Lisa Wieland
Top-Köchin auf dem Weg "Back to the Roots"
Die WOCHE traf Lisa Wieland zuhause in Hüttenberg zum ausführlichen Gespräch.
WOCHE: Wie fühlt es sich an, ein selbst verfasstes Buch in den Händen zu haben?
Lisa Wieland: Es ist natürlich ein ganz besonders schönes Gefühl und ich freue mich wahnsinnig, dass es genauso geworden ist, wie ich es mir vorgestellt habe.
Warum "Back to the Roots"?
Wenn man im Burj Al Arab in Dubai und im Spago in Beverly Hills gearbeitet hat und nun Küchenchefin im CUT at 45 Park Lane in London ist, dann wird man durch diese vielen Jahre im Ausland geprägt und sammelt extrem wertvolle Erfahrungen. Nichtsdestotrotz sind die tiefen Wurzeln meiner Kärntner Heimat genauso präsent wie zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn. Daher der Titel. Ich finde, es war nun der richtige Zeitpunkt, diese Wurzeln zu ergründen.
Was verstehen Sie darunter konkret?
Ich habe mir vorgenommen, möglichst viele Menschen zu erreichen, um sie zu ermuntern, bei der Verwendung von vielen Lebensmitteln verstärkt regional und saisonal zu denken und zu handeln. Die Möglichkeiten dazu sind heutzutage praktisch für alle gegeben, man muss deshalb nicht einen eigenen Garten besitzen oder unbedingt einen Bauern in seiner Nähe haben.
Hängt Ihre Liebe zum Ursprünglichen auch damit zusammen, wie Sie aufgewachsen sind?
Auf jeden Fall! Festmachen lässt sich das vor allem in der Person von Ingrid Wieland, meiner Großmutter. Ich bin in St. Martin am Silberberg aufgewachsen, wo meine Oma ein kleines Gasthaus betreibt. Für mich war es schon in jungen Jahren klar, dass ich einmal in ihre Fußstapfen treten werde. Ihre Wertschätzung gegenüber heimischen Produkten und ihre Hingabe bei der Essenszubereitung haben mich inspiriert Köchin zu werden. Für sie ist es nicht ausschlaggebend, ob die Karotte eine schiefe Form hat und es spielt keine Rolle, wenn hin und wieder der Kohlrabi ein wenig holzig schmeckt, wenn die Saison zu Ende geht. Mich beeindruckt heute genauso wie damals, dass sie aus allem das Beste macht und stets köstliche Gerichte zaubert. Sie ist nach wie vor ein großes Vorbild und macht mich zu der Köchin, die ich bin.
Hat sich für Sie daraus eine Lebensphilosophie entwickelt?
Das kann man durchaus so sehen. Ich lebe und arbeite ja in einer europäischen Großstadt und es stimmt mich wirklich traurig, wenn ich mitansehen muss, wie viele Familien in die Junk-Food Läden strömen und die Kinder mit einem Burger herauskommen, der gerade einmal einen Euro kostet. Der gesunde Menschenverstand reicht aus, um zu erkennen, dass man für einen solchen Preis kein hochwertiges Produkt bekommen kann. Auch wenn es offenbar einfach und bequem ist, auf Convenience oder Fastfood zurückzugreifen, so muss man sich doch die Frage stellen, ob man sich etwas Gutes tut, den Magen möglichst schnell zu füllen.
Werden sich die weit verbreiteten Ernährungsgewohnheiten Ihrer Meinung nach noch spürbar ändern?
Ich kann es nur hoffen und es sollte sich jeder Gedanken machen, wie er persönlich dazu beitragen kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass man mit Liebe und Respekt für hochwertige Lebensmittel jedes noch so einfache Gericht zu einem Geschmackserlebnis werden lassen kann.
Interview: Peter Pugganig
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