Voitsberger Urgestein
"Seiersberg tut noch immer weh"
Am 28. März verlässt der Voitsberger Vize-Bgm. Walter Gaich die unmittelbare politische Bühne. Seit wann sind Sie politisch tätig?
Walter Gaich: Wenn man es genau nimmt, seit fast 50 Jahren, als ich im Wirtschaftsbund als Funktionär begann. Drei jahre war ich ÖVP-Ortsparteiobmann in Kainach, 15 Jahre lang bin ich Stadtparteiobmann der ÖVP Voitsberg, davon war ich 14 Jahre lang Vize-Bürgermeister. Ich hatte es eigentlich nicht vor, politisch tätig zu werden, aber in der Wirtschaftskammer bin ich fast automatisch reingerutscht.
Haben Sie einige Male schlecht geschlafen, seit Sie in der Politik sind?
Gaich: Ja, mehrmals. Am meisten habe ich mich in der Aktionsgemeinschaft Österreichische Wirtschaft aufgeregt, als ich von 1989 bis 1996 Obmann war. Ich kämpfte aktiv gegen die Shopping City Seiersberg, weil hier das Recht mit Füßen getreten wurde. Die Seiersberger sind bei Rot über die Kreuzung gefahren und man alles legalisiert. Bis heute ist diese Angelegenheit nicht ausgestanden und ich überlege, ob ich nächstes Jahr hier nicht wieder aktiv werden sollte. In dieser Causa wurde ich sogar wegen Rufschädigung angeklagt, allerdings ohne verurteilt zu werden.
Ihr schönster Erfolg?
Gaich: Die Stilllegung von ÖDK 3 und die Verschrottung des Kraftwerks. Zu Beginn stand ich völlig allein auf weiter Flur. Hätte es das Kraftwerk weitergegeben, hätten wir bald eine Luft gehabt, die nicht mehr lebenswert gewesen wäre. Das geschah zum Wohle der gesamten Voitsberger Bevölkerung.
Hatten Sie vor, so lange Vizebürgermeister zu sein?
Gaich: Nein, eigentlich nicht. Ich wollte alles damals Peter Kalcher übergeben, doch leider kam sein tragischer Tod dazwischen. Jetzt habe ich mit Manfred Prettenthaler endlich einen würdigen Nachfolger. Er hat jetzt bis zur Wahl fast ein Jahr Zeit, sich einzuarbeiten, auch als Vize-Bürgermeister. Im Gemeinderat war er ja schon länger.
Sie waren aber nicht nur Politiker.
Gaich: Vor 40 Jahren gründete ich ein Elektrounternehmen in Voitsberg, am 31. Dezember 1970 kaufte ich das Ärztezentrum, das damals noch keines war. Dieses gibt es seit rund 30 Jahren. Mein Sohn und mein Enkerl sind auch Unternehmer, das finde ich sehr schön.
Ihr Verhältnis zu Bgm. Ernst Meixner?
Gaich: Ich hatte immer eine korrekte Gesprächsbasis mit ihm, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. Einige Dinge hätte ich anders gemacht, zum Beispiel waren mir immer die Parkgebühren am Hauptplatz ein Dorn im Auge. Die ÖVP war immer eine Art Korrektiv, aber gegen absolute Mehrheiten kannst du nicht viel machen. Mein Credo war immer, zu den Menschen zu gehen. Ich besuchte allein in den letzten zwei Jahren 334 Veranstaltungen. Und als Bezirksobmann des Seniorenbunds bleibe ich ja aktiv.
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