Lobauautobahn
Wissenschaftler*innen zerpflücken das Lobautunnelprojekt
Zwölf Wissenschaftler*innen der Scientists for Future Wien, NÖ und Burgenland haben das Lobautunnelprojekt genau unter die Lupe genommen. Sie kommen zu dem Ergebnis: Das Projekt ist nicht mit den Klimazielen Österreichs vereinbar. Es würde mehr Verkehr hervorrufen anstatt Straßen zu entlasten, es würde klimaschädliche Emissionen vermehren, Landwirtschaft und Wasserversorgung gefährden und das ökologische Gleichgewicht des Nationalparks Lobau bedrohen.
WIEN/NÖ/BGLD. Das Gesamtprojekt Lobau-Autobahn, Stadtstraße und S1-Spange ist nach Stand der Wissenschaft nicht mit den Klimazielen Österreichs vereinbar. 12 Wissenschaftler*innen der Scientists for Future (S4F) Österreich haben die kritischen Argumente, die öffentlich diskutiert werden, geprüft und unterstützen die zivilgesellschaftliche Kritik in ihrer Stellungnahme vom 5. August 2021. Die Expert*innen aus den Bereichen Verkehr, Stadtplanung, Hydrologie, Geologie, Ökologie sowie Energie kommen zu dem Schluss, dass das Lobau-Bauprojekt ökologisch nicht tragbar ist und es weitaus bessere Alternativen gibt, um den Verkehr zu beruhigen und Emissionen zu reduzieren.
Die unabhängigen Wissenschaftler*innen von S4F berufen sich auf den aktuellen Stand der Forschung, belegen in ihrer Stellungnahme die Kritikpunkte am Projekt Lobautunnel und zeigen Alternativen auf. Das Projekt würde – da ein zusätzliches Angebot zusätzlichen Verkehr induziert – zu mehr Autoverkehr führen, anstatt Straßen zu entlasten, und dadurch auch zu einer Zunahme klimaschädlicher CO2-Emissionen führen.
Ein Tunnel im Naturschutzgebiet?
Das Gebiet, das bebaut werden soll, steht unter Naturschutz. Durch den Bau des Lobautunnels und der Stadtstraße könnte der Grundwasserspiegel dieses Gebiets absinken. Dies würde nicht nur den Lebensraum geschützter Tierarten dort zerstören, sondern könnte auch das gesamte Ökosystem destabilisieren. Eine solche Beeinträchtigung würde sich auf die Wasserversorgung der umliegenden Landwirtschaft und der Wiener Bevölkerung nachteilig auswirken.
Hinsichtlich des erklärten Ziels Österreichs einer „Klimaneutralität 2040“ sollte ein anderer Weg eingeschlagen werden. Um Emissionen und den Autoverkehr insgesamt zu reduzieren, können bereits jetzt zukunftsfähige Maßnahmen ergriffen werden. Mit einem Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und einer Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung können einerseits Emissionen eingespart werden und andererseits kann der Verkehr effektiver reduziert werden – auch auf anderen vielbefahrenen Straßen und ganz ohne Lobau-Autobahn. Da die Emissionen aus dem Verkehrssektor in den letzten Jahren stetig gestiegen sind, ist ein weiterer Bau von Straßen nicht angemessen. Von 1990 bis 2019 ist der Anteil an den Gesamt-Treibhausgas-Emissionen Österreichs von 18% auf 30% angestiegen. In Wien beträgt dieser Anteil sogar 42%. Um ein klimaneutrales Österreich bis 2040 zu erreichen, braucht es wirkliche Alternativen zum Individualverkehr. Rein technologische Maßnahmen, wie der Umstieg auf E-Autos bei gleichbleibendem Verkehrsaufkommen, reichen nicht aus.
Bei der Prüfung der Fakten und Ausarbeitung der Stellungnahme wirkten mit: Barbara Laa (TU Wien), Ulrich Leth (TU Wien), Martin Kralik (Universität Wien), Fabian Schipfer (TU Wien), Manuela Winkler (BOKU Wien), Mariette Vreugdenhil (TU Wien), Martin Hasenhündl (TU Wien), Maximilian Jäger, Johannes Müller, Josef Lueger (InGEO Institut für Ingenieurgeologie), Markus Palzer-Khomenko, Nicolas Roux (BOKU Wien).
Die ausführliche Stellungnahme und ein Factsheet sind auf der Webseite von Scientists for Future Österreich verfügbar.
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