Universitätsklinikum Tulln
Kinder- und Jugendpsychiatrie wird ausgebaut

- Visualisierung des neuen Zubaus der Kinder- und Jugendpsychiatrie beim Universitätsklinikum Tulln.
- Foto: UK Tulln
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Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Tulln – wie die bauliche Erweiterung das Behandlungskonzept verbessert
TULLN. Der sich in der Entstehung befindliche Zubau soll – abgesehen von einer allgemeinen Erweiterung des Raumangebotes – vor allem drei fachliche Schwerpunktsetzungen möglich machen:
- die Etablierung der Eltern-Kind-Behandlung,
- den Ausbau des sich derzeit noch in der Pilotphase befindlichen Hometreatments,
- die räumliche Erweiterung der Tagesklinik
ELTERN-KIND-BEHANDLUNG
Die gemeinsame Therapie von Kindern mit psychischen Problemen und ihren Eltern(teilen) stellt ein in Österreich noch wenig umgesetztes Modell der kinderpsychiatrischen Behandlung dar. Andererseits weiß man, dass familiäre Risikobedingungen, wie beispielsweise psychische Erkrankungen der Eltern, pathologischer Bindungsstil, dysfunktionale Erziehungsmethoden oder die erhöhte elterliche Belastung infolge ungünstiger sozioökonomischer Umstände als bedeutende Einflussfaktoren für psychische Störungen im Kindesalter zu gelten haben. Diese Faktoren können dazu führen, dass die Eltern-Kind-Interaktion nicht mehr in adäquater Form stattfindet und ein Teufelskreis von elterlicher Überforderung, Hilflosigkeit und kindlicher Symptomatik entsteht.
Vor allem Erkenntnisse aus der Säuglings- und Kleinkindforschung rücken diese Aspekte in den Fokus und legen es nahe, Konzepte der gemeinsamen und interaktionszentrierten Behandlung von Eltern(teilen) und ihren Kindern zu entwickeln.
An der Station für Eltern-Kind-Behandlung können Kinder ab dem Säuglingsalter mit ihren Müttern, Vätern, bei entsprechender Indikation auch Geschwistern, stationär aufgenommen werden. Zielgruppen sind Säuglinge und Kleinkinder mit frühkindlichen Regulationsstörungen (schwere Schlaf- oder Fütterungsstörungen), Kinder mit Bindungsstörungen, Eltern-Kind-Systeme, die von Trennungsängsten bestimmt sind oder Eltern(teile), die infolge einer eigenen psychischen Erkrankung große Unsicherheiten in der Interaktion mit ihren Kindern aufweisen.
Besonders betont werden soll die außerordentlich präventive Bedeutung früher therapeutischer Interventionen in diesem Bereich. Je eher es gelingt, den oben angeführten Teufelskreisen zu entkommen, umso wahrscheinlicher ist eine weitere gesunde psychische Entwicklung.
HOMETREATMENT
Das Hometreatment (HT), mit dem an der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJPP) des Universitätsklinikums Tulln vor etwa drei Jahren begonnen wurde, stellt neben der ambulanten, tagesklinischen und stationären Therapie die vierte Säule der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung dar. Kinder und Jugendliche mit ihren Familien werden „aufsuchend“, das bedeutet in ihrem direkten Lebensumfeld, kinder- und jugendpsychiatrisch betreut und behandelt. Derzeit ist das im Rahmen zweier Modelle möglich:
- im Home-In-Modell werden junge Patient:innen nach einem ambulanten Erstkontakt intensiv (anfänglich 4x/Woche) in ihrem häuslichen Umfeld behandelt
- im HOPS-Modell („Hometreatment post stationär“) geschieht dies mit Kindern und Jugendlichen nach stationären Aufenthalten in einer etwas weniger intensiven Form (2x/ Woche). Die Behandlungen dauern in der Regel 3 bis 4 Monate und werden Kindern und Jugendlichen mit komplexen und langwierigen psychiatrischen Problemstellungen angeboten.
Das Hometreatment wird – genauso wie die Kleingruppen im stationären und tagesklinischen Bereich – von einem multiprofessionellen therapeutischen Team (Medizin, Psychologie, klinische Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Diplompflege) betrieben. Im Zubau der Abteilung soll das Hometreatment-Team auch räumlich ein Zuhause finden. Büros und Besprechungsräume sind dafür geplant.
TAGESKLINIK NEU
Die tagesklinische Behandlung (= ambulante Tagesbetreuung) in der KJPP gestaltet sich so, dass Kinder und Jugendliche über einen Zeitraum von mehreren Wochen bis Monaten täglich am Morgen an die Abteilung kommen, ein therapeutisches Programm durchlaufen und am mittleren Nachmittag wieder nach Hause gehen.
Die großzügig geplanten Räumlichkeiten des Zubaus werden nun die Führung zweier Tagesklinikgruppen zu je 5 Kindern bzw. Jugendlichen möglich machen, sodass die Versorgung der Region in diesem Behandlungssetting noch ein Stück verbessert werden kann.
DER ZUBAU IM ÜBERBLICK
- Tagesklinikbereich mit zwei großzügig gestalteten Gruppenbereichen
- Therapieräume (Ergo-, Musik- und Physiotherapie sowie Logopädie)
- Untersuchungs-/ Behandlungsräume für Gespräche
- Ambulanzraum
- Familienzimmerstation mit 4 Eltern- Kind-Zimmern
- Werkstatt
- Verwaltungsgeschoß
- Garderoben- und Lagerbereich im Untergeschoß
TECHNISCHE AUSSTATTUNG
- Krankenhausstandard
- Effiziente Lüftungsanlage mit einer max. Luftleistung 20.000m3/h
- Einzelraumregelung bei Heizen/Kühlen
- Freundliche Fassadengestaltung
- Feinsteinzeug in den Allgemeinbereichen, Holzfußböden in den individuellen Bereichen
- Kindgerechte Außengestaltung der Grünfläche in Verbindung mit dem bestehenden Hartplatz
- Überdachte Terrasse im südlichen Bereich für ganzjährige Nutzung im Freien
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