Gespräche zum Jahreswechsel
Martina Berthold: "Von Null auf Einhundert"
Die Salzburger Grünen befindet sich nach der Landtagswahl in der Opposition. Was erwartet der Landessprecherin der Grünen Martina Berthold 2024 vom Wahljahr? Was würde sie gerne 2024 mit Marlene Svazek (FPÖ) umsetzen und woran will die Politikerin am Ende des Jahres 2024 gemessen werden?
SALZBURG. Neue Oppositionsrolle, Selbstreflektion und ein Idealbild einer Politikerin: einige der Fragen an Martina Berthold.
Was war der Beweggrund, dass Sie gesagt haben: So, jetzt lass ich das Lehrerinnendasein und gehe in die Politik?
MARTINA BERTHOLD: "Ich muss noch ein bisschen weiter ausholen. Ich bin seit 2013 jetzt in der Landesregierung, aber seit 2003 schon in Verbindung mit den Grünen. Meine Motivation war es, einfach politisch anzudocken, weil ich für mich viele Themen sehe, wo man eine Veränderung herbeiführen muss. Ich komme aus der frauenpolitischen Ecke. Ich komme aus der Ecke der Umweltbewegung und der entwicklungspolitischen Arbeit. Da gibt es genug zu tun. Und das hat mich bewegt, damals – 2003 – bei den Grünen anzudocken und bereit zu sein, für den Landtag zu kandidieren. Es hat zweimal nicht funktioniert und dann war 2013 der Punkt, wo die Grünen 20 Prozent bei der Wahl erreicht hatten. Ich hatte dann die Möglichkeit, – von Null auf 100 – in den Landtag und in die Landesregierung einzusteigen."
Wie sieht Ihr persönliches Idealbild einer Politikerin oder eines Politikers aus?
BERTHOLD: "Das ist eine Person, die das Ohr bei den Menschen hat, also die noch weiß, wie es den Menschen wirklich geht. Die versteht, wie die Wohnsituation zum Beispiel in einem Land oder in einer Stadt wirklich ist, die nicht sagt, Wohnungsnot gibt es bei uns nicht. Wenn wirklich viele Menschen das Problem haben, dass sie sich das Wohnen nicht mehr leisten können oder mit den Betriebskosten wirklich große Probleme haben. Also ein Mensch, der noch weiß, wie die Nachbarn leben, welche Themen junge Menschen bewegen. Gerade unsere Städte oder Gemeinden haben ja viel zu wenig Räume, wo junge Menschen sich einfach kostenfrei treffen können, wo Jugendzentren sind."
"Und eine Person, die auch das Ohr da hat, wo die Menschen in sehr, sehr prekären Arbeitsverhältnissen sind. Ich spreche ganz klar das Thema der Pflege auch an. Also wo die Situation eines Pflegekräftemangels besteht. Hier muss man kräftig antauchen und ihn kraftvoll beseitigen. Also das heißt, eine Person, die nicht in irgendeinem Elfenbeinturm unterwegs, sondern bei den Menschen ist und aktiv wird. Auch nicht nur lamentiert und kritisiert, sondern sozusagen die Dinge beim Namen nennt und dann auch Lösungsvorschläge bringt, egal, ob sie jetzt in der Regierung oder auch in der Opposition ist."
Was ist Ihnen persönlich nicht gelungen?
BERTHOLD: "Also, was uns allen nicht gelungen ist: Wir haben immer noch kein Windrad. Da ist natürlich die ÖVP gefordert. Weil wenn ein Landeshauptmann sagt, Salzburg ist auch ohne Windkraft komplett, wenn ein ganzer Bezirk wie der Lungau sagt, ein Windrad braucht man nicht, dann wird alles runtergebremst. Es gibt jetzt Projekte, die schon sehr weit sind, wie das am Windsfeld im Pongau. Das Projekt steht schon vor der Einreichung für die Umweltverträglichkeitsprüfung. Oder auch am Lehmberg in Thalgau, wo jetzt die Messungen starten. Aber da ist man irrsinnig im Verzug. Also das heißt, im Bereich der Energiewende ist die ÖVP massiv auf der Bremse gestanden. Und dieses Lockern der Bremse, das ist auch uns als Koalitionspartner damals nicht so gelungen, wie es notwendig gewesen wäre."
Das Gespräch mit der Landtagsabgeordneten Martina Berthold wurde bereits am 5. Dezember aufgezeichnet und ist in voller Länge im Video zu sehen.
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