Amtsübergabe
Nach 29 Jahren tritt Eggerdings Bürgermeister zurück
Mit 12. November scheidet Hans Hingsamer aus dem Bürgermeisteramt – als Dienstältester des Bezirks.
EGGERDING. Sein Nachfolger wird ÖVP-Vizebürgermeister Christian Gallhammer. Im Interview spricht Hingsamer über größten Erfolg, Lockdown und darüber, was er sich wünscht.
Wann war für Sie klar, dass Sie aufhören werden?
Schon seit ein paar Jahren war für mich klar, dass dies meine letzte Gemeinderatsperiode ist. Der Zeitpunkt jetzt hat sich ergeben. Übergeben muss man dann, wenn man einen Nachfolger hat, von dem man noch dazu überzeugt ist, dass er die Sache gut machen wird.
Apropos. Die Nachfolgersuche war ja nicht so einfach, wie man hört.
Ganz ehrlich, ich hätte mir die Nachfolgersuche einfacher vorgestellt. Wir haben ein ausgezeichnetes ÖVP-Team in Eggerding mit vielen guten Leuten, die alle geeignet wären, dieses Amt zu übernehmen. Immer schwieriger ist die Vereinbarkeit von Beruf, Bürgermeisteramt und Familienleben. Das erschwert, die Nachfolge zu gestalten.
Hätten Sie zu Beginn Ihrer Bürgermeister-Ära gedacht, dass Sie einmal der längstdienende Ortschef sein würden?
Ich habe das Amt, als ich 35 Jahre alt war, übernommen. Ich habe dabei nie nachgedacht, wie lange ich das Amt ausüben werde. Letztendlich war es das Vertrauen der Bevölkerung, das mich immer wieder angeregt hat, zu kandidieren.
Rückblickend – was war für Sie als Bürgermeister in der langen Zeit das Highlight?
Zu Beginn meiner Amtszeit gab es keine geordnete Abwasserentsorgung. Sehr rasch wurden 25 Kilometer Kanal und die Kläranlage errichtet. Der Ankauf des Brambergersaales und dessen Renovierung erfüllt mich mit stolz und dass es gelungen ist, die Lebenshilfe im Obergeschoss des Saales unterzubringen. Es gibt in der Gemeinde kein einziges Gebäude oder Anlage, die in meiner Zeit nicht errichtet oder saniert wurde. Drei neue Feuerwehrhäuser mit Ersatzbeschaffung aller Fahrzeuge, Bauhof und Klubgebäude für Fußball, Stockschützen, Plattler, Kindergarten, Schulsanierung und vieles mehr. Das wird mir erst jetzt bewußt, wo ich aufhöre. Nachdem es zum Zeitpunkt meines Amtsantritts nicht so war, bin ich besonders stolz und dankbar dafür, dass die Pfarre und die Gemeinde hervorragend zusammengearbeitet haben. Diakon Wimmer hat die Basis dazu geschaffen. Ein besonderes Highlight war auch die Austragung des OÖ. Familienfestes in Eggerding. Mehr als 5.000 Besuchern hat sich der Ort bestens präsentiert.
Gab es so etwas wie einen schwersten Moment?
Der schwerste Moment in meinem Leben war der Tod meiner Tochter. So manche schlaflose Nacht haben mir Streitereien etwa unter Nachbarn gebracht, bei denen ich nicht vermitteln konnte. Leider kann man nicht immer und überall jedem recht tun. Das belastet dann sehr.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Ihren Nachfolger?
Wasserversorgung, die Weiterentwicklung der Kinderbetreuung, die Schaffung von Baugrund sowie der Glasfaserausbau.
Wie verbringt Hans Hingsamer den zweiten Lockdown?
Die Wochenenden oder auch die Abende verbringe ich viel zu Hause. Das ist ungewohnt. Es gibt viele Videokonferenzen, die viele Verkehrswege ersparen. Ich verbringe mehr Zeit als sonst im Büro zu Hause. Ich hoffe, dass der Lockdown nicht mehr zu lange dauert. Es leidet das Gesellschaftsleben sehr darunter. Das Wichtigste ist jetzt, alles zu tun, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stützen und zu stärken.
Sie werden bis 2022 das Amt des Gemeindebundpräsidenten ausüben. Ihre Vorhaben?
Nach den Jahren 2010 bis 2012 werden die nächsten Jahre die schwierigsten. Ich will gerade jetzt für die Gemeinden einiges erreichen. Das Gemeindeentlastungspaket des Landes ist ein erster wesentlicher Schritt, dem weitere Maßnahmen folgen müssen. Bei der größten Last, die die Gemeinden mit der Pflege und der Spitalsfinanzierung zu tragen haben, stoßen sie an die Grenzen der Belastbarkeit. Ich bemühe mich, dass vom Bund nun Geld zu den Gemeinden kommt.
Was werden Sie mit der freiwerdenden Zeit anfangen? Auf was freuen Sie sich am meisten?
Ich bin jetzt einmal froh darüber, anstatt einer 70 bis 80 Stundenwoche, auf vielleicht 50 Stunden herunterzukommen. Falls es die COVID-19 Pandemie zuläß,t freue ich mich auf verschiedene Reisen – und auf so manche ruhige Stunde zu Hause.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
Gesundheit im Alter, zufriedene und glückliche Enkelkinder und weniger Neid und Hass und dafür mehr Frieden auf der Welt.
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