Gelächter und Buhrufe für Investoren von Bauprojekt am Heumarkt

- Neben dem neuen Wohnturm soll auch die Lothringerstraße erneuert und der Eislaufplatz verändert werden.
- Foto: Entwurf: Isay Weinfeld und Sebastian Murr, Rendering: Nightnurse
- hochgeladen von Tobias Natter
Im Hotel Intercontinental kam es Montagabend im Rahmen einer Bürgerversammlung zur Konfrontation: Viele Besucher der Veranstaltung haben scheinbar lange darauf gewartet, ihren Unmut über das Bauprojekt "Heumarkt Neu" kund zu tun.
LANDSTRASSE. Die Vertreter des Projektbetreibers Wertinvest – Geschäftsführerin Daniela Enzi und Projektkoordinator Klaus Wolfinger – waren lautem Gelächter und Buhrufen aus dem Publikum ausgesetzt. Die Neugestaltung rund um den Wiener Eislaufverein, dem Hotel Intercontinental und dem Konzerthaus ist aber nicht nur vielen Anrainern ein Dorn im Auge – es liegt auch im Unesco-Kulturerbegebiet der Stadt Wien.
Die Unesco droht mit der Aberkennung des Welterbestatus der Stadt. Hauptgrund: Der geplante Wohnturm mit Luxuswohnungen. Das neben dem bestehenden Hotel geplante Hochaus sollte urspünglich 75 Meter hoch werden. Auf Grund massiver Proteste der FPÖ, der Bürger und einiger NGOs wurde nun der Turm am Reißbrett auf 66 Meter gekürzt. Die Innitiative Denkmalschutz richtet trotzdem eine Beschwerde an die EU-Kommission.
Immer noch zu hoch
Die Änderung der Flächenwidmung im Areal erlaubt zwar den Bau des Hochhauses auf 66 Meter, dieser widerspreche aber den Bestimmungen der Unesco, die das historische Stadtbild in Gefahr sieht (Das Welterbekomitee tagt darüber im Juli 2017 in Krakau). Die Umwidmung hatte zur Folge, dass die erlaubte Gebäudehöhe im Bereich des Hotels Intercontinental von 44 Meter auf 50 Meter vergrößert wurde und die maximale zulässige Gebäudehöhe im Bereich des Wohnturms nun 75 bzw. 66 Meter betragen soll: Für Gegner eine Gefahr für das Wiener Stadtbild und eine Umgehung der Unescorichtlinien.
Vorteile für den Dritten
Kritik war auch der Wiener Eislaufverein (WEV) ausgesetzt. Im Zuge der Umbauten verliert er an Eisfläche. Dafür gibt es in Zukunft eine unterirdische Eishalle. Der Eisplatz soll im Sommer ein öffentlich zugänglicher Raum werden, ohne Konsumzwang. Daneben soll das Intercont so gut wie neu errichtet werden. Des Weiteren wird die Lothringerstraße Richtung Innere Stadt versetzt, sodass das Konzerthaus einen Vorplatz bekommt. Rudolf Zabrana (SPÖ), Vorsitzender des Bauausschusses Landstraße, sieht vor allem in der Neustrukturierung der Lothringerstraße Vorteile für den Dritten und seine Bewohner: Die Straße rückt weiter in Richtung des ersten Bezirks, es entsteht ein Vorplatz für das Konzerthaus mit Boulevard und Bäumen auf der Seite des WEV. Seine Kritik ging vor allem in Richtung FPÖ, die bei den Verhandlungen zum Projekt eine "keine Millimeter mehr - Taktik verfolgte". So sei es unmöglich konstruktiv zu Verhandeln. Für Empörung im Publikum sorgte auch die Abwesenheit von Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin und zuständige Stadträtin für Stadtentwicklung.
Turm des Anstoßes
Das am heißesten diskutierte Thema blieb aber die Höhe des geplanten Wohnturms. Im Publikum waren sich viele einig: Warum das Weltkulturerbe für Luxuswohnungen aufs Spiel setzen? Die Betonung seitens der Investoren und der Bezirksvorstehung, das Projekt würde sich selbst finanzieren und die Wiener nichts kosten, interessierte an diesem Abend kaum jemanden.
Zur weiteren Information gibt es im Intercont (Raum Chopin) noch bis Dienstag, den 28. Februar, täglich von 8 bis 20 Uhr eine Ausstellung zum Projekt . Es gibt außerdem die Möglichkeit, Fragen direkt an die Projektverantwortlichen zu stellen: Sie sind jeden Dienstag und Donnerstag von 17 bis 19 Uhr vor Ort.
Hintergrund:
Bericht: Alles neu beim Heumarkt
Bericht: Projekt am Heumarkt wird niedriger
Kommentar: Weltkulturerbe zur Prüfung
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