Ottakring
"Club International" seit 40 Jahren eine Instanz für Zuwanderer
Seit bereits 40 Jahren hilft der Verein Club International Migrantinnen und Migranten mit Sprachkursen und Beratung. Die Inhaberin Constance Winkler führt uns durch die erstaunliche Entstehungsgeschichte.
WIEN/OTTAKRING. Auf Google wird der "Club International" als Restaurant angepriesen. Hinter dem eigentlichen Verein verbirgt sich jedoch viel mehr als köstliche Speisen. Seit mehr als 40 Jahren bemüht sich man sich dort darum, Migrantinnen und Migranten mit unterschiedlichsten Angeboten zu helfen, seien es Sprachkurse, Mietrechtsberatung oder sogar mit Unterkünften. Obfrau Constance Winkler hat MeinBezirk durch die Entstehungsgeschichte des Vereins zur Integration von Zuwanderern geführt.
Alles begann 1983, als sich Winklers Vater, Wolfgang Veit, in den Kopf setzte, Migrantinnen und Migranten unter die Arme zu greifen. Diese sollten direkt am Yppenplatz Hilfe finden. So wurde eine ehemalige Fleischerei in der Payergasse 14 erworben. Im Laufe von zwei Jahren wurde das Gebäude komplett saniert und als Café International wiedereröffnet.
Alles miteinander verknüpft
Zunächst wurden hier Migrantinnen und Migranten zum Thema Mietrecht beraten. Das nötige Wissen dazu hatte sich Veit im Zuge seiner Anstellung bei der Arbeiterkammer angeeignet. Finanziert wurden die Beratungen durch Spenden zufriedener Kunden. "Und wenn bei den Gesprächen für die Mieter nichts herausgeschaut hat, mussten sie auch nicht dafür bezahlen", erklärt Winkler.
Nach und nach kristallisierte sich heraus, wieso überwiegend Migrantinnen und Migranten dieses Angebot in Anspruch nahmen: Aufgrund fehlender Deutschkenntnisse wurden sie oft über den Tisch gezogen. Um dieser Ungerechtigkeit entgegenzuwirken, eröffnete Veit eine Sprachschule. "Da die Sprachkurse früher nicht so stark reglementiert waren, wurden die Teilnehmer im Café, vor dem Café auf Bierbänken oder in unserer Wohnung unterrichtet", erzählt die Tochter des ehemaligen Inhabers. Als das AMS von dem Unterfangen erfuhr, unterstützte es das Konzept und ließ Veit sogar Aufträge zukommen.
Sprachkurse noch heute
Im Laufe der Zeit wurde Veit die Mietrechtsberatung in Zusammenspiel mit den Sprachkursen zu viel. Zudem wurden auch noch Wohnungen an ZuwandererInnen und Zuwanderer vermietet. Deshalb wurde Anfang 2000 die Mietrechtsberatung eingestellt.
Vor wenigen Jahren zog sich der Initiator zurück und Winkler übernahm den Betrieb. Viel hat sich im Laufe von nahezu 40 Jahren jedoch nicht verändert: Die Sprachkurse werden nach wie vor im Café abgehalten. "Das Café ist und bleibt die erste Anlaufstelle in Ottakring. Am Vormittag wird das Hinterzimmer nach wie vor in einen Prüfungsort verwandelt", so die Inhaberin. Trotz des Rücktritts hilft Veit nach wie vor, wo er kann. "Bis heute ist mein Papa vor Ort und berät Personen, die Hilfe benötigen. Es war mir von Anfang an klar, dass er sein ‚drittes Kind’ nicht loslassen wird", so die Inhaberin.
Winklers Plan ist es, die rechtliche Beratung wieder aufleben zu lassen. "Ich möchte wieder das einführen, mit dem mein Vater einst begonnen hat", erzählt sie. Das nötige Know-how dazu bringt sie durch ihr Jus-Studium jedenfalls mit.
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