Nach 60 Jahren
Der Pelz-Meister "Kapoun" steht vor der Schließung

Vater Herbert (re.) und Sohn Mario "Kapoun" hielten sich bis jetzt über Wasser.
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  • Vater Herbert (re.) und Sohn Mario "Kapoun" hielten sich bis jetzt über Wasser.
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Seit 1960 entwirft, gestaltet, fertigt und verkauft "Kapoun" Pelz. Jetzt muss das Penzinger Familienunternehmen zusperren.

WIEN/PENZING. Mehr als 60 Jahre stand "Kapoun", ansässig in der Hütteldorfer Straße 177, für edle Pelzmode in Wien – doch nun schließt das traditionsreiche Unternehmen seine Türen. Was einst als Synonym für Luxus und Eleganz galt, kann heute nicht mehr mit den veränderten Zeiten und Ansprüchen Schritt halten.

Mit dem Pelzverkauf ist nach mehr als 60 Jahren Schluss.
  • Mit dem Pelzverkauf ist nach mehr als 60 Jahren Schluss.
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In den sechziger Jahren, als Pelzmäntel noch das Nonplusultra für stilbewusste Damen waren, blühte das Geschäft. Die Werkstatt von "Kapoun" war ein Ort, an dem Handwerkskunst und Mode verschmolzen, wo Felle zu traumhaften Kreationen wurden, die über Laufstege und durch Opernhäuser flanierten. Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Mode. Der gesellschaftliche Wandel hin zu mehr Bewusstsein für Tierschutz und Nachhaltigkeit hat den Pelzmarkt dramatisch verändert.

Lieber weniger, dafür besser

Pelz, einst ein Statussymbol, wurde zunehmend zum umstrittenen Thema. Die Debatten über Ethik und Moral in der Modewelt hinterließen ihre Spuren. "Was die Pelzindustrie letztlich in Verruf brachte, war die billige Massenproduktion", erklärt Herbert Kapoun, der das Handwerk von seinem Vater erlernte. "Kaufhäuser sahen das große Geschäft und hielten sich nicht an die Zuchtregeln." Die Qualität blieb auf der Strecke. "Hält man einen Hund artgerecht, ist sein Fell schön. Wird er schlecht gehalten, natürlich nicht. Genauso ist es mit Pelz." Herbert Kapoun bedauert, dass die Devise "viel für wenig Geld" die Handwerksbranche ruiniert hat.

"Billige Kaufhäuser und Massenkleidung haben keinen Platz mehr für Qualität und Luxus gelassen." Er spricht aus Erfahrung: "Ein Kollege aus der Inneren Stadt erzählte mir, dass 75 Prozent seiner Kunden Touristen sind, 15 Prozent kommen aus den Bundesländern und nur 10 Prozent sind Stammkunden. Ohne Touristen hätte er längst zugesperrt."

Totaler Abverkauf - alles muss raus

Für Kapoun ist klar, dass die Menschen wieder mehr in ihrer Nachbarschaft einkaufen und sich mehr auf Qualität statt Quantität besinnen sollten. Ganz nach dem Motto "Weniger ist mehr" und gute Produkte haben nun mal ihren Preis. "Fachhändler setzen darauf und wissen, woher ihre Ware kommt", so Kapoun. Doch der Wandel scheint fern. "Ich habe den Beruf gerne gemacht, aber es lohnt sich nicht mehr", sagt er resigniert. Jetzt bleibt ihm nur der Totalabverkauf. Mäntel, Jacken, Lammfell, Leder und Pelz sind um 70 Prozent reduziert.

Taschen, Jacken, Hüte und Mäntel gibt es zum Schnäppchenpreis, da alles raus muss.
  • Taschen, Jacken, Hüte und Mäntel gibt es zum Schnäppchenpreis, da alles raus muss.
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"Wenn alles weg ist, dann sehen wir weiter. Mein Sohn Mario muss sich wohl umschulen." Während die Türen von "Kapoun" bald endgültig schließen werden, bleibt das Erbe des Unternehmens in den Herzen und Kleiderschränken seiner treuen Kunden lebendig. Die Ära des klassischen Pelzes mag zu Ende gehen, doch die Geschichte von "Kapoun" wird immer ein Teil der Wiener Modegeschichte sein.


Zur Sache

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr.
Samstag von 10 bis 16 Uhr,
Tel: 01/ 914 61 76
Infos: www.kapoun.cc

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