Gmundner Milch stellt bei ihrer Generalversammlung die Weichen für den Umgang mit der europäischen Milch-Krise

GF Mag. Michael Waidacher, Landtagsabgeordnete Martina Pühringer, Gmundner Molkerei Genossenschaftsobmann Josef Fürtbauer (von links) | Foto: Gmundner Milch
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GMUNDEN. Die europäische Milchwirtschaft steckt in der Krise. Es wird deutlich mehr Milch produziert, als der Markt aufnehmen kann. Die Folgen: Verdrängungswettbewerb und ständig sinkende Preise. Die Gmundner Milch als Österreichs drittgrößte Molkerei hat am Samstag bei ihrer Generalversammlung den rund 500 anwesenden Genossenschaftern die Strategie vorgestellt, mit der der Weg durch die Krise gemeistert werden soll. „Resignation, Selbstmitleid oder sich nur auf Lösungen von Seiten der Politik zu verlassen, das alles kann nicht unser Weg durch die Krise sein“, stellte Gmundner Milch-Obmann Josef Fürtbauer gleich zu Beginn der Generalversammlung klar. Vielmehr gelte es nun, zusammen zu stehen und als Genossenschaft mit mehr als 2.800 bäuerlichen Mitgliedern gemeinsam Lösungen zu finden.

Neues Annahmemodell wurde einstimmig beschlossen

Als erste Maßnahme wurde im Februar einstimmig von allen 40 Genossenschaftsvorständen das neue Annahmemodell beschlossen. Es sieht einen Preisabschlag von 2 Cent pro Liter für jene Bauern vor, die im Vergleich zum Jahresschnitt 2015 mindestens um 5% mehr Milch anliefern. Gleichzeitig gibt es für eine Unterlieferung einen Aufschlag von bis zu 2 Cent pro Liter. Fürtbauer: „Wir haben rasch gehandelt, um kurzfristig eine Reduktion der Liefermenge zu erreichen“. Daneben müssen wir aber auch alle Kraft in den Aufbau neuer Marktchancen stecken.“ Vor allem gelte es, Produkte mit hoher Wertschöpfung wie etwa Käse zu forcieren.

4,5 Millionen Euro Investition in Ausbau der Käserei

Geschäftsführer Michael Waidacher konnte den Genossenschaftern dafür ein gutes Beispiel nennen: Die Gmundner Milch hat es geschafft, ab Mai mit dem „Gmundner Berg Premium“-Käse in rund 4.000 Aldi-Geschäften in Deutschland vertreten zu sein. „Um das zu schaffen, braucht es eine mehrjährige intensive Aufbauarbeit“, berichtete Waidacher. Vor diesem Hintergrund macht sich auch schon jetzt die Investition in die Käserei bezahlt: mehr als 4,5 Millionen Euro gibt die Gmundner Milch aus, um die Reifungskapazität beim Käse von 55.000 auf 110.000 Stück auszubauen. Zudem sucht man laufend nach neuen Marktchancen, etwa mit neuen Käsesorten, den Grillkäse-Varianten, dem neuen Kinderprodukt „Gmundi“ oder einer laufenden Internationalisierung des Vertriebs. Waidacher: „Mittlerweile wird jeder zweite Liter Gmundner Milch im Ausland verkauft. Wir setzten klar auf die Internationalisierung unseres Unternehmens“

Politik muss aktiv neue Absatzwege erschließen

In einer besseren Unterstützung beim Finden neuer Absatzwege sieht Gmundner Milch-Obmann Josef Fürtbauer auch die Rolle der Politik angesichts der Milch-Krise: „Ich erwarte mir von der Politik, dass rasch mit der Milchwirtschaft koordinierte Aktivitäten entwickelt werden.“ Die heimische Landwirtschaft und Regionalität dürfe nicht zum Marketing- Feigenblatt werden. „Ehrlichkeit und Konsequenz ist angesagt. Wir Bauern versprechen beste Qualität zu fairen Preisen“, so Fürtbauer weiter.

500 Genossenschafter bei der Generalversammlung am Samstag

Rund 500 Genossenschafter waren zu der Generalversammlung am vergangenen Samstag ins Gmundner Toscana Kongresszentrum gekommen. Vor allem das neue Anliefermodell wurde intensiv diskutiert. Obmann Fürtbauer und Geschäftsführer Waidacher machten klar, dass das Modell innerhalb der Genossenschaft gemeinsam entwickelt und in acht Sprengelversammlungen präsentiert worden war. Es gelte nun, die Wirkung des Modells in den nächsten Monaten zu verfolgen. Die ehemalige Milch-Königin Ingrid Weilbuchner stellte in ihrem Vortrag bei der Generalversammlung fest, dass Milch ein Natur- und Qualitätsprodukt sei und dass das noch intensiver bei den Konsumenten verankert werden müsse.

Bericht über Vernichtung von Milch nicht nachvollziehbar

Ein Medienbericht, wonach Lieferanten der Gmundner Milch angeblich hundertausende Liter Milch wegschütten müssen, ist für Geschäftsführer Michael Waidacher nicht nachvollziehbar: „Diese Zahl ist völlig aus der Luft gegriffen. Dass Bauern gewisse Mengen nicht anliefern bedeutet ja noch nicht, dass die Milch verschüttet wird. Sie kann etwa zur Kälberfütterung verwendet werden. Zudem lässt sich die Milchmenge über die Futtermenge steuern und reduzieren. Klar ist aber auch: Wir haben an unsere Mitglieder appelliert, weniger zu produzieren und die Menge zu reduzieren. Unser Modell zielt darauf ab, dass die Liefermenge über einen ganzen Monatszeitraum reduziert wird.“

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