Spekulation in der Gallitzinstraße
Millionengewinne für Bauträger in Ottakring

Bagger sind schon da, eine Baubewilligung nicht. Hier in der Gallitzinstraße in Ottakring sollen Wohnungen entstehen. | Foto: Michael J. Payer
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Gallitzinstraße 8-16: Zwei Bauträger haben das Projekt durch eine millionenschwere Hintertüre verlassen.

WIEN/OTTAKRING. Allein die Adresse Gallitzinstraße 8-16 lässt bei Anrainern, Politik und mittlerweile auch bei den Bauträgern den Blutdruck leicht in die Höhe schnalzen. Das geplante Bauprojekt mit rund 200 Wohnungen, davon 100 gefördert, beschäftigt mittlerweile seit Jahren die Gerichte (die BezirksZeitung hat laufend berichtet).

Die Glashäuser auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei wurden von Baggern bereits plattgemacht. Der Grund, warum die Baugrube noch nicht für die geplante Tiefgarage ausgehoben ist, liegt im Widerstand von Anrainern, gebündelt in der Bürgerinitiative "Pro Wilhelminenberg 2030" (BI).

Verfahren bei Gericht

Es wird unermüdlich gegen das aus BI-Sicht "völlig überdimensionierte Spekulationsprojekt" gekämpft. Acht Baukörper, fünf davon Bauklasse III bis 16 Meter hoch, seien einfach "nicht ortsüblich". Zwei Bauansuchen wurden am 10. Februar beansprucht, ein weiteres Verfahren befindet sich bereits beim Verfassungsgerichtshof.

Christian-André Weinberger will das Projekt Gallitzinstraße zurück an den Start bringen: "Fangen wir noch mal von vorne an." | Foto: Michael J. Payer
  • Christian-André Weinberger will das Projekt Gallitzinstraße zurück an den Start bringen: "Fangen wir noch mal von vorne an."
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"Wir machen das, weil wir daran glauben, dass man immer gescheiter werden kann und wollen das Projekt redimensionieren", sagt BI-Vorsitzender Christian-André Weinberger und führt aus: "Auf Bundesebene kann man reevaluieren, auf Bezirksebene nicht? Nach heutigem Stand, wo es um Klimastrategien gegen Überhitzung der Stadt, Schutz der Frischluftschneisen und um Bürgerbeteiligung geht, dürfte eine solche Massivverbauung nicht mehr bewilligt werden."

Soll das Wohnbauprojekt Gallitzinstraße 8-16 reevaluiert werden?

Definitiv nicht mehr bauen werden die beiden Bauträger SÜBA und Breiteneder. Beide haben ihre Baulose um 10,25 beziehungsweise 14,35 Millionen Euro an das Tiroler Immobilienunternehmen Bauwerk GmbH verkauft. Bei einem Kaufpreis im Bereich von 5 bis 6 Millionen Euro lohnenswert. Für den frei finanzierten Anteil der rund 200 Wohnungen eine wohl schlechte Nachricht. Leistbar dürften diese Wohnungen wohl kaum bleiben.

Am Flächenwidmungs- und Bebauungsplan der Stadt Wien sind die Gebäude schon eingezeichnet. Fünf davon sind Bauklasse 3.  | Foto: wien.gv.at/mjp
  • Am Flächenwidmungs- und Bebauungsplan der Stadt Wien sind die Gebäude schon eingezeichnet. Fünf davon sind Bauklasse 3.
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Um den städtebaulichen Vertrag – Errichtung eines Kindergartens, geförderter Wohnbau – zu erfüllen, bleibt die ARWAG als dritte Bauträgerin. Als stadtnahes Unternehmen schaut man ohne große Emotion auf die Vorgänge: "Der Verkauf hat mit uns nichts zu tun. Wir sind zu 100 Prozent in der Wohnbauförderung." Sowohl SÜBA als auch Breiteneder bestätigen den Verkauf, geben aber keinen Kommentar zu den Beweggründen ab.

Beim neuen Bauträger aus Tirol wurde der Kauf bestätigt und schon im Grundbuch eingetragen. Pläne soll es noch keine geben. Die Frage "Wollen Sie dort eine Wohnung?" beim Telefonat der BezirksZeitung mit der Zentrale lässt auf etwas Anderes schließen. Fraglich ist weiterhin: "Was bleibt der Bevölkerung von den Millionengewinnen?"

Das ist zum Thema "Gallitzinstraße 8-16" bereits erschienen:

- Projektstopp und Anzeige in der Gallitzinstraße
- Darf sozialer Wohnungsbau maximalen Gewinn bringen?
- Bürgerinitiative fordert die Herausgabe der Umweltgutachten
- Gab es Eingriffe ins Umweltgutachten?
- Bürgerbeteiligung ist mangelhaft
- 6.000 Bürgerstimmen von Rot/Grün einfach weggewischt
- Umwidmung sorgt für Zwist
- Gallitzinstraße: Kommt der nächste Monsterbau?

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