Baum fällt im Tullner Aubad für die Wissenschaft
Ein hohler Baum, ein Seilzug und die spannende Frage, unter welcher Belastung der Stamm bricht: ein internationales Experten-Team beschäftigt sich derzeit mit genau diesem Zusammen- hang im Tullner Aubad. Europaweit werden kranke Bäume für Standfestigkeitsversuche gesucht, um vorhandene Werte zu überprüfen. Im mehrfach preisgekrönten baumfreundlichen Tulln fanden die Experten ein besonders geeignetes Exemplar.
TULLN. Am 18. November fand der lange vorbereitete Versuch im Tullner Aubad statt: Versehen mit Sensoren im Stamm wurde mittels Seilzug eine 29 Meter hohe und innen fast vollständig hohle Esche mit ca. 4,4 Tonnen belastet. Der ca. 100 Jahre alte Baum litt unter schwerem Pilzbefall und hatte das Ende seiner Lebensdauer erreicht. Rainer Prosenz, Initiator des Versuchs und Sachverständiger für Baumpflege und Baumstatik: „Wir haben damit gerechnet, dass der Baum bricht. Tatsächlich aber wurde der Stamm gespaltet und ist mitsamt den Wurzeln umgefallen. In den nächsten Wochen werden wir unsere Messdaten genau auswerten.“ Der österreichische Baum-Experte freut sich über die Unterstützung durch die mehrfach preisgekrönte baumfreundliche Stadtgemeinde: „Wir suchen europaweit nach geeigneten Bäumen für unsere Umzugsversuche. In Tulln sind wir fündig geworden. Hier wird auf das Wohl der Natur und der Bäume geachtet. Mit diesem Versuch konnte die Stadt zudem einen wesentlichen Beitrag zum Fortschritt der Wissenschaft beitragen.“
Mehr Wissen über Standfestigkeit der Bäume
Der Versuch im Aubad wurde von der Sachverständigen-Arbeitsgemeinschaft Baumstatik, dem die Firma von Rainer Prosenz und das deutsche Unternehmen TreeConsult angehören, finanziert und durchge- führt. Der Zug, der auf den vom zottigen Schillerporling befallenen Baum ausgeübt wurde, simulierte Wind von ca. 60 km/h. DI Andreas Detter von TreeConsult: „Bisher wurden Prognosen überwiegend aufgrund von Laborversuchen getroffen. Mit den Ergebnissen aus unserem praktischen Versuch in Tulln können bei Baumbegutachtungen in Zukunft aussagekräftigere Vorhersagen getroffen werden als bisher.“
Jedem Bürger sein Baum
Die NÖ Bezirkshauptstadt investierte in den letzten Jahren 100.000 Euro für die professionelle Führung eines Baumkatasters, für Baumkontrolle und Pflegemaßnahmen. „Tulln wurde mehrmals zur baumfreund- lichsten Gemeinde in Niederösterreich gewählt – zu Recht: Es gibt allein im Stadtgebiet einschließlich Aubad, Donaulände und GARTEN TULLN zwischen 12.000 und 13.000 Bäume. Damit kommt fast auf jeden Bürger ein Baum! Die Bäume werden ständig auf ihre Sicherheit kontrolliert - ganz besonders natürlich im Aubad als Freizeitbereich für Kinder, Jugendliche und Familien“, betont Familien-Stadtrat Johannes Sykora (ÖVP), der auch für das 300.000 m2 große Erholungs- und Natur-Aubad zuständig ist. Umwelt-Stadträtin Liane Marecsek (Grüne): „Der Tullner Baumbestand wird bei Baumbegehungen regelmäßig begutachtet. Wir hegen und pflegen unsere ‚grünen Freunde’ und sind daran interessiert, dass die Bäume ihr Lebensalter erreichen können.“
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