"Frauen müssen endlich selbstbewusst verhandeln"

Deborah Schumann ist Präsidentin des BPW Spittal. Sie wünscht sich mehr Urvertrauen für Frauen | Foto: privat
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  • Deborah Schumann ist Präsidentin des BPW Spittal. Sie wünscht sich mehr Urvertrauen für Frauen
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MILLSTATT (ven). Die WOCHE sprach zum Weltfrauentag am 8. März mit der aktuellen Präsidentin der Business Professional Women (BPW) Spittal Deborah Schumann, warum Frauennetzwerke heutzutage wichtig sind und wie sich Frauen beweisen könnten. 

WOCHE: Sie sind eine berufstätige, weitgereiste Frau. Warum müssen sich Frauen heutzutage immer noch in einer männerdominierten Welt behaupten und beweisen? Haben wir uns aus dem Mittelalter nicht schon längst verabschiedet?
SCHUMANN: Wenn man das Mittelalter zum Vergleich zieht, dann ist die Welt schon sehr weit entwickelt. Immerhin sind bei uns Männer und Frauen vor dem Gesetz gleich. Doch obwohl Frauen im Durchschnitt in der Ausbildung weitaus bessere Noten und Abschlüsse erzielen, machen Männer immer noch schneller Karriere als Frauen. Sobald dann auch noch Kinder da sind, verabschieden sich die Mütter in die Teilzeit. Auch in Führungsposition in Wirtschaft und Politik sind wir immer noch unterrepräsentiert. Da brauche ich gar nicht weit weg zu fahren, denn in Kärnten gibt es beispielsweise nur sehr wenige Frauen in Schlüsselpositionen. Ohne vernünftige Kinderbetreuungen und flexible Arbeitsplatzmodelle befinden wir uns weiterhin in einer männerdominierten Welt.

Thema Equal Pay Day: Es gibt ja auch Kollektivverträge...
Zum einen gibt es nicht in jeder Branche Kollektivverträge, zum anderen besteht bei jeder Einstellung die Möglichkeit einer Überbezahlung. Natürlich können auch Frauen höhere Forderungen stellen, aber im Verhandlungsgeschick sind Männer einfach selbstbewusster und geschickter. Geringere Anfangsgehälter werden in der Wirtschaft meistens mit einem höheren Einschulungsbedarf von Frauen begründet. Männer leisten mehr Überstunden, denn Frauen verrichten in dieser Zeit häufig unbezahlte Pflege- und Kinderbetreuung zu Hause. Die Höhe von Boni oder Prämien bemisst sich aber an der Höhe des Gehalts, was geringer verdienende Frauen in Teilzeit somit wiederum benachteiligt. Aus all diesen Gründen bedeutet für mich der Equal Pay Day nicht nur gleicher Lohn für gleiche Arbeit, sondern ein Tag, an dem ein Bewusstsein für Frauen geschaffen wird, endlich selbstbewusst in Verhandlungen und durch das Leben zu gehen. Deshalb widmet sich der BPW Spittal in diesem Jahr auch den Themen Personal Leadership und Life Balance für Frauen.

Sie sind Mitglied und seit kurzem auch Präsidentin des BPW Spittal. Warum engagieren Sie sich in diesem Frauennetzwerk?
Ich habe mich im Leben schon in einigen Vereinigungen engagiert. Ich bin neugierig auf Menschen und deren Biografien und arbeite gerne ehrenamtlich in einem Team. Alles Gründe, um Mitglied in einer Organisation zu werden. Da ich immer wieder in anderen Ländern und Regionen gelebt habe, war eine Mitgliedschaft der einfachste Weg, um sich ein Netzwerk in der neuen Heimat aufzubauen. Wegen mangelnden Talents waren Sport- und Musikvereine keine Alternative. BPW habe ich in der Schweiz kennen gelernt. Als ich nach Kärnten gezogen bin, habe ich mich dann im BPW Spittal gemeldet und war sofort von den hiesigen Clubfrauen begeistert. Ich fühlte mich von der ersten Stunde an bestens betreut und aufgenommen. Der BPW gefällt mir, weil er kein elitärer Club ist, sondern jede berufstätige oder in Berufsausbildung stehende Frau Mitglied werden kann. Wichtig ist, dass sie bereit ist, sich beim BPW einzubringen. Dadurch entstehen wunderbare Abende aus einem Mix aus Kultur, Wissen, Ökonomie und Gesellschaft.

Brauchen Frauen solche Netzwerke?
Netzwerke sind wichtig und es ist egal, ob sie Lions, Kiwanis oder BPW heißen. Ich denke, Vereine werden immer wichtiger, weil es in unserem Geschäftsleben immer anonymer wird. Heute funktioniert die Kommunikation fast ausschließlich über E-Mail, im besten Fall noch über Telefon oder Videokonferenz. Früher trafen sich Geschäftsleute viel eher persönlich als heute. Deshalb helfen Netzwerke, den Blick über den eigenen Tellerrand zu entwickeln, andere Anschauungen kennen zu lernen und die Fähigkeit der Diskussion und des Konsens zu entwickeln. Ich persönlich finde Frauennetzwerke spannend, weil Frauen sehr offen aufeinander zugehen. Das fördert die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam Aktivitäten für die Region zu entwickeln.

