Maibaumaufstellen – Brauchtum mit langer Tradition
Das Maibaumaufstellen ist vielerorts beliebt – das Stehlen des kahlen Baumes jedoch auch.
BEZIRK. „Unsere Landjugend bekommt den Baum gespendet. Im vergangenen Jahr war er von mir, heuer von einem Landwirt“, sagt der Geinberger Bürgermeister Bernhard Schöppl. „Das Schmücken, Aufstellen und Bewachen macht die Landjugend. Bei uns ist es ein sehr langes Brauchtum, das auch in Zukunft weiter bestehen wird.“ In der Gemeinde St. Martin übernehmen diese Aufgaben die Feuerwehr Trosskolm und die Marktfeuerwehr. Dort schmücken dann zwei Maibäume den Ort. „Am 1. Mai ist ein „Aufstell-Fest“ beim Trosskolmer Baum und ungefähr Ende Mai feiern wir die Versteigerung der Bäume mit der Marktfeuerwehr. Das verbinden wir dann meistens mit dem Tag der offenen Tür der Feuerwehr. Es ist immer ein tolles Fest, das es bestimmt auch weiterhin geben wird“, weiß Hans Peter Hochhold, Bürgermeister in St. Martin.
Alle Maibäume in Sicherheit bringen
Mit dem Maibaumaufstellen geht auch der Brauch des Stehlens einher: „Wir haben den Maibaum schon länger im Auge gehabt. Um halb 6 Uhr in der Früh war es dann so weit: Unsere Gruppe hat sich den noch liegenden Maibaum ‚geschnappt‘, auf den Traktor-Anhänger geladen und dann sind wir nach Hause gefahren“, erzählt ein Informant aus dem Osten des Bezirks. Er will lieber unerkannt bleiben. Am anderen Ende des Bezirks sind sie hingegen offener: „Wir sind so sehr mit dem Aufpassen beschäftigt, dass wir gar keine Zeit zum Stehlen haben“, sagt Maximilian Jenichl, Obmann der Landjugend Geinberg. „Aber wenn doch, dann spontan“, fügt er amüsiert hinzu. Landjugendleiter der Gemeinde Lambrechten, Michael Flotzinger, ist fest entschlossen, heuer einen Maibaum zu stehlen: „Unser Motto ist: Drei Tage vor und nach dem 1. Mai, aber zerstörungsfrei.“
Regeln nicht überall gleich
In jeder Gemeinde gibt es unterschiedliche Regeln, wann der Baum als gestohlen gilt und welche „Belohnung“ die erfolgreichen Diebe bekommen. Um Klarheit zu schaffen, hat die Landjugend Oberösterreich in Zusammenarbeit mit der Abteilung DORIS (Digitales Oberösterreichisches Raum-Informations-System) des Landes Oberösterreich eine Maibaumlandkarte erstellt. In dieser ist ersichtlich, wo ein Maibaum steht, wer ihn aufgestellt hat und welche Regeln gelten. Jeder kann seinen Baum dort eintragen. Es wird ein Fragebogen ausgefüllt, in dem steht, ab wann der Baum als gestohlen gilt und welche Auslöse es gibt. Auch was gestohlen werden darf (Taferl, Kränze), ist darin vermerkt. Die Maibaumlandkarte stellt somit auch die Vielfältigkeit dieses Brauches in Oberösterreich dar.
Volkskulturpreis erhalten
Im April 2013 startete die Landjugend Oberösterreich mit der großen Befragung für die digitale Maibaumlandkarte. Mittlerweile sind schon mehr als 200 Maibäume erfasst und für alle Internetnutzer zugänglich. Vereine und Gruppen, die einen Maibaum aufstellen, können sich online unter
www.ooelandjugend.at an der Umfrage beteiligen und ihren Baum registrieren.
Für diese innovative Idee, die Tradition und modernste Technik miteinander verbindet, wurde die Landjugend mit dem Volkskulturpreis des Landes Oberösterreich ausgezeichnet.
Die digitale Maibaumlandkarte ist unter www.doris.ooe.gv.at oder auf der Homepage der Landjugend Oberösterreich zu finden (www.ooelandjugend.at)
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