Coffee with Cops
Gegen Gewalt - Schulterschluss von Polizei und Akzente
Im Rahmen der Aktion "Coffee with Cops" ließ sich die Voitsberger Polizeiinspektion am Weltfrauentag etwas Besonderes einfallen. In Zusammenarbeit mit der Mädchen- und Frauenberatungsstelle "akzente" luden die stellvertretende Kommandantin Andrea Scherr und ihre Kolleginnen zu einem Info-Vormittag auf den Platz vor der Polizeiinspektion.
VOITSBERG. Die österreichweiten Schlagzeilen der letzten Wochen lasen sich wie ein Gruselkabinett. Von Gruppenvergewaltigungen über missbrauchte Drogentote bis hin zu Feminiziden. Die Gewalt gegen Mädchen und Frauen scheint omnipräsent zu sein. Nicht nur deswegen lud die Polizei Voitsberg im Rahmen der Aktion "Coffee with Cops" am Weltfrauentag in Kooperation mit dem Verein "akzente" zu einem informativen Vormittag vor die Polizeiinspektion in Voitsberg.
Die stellvertretende Voitsberger Kommandantin Andrea Scherr und zwei ihrer Polizei-Kolleginnen trafen sich mit Interessierten und auch mit 24 Schülerinnen und Schülern des 3. Jahrgangs der HLW Lipizzanerheimat unter Begleitung von Pädagogin Marianne Landsmann. Akzente-Geschäftsführerin Astrid Kniendl hatte Info-Material mit und der Beruf Polizistin wurde ebenso nähergebracht wie der Sicherheitsaspekt.
Enge Kooperation
"Die Kooperation zwischen der Polizei und unserer Mädchen- und Frauenberatungsstelle ist sehr gut", meinte Astrid Kniendl. "Wir arbeiten sehr eng bei der Gewaltprävention zusammen und sind auch beim jährlichen Gewaltschutztreffen der Polizei mit integriert." Kniendl und ihre Kolleginnen stellten in letzter Zeit steigende Zahlen bezüglich Gewalt gegen Mädchen und Frauen im Bezirk Voitsberg fest, wie auch Claudia Tillinger, die Leiterin von zam Voitsberg, nur bestätigen kann.
Seit knapp drei Jahren gibt es übrigens eine Krisen- und Übergangswohnung, die von der Stadtgemeinde Voitsberg zur Verfügung gestellt, und von "akzente" vergeben und betreut wird. "Hier sind Frauen die Zielgruppe, die noch nicht von ganz schweren Gewalttaten betroffen sind, es soll eher der Prävention dienen", so Kniendl. Für zwei Monate können Frauen mit ihren Familien hier als regionale Möglichkeit Unterschlupf finden und müssen nicht ins Frauenhaus nach Graz, mit der Option für zwei weitere Monate. Die Wohnung ist derzeit belegt, der Bedarf ist ungebrochen.
Strukturelle Probleme
Kniendl ortet die Ursache in der erhöhten Gewaltbereitschaft gegen Mädchen und Frauen in strukturellen Themen. "Oft sind es fehlende berufliche oder finanzielle Perspektiven, die Frauen in einer Gewaltbeziehung feststecken lassen. Wer aufgrund von Teilzeit nur 500 Euro im Monat verdient, hat auch wenig Möglichkeiten", argumentiert Kniendl. Sie sieht diese Krisen- und Übergangswohnung nicht als Schutzeinrichtung an, sondern als Möglichkeit, dass sich Frauen mittelfristig stabilisieren können.
Interessanterweise docken bei "akzente" nicht nur Frauen an, sondern auch Männer. "Es sind gesellschaftliche Themen wie die weiterhin geringe Akzeptanz der Väterkarenz, die Brennpunkte sind." Akzente arbeitet auch eng mit der Männerberatungsstelle in Voitsberg zusammen, wo sie gemeinsam mit Jugendgruppen arbeiten.
Die stellvertretende Postenkommandantin Andrea Scherr - immerhin eine von drei Kommandant-Stellvertreterinnen im Bezirk Voitsberg - bestätigte den Trend von steigenden Wegweisungen, sieht diese Entwicklung aber in Wellen. "In letzter Zeit häuften sich die Fälle der Betretungsverbote, welche zum allergrößten Teil Männer betreffen." Die Gemütslage der betroffenen Frauen beschrieb Scherr als komplett unterschiedlich von völlig aufgelöst bis komplett ruhig. Das Verbot wird von der Polizei in den ersten drei Tagen überprüft. Bei Nichteinhalten des Verbots gibt es dann eine Anzeige.
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