 Jahren waren hier russische, griechische, tschechische und jugoslawische Kriegsgefangene untergebracht, die unter schwersten Bedingungen harte Arbeiten durchführen mussten. Für spezielle Projekte sollen auch KZ-Häftlinge hinzugezogen worden sein.
Es soll mehr gedacht werden
Heute erinnert nur wenig an diese dunkle Geschichte der Wieden. Hier und da gibt es Verweise und Tafeln, die die NS-Vergangenheit des Bezirks aufzeigt, aber sie decken nicht alles ab, was hier geschehen ist. Das sieht auch Links-Mandatarin Amela Pokorski so.
"Ich weiß natürlich Bescheid, weil ich mich mein ganzes Leben intensiv damit auseinandergesetzt habe. So gut wie nichts erinnert aber die breite Öffentlichkeit an diese Menschen und ihr Leben", erklärt Pokorski. "Ich stehe für eine Erinnerungspolitik, die zeigt, wie es zu Ausgrenzungs- und Tötungsbereitschaft, gegenmenschlichen Entwicklungen und Massengewaltprozessen kommen konnte und kann."
Warten auf die Stadt
Um hier Abhilfe zu schaffen, stellte sie in den zwei vergangenen Bezirksvertretungssitzungen entsprechende Anträge. Mit der freien Mandatarin Eveline Dürr forderte sie ein Kontextualisierungsprojekt für die Operngasse 13 und mit den Grünen das gleiche für die Viktorgasse 7.
Die Stadt Wien soll den Bezirk dabei mit finanziellen Mitteln aus dem Zentralbudget unterstützen. Beim ersten Antrag verwies die Stadt Wien den Bezirk auf den Verein Kunst im öffentlichen Raum und das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands. Der zweite Antrag wird derzeit bearbeitet.
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