Demo am Steinhof: "Revolution kennt kein schlechtes Wetter"
40 Personen demonstrierten am Montagmorgen gegen Baumfällungen am Otto-Wagner-Spital.
PENZING/OTTAKRING. Bis Ende 2016 wollte man für die Neugestaltung des Otto-Wagner Ostareals von Seiten der Stadt ein Nutzungskonzept vorlegen. Dieses fehlt bis zum heutigen Tag, mit der Bebauung der geplanten 62 Wohnungen wolle man trotzdem beginnen. Dagegen wehrt sich die Bürgerinitiative Steinhof und rief per Rundschreiben zu einer Demonstration auf dem Baugelände auf. Aus Insiderkreisen habe man erfahren, dass an diesem Montagmorgen mit dem Abholzen der Bäume des Areals begonnen werden solle. Dieser "Nacht- und Nebel-Aktion" wolle man sich entgegenstellen - notfalls indem man sich an die Bäume kettet.
Schon in der Nacht zuvor hat man sämtliche Bäume mit einem "Tötet mich nicht"-Schild versehen. Von Sympathisanten habe man erfahren, dass an diesem Morgen mit dem Schlägern der Bäume begonnen werden solle, diese seien auch bereits markiert, so Gerhard Hadinger von der Initiative Steinhof. Dass es an diesem Tag dann doch nicht zur erwarteten Abholzung kam, tat der Sache keinen Abbruch. "Dies ist sicher keine einmalige Aktion, jedes Mal, wenn der Verdacht aufkommt, werden wir uns wieder hier einfinden und demonstrieren", erklärt Hadinger.
Auch vom schlechten Wetter, teils regnete es in Strömen, zeigte man sich weitestgehend unbeeindruckt: "Da kann's stürmen, schneien, wir bleiben hier, das haben wir schon mehrmals bewiesen". Noch deutlichere Worte findet eine Demoteilnehmerin, welche sich extra für diese Demo freigenommen hat: "Revolution kennt kein schlechtes Wetter".
"Angekündigter Vandalismus"
Gegen acht Uhr morgens haben sich rund 40 Personen vor dem Osteingang des Areals eingefunden, allesamt ausgestattet mit Bannern, Plakaten - und natürlich Regenschirmen. Prominente Unterstützung gab's von FPÖ-Politikern und der ehemaligen City-Chefin Ursula Stenzel. Kritik äußerte man insbesondere ob der Vorgehensweise, das Bauvorhaben starten zu wollen, obwohl das versprochene Gesamtkonzept immer noch nicht vorliegt.
Christine Muchsel von der Initiative "Steinhof gestalten" fordert deshalb den "umgehenden Stopp der Schlägerungs- und Bebauungsarbeiten". Bereits jetzt mit den Arbeiten zu beginnen sei ihrer Meinung nach "angekündigter Vandalismus". Mögliche Rettung sieht sie dagegen in der Gründung einer gemeinnützigen Stiftung, welche über den weiteren Verbleib der Anlage entscheiden solle - ohne den Einfluss von Privatinvestoren.
Der internationale Rat der Denkmalpflege ICOMOS, welcher bereits im Dezember 2015 einen sogenannten "Heritage Alert" aussprach, prüft derweil, das Gelände als ein UNESCO-Welterbe zu klassifizieren. Dieser Prozess dauere aber noch mindestens zwei Jahre. "Sollten tatsächlich bereits jetzt Baumaßnahmen vorgenommen werden, schmälert das natürlich die Chancen auf die Welterbeerklärung", erklärt Christian Schuhböck von der "Alliance for Nature" am Rande der Demonstration. Der Welterbe-Status würde eine Bebauung unmöglich machen, zur Nominierung fehle der Stadt Wien allerdings der politische Wille, kritisiert Schuhböck.
Eines ist fix: Das letzte Wörtchen in der "Causa Steinhof" ist noch lange nicht gesprochen. "Wir werden selbstverständlich in den nächsten Wochen noch öfter hier sein", so Carola Röhrich von der Initiative Steinhof. Ihrer Meinung nach würde man sich sowohl in Österreich als auch international blamieren, würden man das Areal tatsächlich verbauen. Aufgeben wolle man deshalb noch lange nicht: "Wir sind gewaltfrei und halten uns an die Gesetze - an die Bäume ketten wäre aber möglich", so Röhrich.
Update: Kein Bescheid für Baumfällung
Nachgefragt in der Penzinger Bezirksvorstehung, kann man die geplante Baumfällung nicht bestätigen. "Uns liegt jedenfalls kein Baumakt vor", so der stellvertretende Bezirksvorsteher Robert Pschirer. Woher die Information einer etwaigen Baumrodung kommt, könne auch er nicht nachvollziehen. Solange im Bezirksamt kein Bescheid eingeht, bleibt jeder Baum an Ort und Stelle.
Neuigkeiten gibt's auch zu dem mit Spannung erwarteten Nachnutzungskonzept der Wiener Standortentwicklung (WSE). Dieses wurde in der Tat Anfang des Jahres vorgelegt, jedoch noch nicht präsentiert. "Das Nachnutzungskonzept befindet sich zurzeit in der zuständigen Magistratsdirektion. Es wird geprüft und angeschaut, in wie weit das Konzept umsetzbar ist", heißt es von Norbert Schnurrer aus dem Büro der Stadträtin Sandra Frauenberger. Zum Inhalt könne man deshalb aktuell noch wenig sagen. Wie lange die Prüfung noch andauern wird ist derzeit noch nicht abzusehen. Wahrscheinlich noch mehrere Wochen, so Schnurrer.
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