Das Geheimnis am Gemeindebau
- Wenn ich hier in meiner Nähe den Spazierweg am Ende der Degengasse gehe, fällt mir eine rätselhafte Steinkartusche auf. Sie befindet sich - gut geschützt - unter einem kleinen Dach und vergittert.
Die Inschrift lautet aus dem lateinischen übersetzt:
Die wegen ihrer Lage nicht zur Vollendung gelangte Magerkeit;
obwohl Du es sehen kannst, fragst Du doch nach dem Sinn des unerklärlichen Werkes, das Du bedenkst.
Noch nicht hat sie die nach Licht verlangenden Hoffnungen, noch nicht die unnütze Sorge abgelegt, wenn der schreckliche Schatten den erblassenden Tag zurückdrängt.
Alles Natur, nichts Kunst, lieber Wanderer. Du mußt schon sehr schlau sein, um dieses Gedicht zu durchschauen.
(zitiert aus: Wien - 'Geheimnisse einer Stadt' von Gabriele Lukacs, Pichler Verlag).
Dazu muß man wissen, daß auf den Gründen an der Sandleitengasse, wo sich heute Gemeinde- und Genossenschaftsbauten befinden bis 1962 der Freihof von Ottakring befand. Da er im Besitz des Stift Schotten war, wurde er Schottenhof genannt.
Diese Rätsel scheint auf die Barockzeit zurückzuführen, damals waren solche Rätsel-Reime sehr bliebt. Einige Zeit war der Hof im Besitz des Theresianums und offenbar diente das Rätselgedicht zur intellektuellen Übung der Schüler während ihrer Ferienaufenthalte dort.
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