Archäologie in Tieschen
Spannende Reise in die Urzeit am Königsberg
TIESCHEN. Seit rund einem halben Jahr laufen am Königsberg in Tieschen archäologische Ausgrabungen.
Univ.-Prof. Wolfgang Neubauer und sein Team erforschen die urzeitliche Geschichte einer mutmaßlichen Festung auf dem Tieschener Hausberg (die Woche berichtete).
Univ.-Prof. Wolfgang Lobisser von der Universität Bochum nahm diese Ausgrabungen zum Anlass, um mit seinen Studenten das Seminar "Experimentelle Archäologie - urgeschichtliche Handwerksarbeit" in Tieschen durchzuführen. Sie gingen der Frage nach, welche Werkzeuge die Menschen vor rund 3.000 Jahren in dieser Region benutzten und wie sie diese herstellten. Dazu mussten die Studierenden unter anderem ausgewählte Bäume fällen und diese dann zu Stein- oder Lochbeilen verarbeiten. Das Besondere daran aber war, dass sie nur Werkzeuge verwenden durften, die damals gebräuchlich waren.
Schwierige Arbeit
Für die sechs Studierenden waren diese zwei Wochen sehr ungewöhnlich und fordernd. "Jetzt erst kann ich nachvollziehen, wie schwierig die Arbeit für die Menschen der Vorzeit war", erklärte beispielsweise Jonas Tilahun. Sein Kollege Marco Harig ergänzte: "Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass wir einen Baum ohne technische Hilfsmittel fällen und nur mit Handarbeit und primitiven Werkzeugen bearbeiten können".
"Und genau das ist der Sinn dieses Seminars", präzisierte Wolfgang Lobisser. "Wir wollen das Leben der Menschen vor Tausenden von Jahren sozusagen nachvollziehen und für die heutige Zeit begreifbar machen. Dazu müssen wir auch so wie damals arbeiten".
Sehr interessant für das Archäologie-Team ist auch, dass sie bei Ausflügen und Spaziergängen im Ausgrabungsgebiet immer wieder auf wertvolle frühgeschichtliche Funde stoßen. So präsentierte Wolfgang Lobisser bei einem Pressegespräch im "Königsberg Research Center" im Zentrum von Tieschen ein unlängst gefundenes Gewicht für einen Webstuhl. "Das ist ein Beweis, dass am Königsberg möglicherweise ein Fürstenhof stand und die Menschen feinste Gewänder trugen."
Museum in Planung
"Um der Bevölkerung und vor allem der Jugend die Geschichte ihres Heimatortes näher zu bringen, ist in Zukunft ein kleines Museum in Tieschen geplant. Dafür werden wir noch heuer einen Verein gründen", blickt Bgm. Martin Weber hoffnungsvoll in die Zukunft.
In den kommenden zehn Jahren soll der Königsberg gründlich erforscht werden. "Es geht darum, Altfunde aufzuspüren, zu sammeln und so der Nachwelt zu erhalten", fasst Wolfgang Lobisser optimistisch zusammen.
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