Flussregenpfeifer : Rekordbrut trotz zweimaligem Donau-Hochwasser
BEZIRK / NÖ / WIEN (red). In dieser Woche ist es endlich soweit: Nach dem dritten Brutversuch schlüpfen die Flussregenpfeifer auf den Schotterbänken der Donau. Die meisten der gut getarnten Gelege finden sich dabei auf den Kiesstränden und Inseln im Abschnitt des Nationalpark Donau-Auen. Die zierlichen Kiesbrüter beweisen mit dieser Brut heuer echtes Durchhaltevermögen, nachdem bereits Mitte Mai das erste Hochwasser die Nester mitsamt den Kleinen mitriss und Anfang Juni sich diese Situation wiederholte. Überrascht zeigen sich auch die Ornithologen von BirdLife Österreich, denn mit 31 Revieren und mehr als 12 registrierten Gelegen hat hier niemand mehr gerechnet. Die Experten sprechen derzeit von den höchsten Bestandzahlen der Flussregenpfeifer seit dem Start des Forschungsprojektes. Seit 2006 werden von der Vogelschutzorganisation in Kooperation mit dem Nationalpark Donau-Auen alle Nester und Bruterfolge erfasst und die Brutausfälle und ihre Ursachen untersucht.
Flexibles Verhalten bei Brutplatzwahl
„Wenn in den kommenden zwei Wochen kein Hochwasser den derzeitigen Bruterfolg mindert, sprechen wir vom besten Erfolg seit zehn Jahren, so Heinrich Frötscher von BirdLife Österreich. Der zierliche Flussregenpfeifer ist ein Langstreckenzieher, der im März bis April aus seinem Winterquartier in Afrika zurückkehrt und entlang der Donau und anderen Flüssen auf Kies- und Schotterbänken sein Nest in Bodenmulden anlegt. Schon bei der Brutplatzwahl und dem Brutbeginn muss der der hübsche Watvogel sich flexibel verhalten. Der Wasserstand der Gewässer bestimmt seinen Lebensraum. Frötscher: „Schon beim ersten Hochwasser Anfang Mai konnten wir beobachten wie die Altvögel die Gelege und das Revier aufgaben. Wenn dann das Wasser die Schotterbänke wieder freigibt, kommen die partnertreuen Vögel zurück und beginnen erneut mit dem Brüten“.
Flussrevitalisierung bringt den Flussregenpfeifer zurück
Bislang gingen die Experten nur noch von einigen wenigen Brutpaaren am Lech, dem einzigen natürlichen Fluss Österreichs und dem Nationalpark aus. Der ehemals häufige Brutvogel an den großen Flüssen wie Donau, Inn und Drau wurde durch die Flussregulierungen aus seinem natürlichen Lebensraum fast gänzlich verdrängt. Der Watvogel wird daher nur noch in geringer Zahl überwiegend dort heimisch, wo eine Rücknahme von harten Flussverbauungen vorgenommen wurde und die revitalisierten Gewässer auch eine Anbindung zu Altarmen beinhalten – wie es im Nationalpark Donau-Auen gelungen ist. Kronprinz Rudolf, ein begeisterter Ornithologe, sprach damals noch von Flussregenpfeifer, die sich allerorten auf den Inseln und Uferbänken der Donau-Auen finden.
Brutbestände bis zum Donaudelta untersucht
„Dieses erfreuliche Ergebnis bestätigt den Nationalpark Donau-Auen als eines der wichtigsten Gebiete für Vogelarten einer dynamischen Flusslandschaft“, so Georg Frank vom Nationalpark Donau-Auen. In Kooperation mit BirdLife wurde im Rahmen von DANUBEPARKS das Schutzprogramm auch auf andere große Naturschutzgebiete entlang der Donau ausgedehnt und in den vergangenen Jahren die Brutbestände bis zum Donaudelta am schwarzen Meer untersucht. „Flussrevitalisierungen haben den Nationalpark Donau-Auen zu einem der wichtigsten Brutplätze für den Flussregenpfeifers an der gesamten Donau gemacht!“, zeigt sich Frank begeistert.
Hochwasserflutwelle wird durch Staustufen verstärkt
„Wo sich der Fluss nicht mehr ausdehnen kann steigt das Wasser. Werden die Schleusen von einer Staustufen wie beim nahe gelegenen Kraftwerk Freudenau geöffnet, überschwemmt es die Uferbereiche in einer Geschwindigkeit, da können sich maximal Altvögel noch in Sicherheit bringen, beschreibt Heinrich Frötscher die wenigen Minuten, die dem Flussregenpfeifer bleiben um sich vor den Hochwasserflutwellen in Sicherheit zu bringen. Sein Nest und die bereits geschlüpften Jungvögel lässt er im Stich. Wie alle Watvögel, zu denen z.B. Kiebitz, Waldschnepfe und die Strandläufer gehören, legt der Flussregenpfeifer bis zu vier Eier in eine flache Mulde auf den nackten Kies. Die Eier sind mit ihrer beigen Farbe und bräunlichen Tupfer den Flusskieseln derart ähnlich und somit perfekt vor Nesträubern getarnt. Aber auch der Vogel selbst passt mit seinem weiß-schwarz gefiederten Kopf und den schwarzen Augen mit dem markanten gelben Augenring perfekt in seine Umgebung.
Meister der Brutverteidigung durch theatralisches Täuschungsmanöver
Seine Brut verteidigt der Flussregenpfeifer mit einer theatralischen Sondervorstellung, dem sogenannten „Verleiten", das auch andere Bodenbrüter zeigen. Kommt ein Fuchs oder ein unbeaufsichtigter Hund den Eiern zu nahe, baut sich das Weibchen in geringer Entfernung vor ihm auf und schleppt sich kriechend, die Flügel schlagend und hängenlassend unter lauten Rufen mühsam vom Nest weg. Der potentielle Feind fällt meistens auf das perfekt inszenierte Drama herein. Erstmal weggelockt vom Gelege, fliegt der Vogel mit unvorhergesehener Leichtigkeit ab und der Bodenfeind hat das Nachsehen.
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