Nein zur 60-Stunden-Woche: SPÖ-Vertreter sehen Ehrenamtlichkeit in Gefahr
BAD ISCHL. Das Salzkammergut zeichnet sich dadurch aus, dass sich viele Bürger ehrenamtlich in Vereinen oder Hilfsorganisationen engagieren – darin sind sich Hannes Heide (Bürgermeister Bad Ischl), Egon Höll (Bürgermeister Obertraun), Fritz Feichtinger (Bürgermeister Laakirchen), Sabine Promberger (SPÖ-Bezirksvorsitzende) und Manuel Kreuzer (GVV OÖ Landesgeschäftsführer) einig. Ebenso sehen sie durch die geplante Einführung des 12-Stunden-Arbeitstages das Ehrenamt und das kulturelle Gemeindeleben in Gefahr. "Die Freiwilligen Feuerwehren sind auf Freistellungen ihrer Mitglieder angewiesen, sodass diese zu Einsätzen ausrücken können", so Heide, "das wird nun noch schwieriger zu vereinbaren, als bisher." Und Feichtinger ergänzt: "Viele wollen, dass eine Feier von einer Musikkapelle umrahmt wird. Wie soll das gehen, wenn man plötzlich keine Zeit mehr für gemeinsame Proben hat?"
Auch auf die Kinderbetreuung werde sich das Modell negativ auswirken, ist Promberger überzeugt: "Der Druck auf die Frauen steigt. Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen wird schwerer. Als Bezirksvorsitzende bin ich klar gegen die 'du heiratest und bist versorgt'-Mentalität."
Höll: "Verhöhnung der Menschen im ländlichen Raum"
Von allen Seiten werde die Stärkung des ländlichen Raumes immer gefordert, Höll zufolge aber reine Verhöhunung: "Es ist schön, wenn wir zum Weltkulturerbe ernannt werden oder als einer der schönsten Plätze Österreichs bezeichnet werden. Das nutzt aber nichts, wenn wir keine attraktiven Arbeitsplätze bieten können." Zudem werde eben die Freiwilligkeit erheblich bedroht, weil bei einer möglichen 60-Stunden-Woche die Organisation von Treffen und Veranstaltungen noch schwerer werde. Zudem sei auch dei Freiwilligkeit, was die tatsächliche Umsetzung eines 12-Stunden-Tages anbelangt, eine "Verhöhnung der Berufstätigen."
Promberger: "Angriff auf die Demokratie"
Die Arbeiterschaft hat damals die Aufteilung 8-8-8 (8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Freizeit, 8 Stunden Schlaf) gefortert und dafür gekämpft. Dass das neue Gesetz nun einfach ohne Begutachtung durch den Nationalrat gewunken werden soll, sieht Promberger als "Angriff auf die Demokratie". Man müsse gemeinsam ein Zeichen setzen: Zwei Busse aus dem Salzkammergut machen sich daher am 30. Juni nach Wien auf, um dort bei der Demo ab 14 Uhr ihr "Nein zum 12-Stunden-Tag und zur 60-Stunden-Woche" zum Ausdruck zu bringen.
Katastrophen zum "richtigen Zeitpunkt"
Was die Freiwilligen von Feuerwehr, Rettung und Co bei Katastrophen leisten, ist kaum in Worte zu fassen. Glück im Unglück hatte man Heide und Feichtinger zufolge bislang meist deshalb, weil sich diese – Hochwasser, Sturmeinsätze, Großbrände – am Abend oder am Wochenende ereignet haben. "Da war es für die Einsatzkräfte leichter, das zeitlich mit dem Beruf zu vereinbaren."
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