Nach Sexismus bei Rapid-Spiel
Hauptsponsor Wien Energie droht mit Vertragsauflösung
Nach dem Sexismus-Eklat droht Rapid-Hauptsponsor Wien Energie dem Verein nun mit einer Vertragsauflösung und will die Situation in den kommenden Monaten "sehr genau" beobachten.
PENZING. Manchmal ist Sexismus schwerer zu erkennen, in den meisten Fällen aber eindeutig identifizierbar. Letzteres trifft auf ein Spruchband zu, das vor rund zwei Wochen bei einem Heimspiel des SK Rapid Wien gegen TSV Hartberg im menschenleeren Block West zu sehen war. Die Rapid-Fans wollten damit ihren Unmut über die Geisterspiel-Regelung, also die Tatsache, dass sie aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht an den Spielen ihrer Mannschaft im Stadion teilnehmen dürfen, kundtun. Der Schuss ging nach hinten los. Der Inhalt des Spruchbandes, das nach wie vor für Diskussionen sorgt: "A Stadion mit leeren Plätzen is wie a schiache Oide wetzen".
Erst rund 15 Minuten vor Spielbeginn entschied man sich bei Rapid dazu, das Spruchband zu entfernen. Doch da war die Aufregung schon riesig und sämtliche Kameras auf das Banner gerichtet.
Kritik und Häme ließen nicht lange auf sich warten und selbst aus der Politik kamen eindeutige Worte zur Causa. "Meldet euch gerne bei uns, lieber SK Rapid Wien, falls ihr mal nach sinnvollen Ideen für ein Transparent sucht! Muss ja nicht immer irgendein Müll draufstehen, oder?", so das Angebot der Wiener Sportclub Frauen via Social Media.
"A Stadion mit leeren Plätzen is ma liaba wie sexistische Grätzn" dichtete die Junge Generation der SPÖ. "Frauenverachtung und Sexismus haben weder in Politik noch Sport etwas zu suchen“, stellen dann auch die Grüne Frauensprecherin, Meri Disoski, und die Sportsprecherin der Grünen, Agnes Sirkka Prammer, klar.
Unterschiedliche Wahrnehmung bei Rapid
Innerhalb des Vereins war man unterschiedlicher Ansicht über die Dramatik des Vorfalles. Didi Kühbauer, Trainer der Grün-weißen, fand eindeutige Worte. "Dieses Transparent hat definitiv nichts verloren in einem Fußballstadion. Ich kann diese Aktion nicht verstehen. So leid es mir für die Rapid-Fans tut, aber ich glaube nicht, dass es das Beste ist, dass man mit diesen Worten etwas beschreibt“, so Kühbauer.
Christoph Peschek, Rapid-Geschäftsführer, war zuvor, in einem Interview direkt nach dem Spiel, anderer Ansicht. "Demokratie und Meinungsfreiheit enden nicht an den Stadiontoren, daher ist es grundsätzlich so, dass Transparente zugelassen werden, so sie nicht strafrechtlich relevant sind", verteidigte er die Wortwahl. "Ich sehe keinen Skandal. Das Thema wurde noch vor Spielbeginn gelöst."
Wien Energie droht mit Vertragsauflösung
Der Hauptsponsor des Hütteldorfer Vereines, Wien Energie, sieht das ganz anderes. Dieser droht Rapid nun nämlich mit einer Vertragsauflösung und will die Situation in den kommenden Monaten sehr genau beobachten, wie es in einer Aussendung heißt, die nun, zwei Wochen nach dem Vorfall, für Aufregung sorgt. Vor allem die Aussagen von Christoph Peschek findet man bei Wien Energie "befremdlich".
Man sehe sich gezwungen, "im Anlassfall entsprechende Schritte einzuleiten". Auch auf die negativen Auswirkungen auf das Image des Sponsors verwies Wien Energie in dem Schreiben und betonte vertraglich festgelegte Punkte und das damit verbundene Recht, "den Pauschalfixbetrag zu mindern sowie den Sponsorvertrag aus wichtigem Grund vorzeitig aufzulösen".
Mittlerweile haben sich sowohl Peschek als auch der Verein mehrfach für die Aktion entschuldigt. Doch in den kommenden Tagen wird es noch einiges zu besprechen geben. Das Ethikkomitee der Liga hat ein Verfahren eingeleitet. Das Ethikkomitee entschied heute, Freitag, 3. Juli, wie folgt: Eine unbedingte Geldstrafe in der Höhe von 5.000 Euro wurde verhängt, weitere 15.000 Euro werden bis 30. Juni 2021 bedingt nachgesehen.
Martin Bruckner, Präsident des SK Rapid: „Sexismus, Rassismus und Diskriminierung widersprechen unserem Leitbild. Deshalb haben wir uns von Beginn an vom Inhalt des gegenständlichen Banners distanziert und zudem das Gespräch mit den Fanvertretern gesucht, um das Bewusstsein zu schärfen, dass sexistische Inhalte nicht toleriert werden. Wir bedauern, dass unser Standpunkt in der Medienberichterstattung verschwommen ist und das Ethikkomitee hier eine Verletzung der Grundwerte der Bundesliga sieht und möchten hiermit nochmals betonen, dass Sexismus beim SK Rapid keinen Platz hat. Wir würden uns wünschen, dass die über uns verhängte und zu leistende Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro in weiterer Folge von der Bundesliga an die Wiener Frauenhäuser, die unschätzbare Dienste leisten, überwiesen wird.“
Auch Rapid-Fans sind sauer
Vor wenigen Tagen hat auch die Initiative "Rapid bin ich" in einer Aussendung ihren Unmut über das aktuelle Präsidium und vor allem über Geschäftsführer Christoph Peschek zum Ausdruck gebracht. "Der letzte Anlass, der die Führungsschwäche aufgezeigt hat, war das sexistische Banner beim Spiel gegen Hartberg. Allerdings ist für uns nicht das Banner der eigentliche Skandal, sondern der Umgang der Verantwortlichen mit der Situation", heißt es darin. Und weiter: "Scheinbar hat das aktuelle Präsidium den Verein gänzlich dem Geschäftsführer Wirtschaft überlassen, der damit offenbar überfordert ist."
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