Jahreskreis 42 - 10: Advent in Retz - Erster Schnee
(von Christoph Altrogge)
Ich kam in meinem Zimmer am Fenster in Richtung Schloßgasthaus vorbei. Per Zufall sah ich dabei durch das Glas. Draußen schneite es nach wie vor sehr dicht. Das nasskalte Regenwetter der letzten Wochen hatte sich in den frühen Mittagsstunden in Schneefall verwandelt.
Ich ging zurück zu meinem Arbeitstisch und sah auf den hinten in der Mitte stehenden Terminkalender. Unter der aktuellen Spalte des Ersten Dezembers hatte ich nichts aufgeschrieben. Die nächsten Einträge betrafen den Zeitraum vom zweiten bis vierten Dezember, in dem die vom Tourismusverein koordinierten offiziellen Adventsfeierlichkeiten der Gemeinde stattfanden.
Mir kam die Idee, den Artikel über den Adventsmarkt im Caritasheim vergangenes Wochenende zu schreiben. Ich rückte daher den Stuhl vor und setzte mich an den Tisch. Danach öffnete ich die Schublade mit dem weißen DIN-A-4-Papier und zog ein Blatt hervor. Zuletzt schob ich die Schreibmaschine vor mich hin, schaltete sie an und wartete, bis das Schreibwerk in die richtige Position gefahren war. Als ich im Anschluss das Blatt einspannte, kam mir schon die Idee für die Überschrift: "Adventsmarkt der Caritas Retz – Geben und Nehmen".
Ich beeilte mich, die Überschrift auf das Blatt zu bringen. Nicht zuletzt deshalb, weil bei mir währenddessen im Kopf bereits wieder gleich etliche der Sätze danach entstanden waren. "Dass Integration von Behinderten allen etwas Gutes bringen kann, die Sinn für schöne Dinge haben, das beweist Jahr für Jahr auf überzeugende Weise der Adventsmarkt der Caritas Retz. So auch in diesem Jahr wieder in der Zeit vom 26. bis 27. 11.. Für dessen Gestaltung man auch heuer wieder auf das bewährte Konzept der vergangenen Jahre zurückgegriffen hatte: dem Verkauf von Handwerkserzeugnissen, Advents- und Weihnachtsschmuck aus den hauseigenen Werkstätten. Erzeugnisse, fernab von 'Merry Christmas'-Kitsch und Massenware, in gemeinsamer Arbeit von Behinderten und ihren Betreuern entstanden und in die von beiden Seiten sehr viel Persönlichkeit und Kreativität eingeflossen sind. Sehr gut angenommen wurde auch wieder das Caféhaus mit seinen vielen selbstgemachten Mehlspeisen.
Doch begnügt man sich beileibe nicht mit Bewährtem, sondern denkt schon wieder an Morgen. Wie die 'Bezirksnachrichten' bereits des Öfteren berichteten, ging das Caritasheim in den letzten Jahren mehr und mehr dazu über, nicht nur für die Integration zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen zu sorgen, sondern als zusätzlichen Aspekt auch die europäische Integration mit ähnlichen Einrichtungen wie sie selbst in Ländern des ehemaligen Ostblocks hereinzunehmen. Diesem Gedanken trug man auch beim heurigen Adventsmarkt mit einer Neuerung Rechnung. Und zwar waren in diesem Jahr zum ersten Mal auch Beschäftigte der Regionalcaritas Znaim mit einem eigenen Verkaufsstand beim Markt zugegen, an welchem Erzeugnisse aus Behindertenwerkstätten jenseits der Grenze feilgeboten wurden. Die tschechische Caritas ist noch eine relativ junge Organisation, da so etwas wie sie zu Zeiten der sozialistischen Tschechoslowakei verboten war. Wie sich jedoch die 'Bezirksnachrichten' anhand der Vielfalt und Besonderheit der an ihrem Stand angebotenen Waren überzeugen konnten, scheint man mittlerweile, was die Qualität der Behindertenbetreuung betrifft, 'den Fuß gewaltig auf dem Gaspedal zu haben'."
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