Kommentar
8. März 2019: Unter männlicher Herrschaft
WIEN. Es ist der 8. März 2019, Weltfrauentag, und ich weiß nicht, worüber ich nachdenken kann, ohne zornig zu werden – ohne das Gefühl, dass ich Angst haben muss.
Denn mein Körper ist unter männlicher Kontrolle – ich glaube, mehr denn je. Die Einschüchterungen, die Frauen erleben, waren schon lange nicht mehr so massiv, wie sie zur Zeit sind. Ich muss auch gestehen, ich habe Angst vor dem, was in den kommenden Jahren passieren könnte.
Es ist der 8. März und in diesem Jahr wurden in Österreich bereits sieben Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern umgebracht. Doch nach dem kurzen Aufschrei darüber ist wieder der Alltag einkehrt. Härtere Strafen gegen Gewalttäter ändern an der aktuellen Lage nichts, wenn gleichzeitig massiv an der Finanzierung von Aufklärungs- und Präventionseinrichtungen gespart wird. Es gibt viele ExpertInnen, die diese Einschätzung teilen. Aber es scheint fast so, als würde die Regierung nichts von ExpertInnenmeinungen halten.
Jedes Mal, wenn eine Frau vor einem Kriseninterventionszentrum abgewiesen wird, weil die finanzielle Unterstützung fehlt, hat diese Regierung meiner Meinung nach versagt. Und das passiert. In Wien ist das Auffangnetz für Frauen in Notlagen dicht. In anderen Bundesländern, ich habe mit Betroffenen und Helfenden etwa in Tirol gesprochen, müssen Frauen auch wieder nach Hause geschickt werden. Es fehlt das Geld. Frauen, die all ihren Mut zusammengenommen haben, gegen jeden inneren Widerstand, gegen die größte vorstellbare Angst und ihre Scham gehandelt haben und versucht haben, Hilfe zu finden, werden dann einfach im Stich gelassen. Das ist die tägliche Realität in diesem Land. Auch am 8. März.
Schwanger und in höchster Gefahr?
Da ist außerdem diese neuerliche Debatte über ein Verbot und/oder Beschränkung des Rechtes auf einen straffreien Schwangerschaftsabbruch.
Auch das macht mir Angst. Ich denke dann an viele Länder, in denen der Schwangerschaftsabbruch verboten ist. Länder, in denen Frauen aber trotzdem abtreiben – denn was sollen sie sonst tun? Sie sind nur viel größeren Risiken ausgesetzt, im schlimmsten Fall geht es um ihr Leben.
Wenn ich daran denke, empfinde diese neuerliche Debatte in Österreich als massive psychische Gewalt. Denn sie macht mir Angst. Verliere ich die Selbstbestimmung über meinen Köper?
Die meisten Frauen können 30 bis 35 Jahre ihres Lebens schwanger werden. In dieser Zeit haben weit nicht alle in diesem Land den gleichen Zugang zur Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruches. Auch das weiß ich aus der Zeit, die ich am Land, in Tirol, gelebt habe. Ich habe mit Betroffenen und Ärzten gesprochen und war erschüttert. Dort gibt es keine einzige Möglichkeit, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Frauen müssen zum Beispiel nach Salzburg fahren. Zudem sind sie schon alleine durch die Stigmatisierung einer Abtreibung psychisch belastet und müssen dann auch noch viel Geld für den medizinischen Eingriff bezahlen. Als ob das nicht schon genug Machtausübung wäre!?
Der weibliche Körper ist immer noch unter männlicher Herrschaft. Auch heute, auch am 8. März.
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