Von den Eigenheiten der Wiener
Der Autor Gerhard Blaboll stellt sein neuestes Werk "Des is Wien - To je Bec" vor. Die bz bat den Penzinger zum Interview.
PENZING.
Wie wird man vom Top-Manager zum Autor und Kabarettisten?
Schriftstellerei war mein Traumberuf, ich habe schon als junger Bursch viel mit Schriftstellern zu tun gehabt, mit Reinhard Federmann, ich habe für Hans-Peter Heinzl Kabarett-Texte geschrieben. Aber damals habe ich nicht davon leben können. Aus dem Grund habe ich Feinmechaniker gelernt, war bei der Post und habe dann die Matura nachgemacht und Jus studiert. Dann bin ich in die Wirtschaft gekommen und einen Recht schönen Lebenslauf absolviert. Ich habe aber immer dazwischen geschrieben. 2006 hatte ich einen Unfall, der mich dann aus der Berufslaufbahn hinausgeworfen hat. Es ist mir nur die Archillessehne gerissen, in Südamerika, und das hat dann ziemlich lange gedauert bis es behandelt wurde. Ich war dann acht Monate im AKH. In dieser Zeit war ich dann meinen Job in der IT-Branche los. Ich war Direktor von Hitachi und auf meiner Ebene wieder einzusteigen war nicht mehr möglich. Da hat mir meine Frau zugeredet und gesagt "Mach das Schreiben halt hauptberuflich".
Wie ging es weiter?
Ich war anfangs sehr unsicher, und dann ist es überraschend schnell gut losgegangen. Elfriede Ott bezeichnet sich selbst als Geburtshelferin meiner endgültigen Karriere. Sie hat Notizen im Nachlass ihres Ehemanns dem Literaturkritiker Hans Weigel gefunden und hat gemeint, sie findet das auch toll. Auch Karl-Heinz Hackl hat mir sehr geholfen. Gleich mein erstes Buch in meiner hauptberuflichen Zeit habe ich im AKH begonnen zu schreiben und hat geheißen "Von Kranken und Gsunden". Und der Hackl hat gesagt, wenn man in dem Buch liest, geht es einem als Betroffenen besser. Er hat viel daraus vorgetragen und ich habe dann sehr viel von ihm gelernt.
Ihr neuestes Buch "Des is Wien - To je Bec" erscheint im September. Wovon handelt es?
Es geht um die Wiener, um die Eigenheiten, die die Wiener haben. Und auch um die Art wie wir Wiener mit neuen Situationen umgehen, mit neuen Menschen, die zu uns kommen. Und es zeigt eigentlich auf, dass die Menschen, die seinerzeit als Gastarbeiter vom Balkan zu uns gekommen sind, haargenau dieselben Probleme haben wie wir. Wenn wir uns ein bisschen mit der Kultur auseinander setzen, die sie mitbringen, dann kommen wir drauf, dass es ein Vielfalt und Reichtum und das es nicht heißt, dass unsere Kultur verdrängt wird, sondern eine zusätzliche Facette bekommt. Ich habe auch ein Lied darüber geschrieben, das wird von der Tschuschenkapelle auch gesungen.
Wie sind Sie darauf gekommen?
Mir ist aufgefallen, dass vieles auf das wir Wiener stolz sind, von "Zuagraste" stammt. Zum Beispiel haben die Oper auch keine Wiener gebaut. Ich will zeigen: Schauen wir aufeinander und dann kann auch etwas gescheites herauskommen. Da passt auch zur aktuellen Flüchtlingswelle.
Sie sind in Dornbach aufgewachsen, leben aber schon lange im 14. Bezirk. Was sind Ihre Lieblingsplatzerl?
Ich mag den Wienfluss gerne, aber auch den Wienerwald und die Steinhofer Gründe. Darüber habe ich sogar ein Lied geschrieben. Außerhalb vom Bezirk sind es der Tichy, die engen Gasserl um die Blutgasse herum und der Wilhelminenberg. Dort habe ich als Kind Schi fahren gelernt.
Vermissen Sie etwas an Ihrem alten Job?
Nein, überhaupt nichts. Ich werde gerne noch von meinen alten Kollegen eingeladen, ich weiß, dass sie mich beneiden. Im Gegenteil, sie tun mir leid, wenn sie irgendwelchen Zahlen nachlaufen müssen. In meinen drei Büros in Johannesburg, Moskau und Wien hatte ich immer einen fertig gepackten Koffer, weil ich nie wusste wo es hingeht. Ich habe locker 80-Stunden gehabt. Meine Frau ist ja zu bewundern, dass sie all die Jahre mitgespielt hat.
Sie haben auch eine Radio-Sendung?
Die Sendung "Auf Du und Du" gibt es seit acht Jahren, am Anfang nur bei einem Purkersdorfer Internet-Radio und später auch vom Ö1-Campus übernommen wurde. Ich lade Gäste ein, die fast jeder kennt. Also Künstler jeglicher Kunstrichtung und rede mit ihnen über Sachen, die in Interviews normalerweise nicht besprochen werden. Aktuell ist Sigrid Hauser, die derzeit die Rössl-Wirtin spielt, in der Sendung. Für die 200. Sendung kommt dann Joesi Prokopetz.
Persönliche Infos unter http://www.blaboll.at/
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