Sie waren viel in der Welt unterwegs. Was hat Sie an Frauen in anderen Kulturen am meisten beeindruckt?
Ich kann es nicht beurteilen, ob Männer untereinander ebenfalls schnell in Kontakt treten können. Für mich jedenfalls war es immer sehr einfach, mit Frauen ins „Gespräch“ zu kommen. Auch wenn es manchmal nur eine Verständigung mit Händen und Füßen war. Fasziniert haben mich vor 25 Jahren junge Frauen an der Universität in New York. Nichts konnte ihren Glauben erschüttern, dass sie beruflich alles meistern und ihnen alle Berufswege offen stehen werden. Sie fühlten sich klug, kreativ, stark und schön. Und sie sagten das jeden, ob er es hören wollte oder nicht. Da ich zur Bescheidenheit erzogen worden war, wurde zum ersten Mal mit der Kraft von positiven Gedanken und einem starken Selbstbewusst konfrontiert, das in der Geschäftswelt zum Erfolg führt.

Sie haben nun keine Kinder. Wäre Ihre berufliche Laufbahn mit Kind auch so möglich gewesen? 
Mein Mann und ich sind seit fast 20 Jahren im Ausland tätig. Das ist sicherlich ohne Kinder einfacher zu bewältigen. Für mich bedeutete es aber auch, dass ich mir immer eine berufliche Aufgabe suchen musste, um nicht in einem fremden Land alleine zu Hause zu sitzen. Dadurch habe ich viel erlebt, was in der Rückschau sicherlich sehr abenteuerlich und exotisch klingt. Da ich mich früh für den Medienberuf entschieden habe, war der Kinderwunsch bei mir nicht so ausgeprägt wie bei Freundinnen, die Lehrerinnen, Richterinnen oder Bankkauffrau geworden sind. Meine Kommilitoninnen, die Karriere im Journalismus gemacht haben, sind alle kinderlos. Sicherlich keine repräsentative Studie, aber damals gab es in Deutschland keine vernünftigen Modelle für Kinderbetreuung.

Welche Frauen sind für Sie Vorbilder und warum?
Vorbild ist nicht das richtige Wort. Mich faszinieren Frauen, die es gewagt haben mit
Konventionen zu brechen. Also Frauen, die mich durch ihr Tun, ihre Ideen und Gedanken begeistern. Dazu fallen mir prominente Namen ein wie Rahel Varnhagen, Virginia Woolf, Sophie Scholl, Anne Frank, Niki de Saint Phalle oder Aung San Suu Kyi ein. Die Liste lässt sich endlos erweitern.

Was raten Sie der nachfolgenden Generation von Frauen und jungen Mädchen?
Umgebe dich nur mit Menschen, die dir ein gutes und sicheres Gefühl geben. Mit einer Portion Urvertrauen lässt sich das Leben meistern.

Was wünschen Sie sich für Ihre Mitstreiterinnen in Zukunft? 
Ich wünsche mir, dass der BPW Spittal weiter wächst und wir - wie im Moment - immer mehr junge Frauen mit unserem Club erreichen.

Braucht es heutzutage noch einen „Weltfrauentag“? 
Ja, so lange er nicht als Marketing-Kampagne für Verkaufsartikel oder Spa-Angebote genutzt wird. Es ist wie beim Equal Pay Day, ein Tag um auf Ungerechtigkeit einzugehen und z.B. Solidarität mit Frauen zu bekunden, die in ihren Ländern unterdrückt werden. Genauso wichtig ist aber auch der Weltmännertag im November. Er steht zwar unter einem anderen Aspekt, aber es ist bedeutend auf die Unterschiede und Ungerechtigkeiten der Geschlechter ohne Polemik aufmerksam zu machen.

Zur Person:

Name: Deborah Schumann
Geburtstag: Löwin
Wohnort: Pesenthein
Heimatort: Wiesbaden/Deutschland
Familie: seit 20 Jahren verheiratet
Beruf/Ausbildung: Diplom-Journalistin (Universitätsabschluss) und Erwachsenenbildung (Masterabschluss)
n Österreich seit: Dezember 2015
Bei BPW Spittal seit: 2016
Hobbys: E-Bike fahren, Schwimmen, Lesen, Kunst, Cineast
Motto: Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde es keine Kreativität geben
Ziele: In Balance sein
Vorbilder: Menschen, die sich für andere Menschen einsetzen
Das letzte Buch, das ich gelesen habe: Dario Fo: Christina von Schweden. Man nannte sie die „unmögliche Königin“. Sie entsprach im 17. Jahrhundert auf keinem Fall dem damaligen Frauenbild.
Lieblingsplatz/ort: Eselpark im Maltatal. Bei unseren beiden Eseln Adonis und Hela-Fee.

Deborah Schumann ist Präsidentin des BPW Spittal. Sie wünscht sich mehr Urvertrauen für Frauen | Foto: privat
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