So können Sie überleben

Mag. Christine Sperrer-Rojc begutachtet als Psychologin potentielle Waffenscheinanwärter.
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TERNITZ. Nachdem ein Pensionist auf einen 17-Jährigen schoss (die BB berichteten), fragen sich alle: Wie leicht greift man zur Waffe? Die Bezirksblätter baten die Neunkirchner Psychologin Mag. Christine Sperrer-Rojc zum Interview.

Wie leicht schießt man auf einen Menschen? Gibt‘s da eine Grenze, die nur mit viel Überwindung überschritten wird?
CHRISTINE SPERRER-ROJC: Die Tötungshemmung ist sowohl bei Tieren als auch beim Menschen vorhanden. Während sie bei Tieren instinktbedingt auftritt, wird sie beim Menschen durch die Werteerziehung stabilisiert. So sind die meisten Soldaten nicht freiwillig bereit, auf einen Feind zu schießen und ihn zu töten. Doch Töten kann auch gelernt werden, die Aggressionsbereitschaft durch Vorbilder, Filme oder PC-Spiele erhöht werden. Wenn ein Mensch töten will, muss er seine Gefühle aktiv unterdrücken. Eine Erziehung zur Gewaltlosigkeit ist daher ein wichtiges pädagogisches Grundprinzip und sollte bereits in der Familie, in Kindergärten und in der Schule durch Werte wie Hilfsbereitschaft und Einfühlung in den anderen geübt werden.

Wollen Menschen, die eine Schusswaffe besitzen, sie auch verwenden? Wenn nicht, warum kaufen sie dann eine?
SPERRER-ROJC: Für den Besitz einer Schusswaffe ist eine amtliche Waffenberechtigung notwendig. Diese muss bei der Behörde beantragt werden und setzt ein psychologisches Gutachten zur Verlässlichkeit voraus. Dabei wird z.B. eruiert, ob der Betroffene auch in Stress-situationen nicht unüberlegt reagiert und keine Neigung zur Gewalttätigkeit aufweist. Für den Besitz einer Waffe gibt es unterschiedlichste Motive z.B. man erbt eine Waffe oder benötigt sie für sportliche Zwecke oder als Selbstschutz. Wird eine Schusswaffe zum Töten verwendet, wird sie häufig auf dem Schwarzmarkt erworben.

Der Schütze war alkoholisiert (1,5 Promille). Setzen Alkohol-, Drogen- oder Medikamentemissbrauch die Hemmschwelle herab, auf jemanden zu schießen?
SPERRER-ROJC: Hier gilt ein eindeutiges Ja! Alkohol hat eine Wirkung auf drei verschiedene Gehirnzentren. Im Großhirn wirkt er sich bereits bei 0,5 Promille auf Wahrnehmung, Reaktionsfähigkeit, Denken und Entscheidungsfähigkeit aus z.B. wird das Autofahren problematisch. Im Bewegungszentrum beeinflusst er die Koordination der Motorik - z.B. schwankender Gang. Im Frontalhirn schließlich, welches der Sitz der Kontrolle über unser Verhalten ist, wird das Verhalten zunehmend unkontrolliert, Aggressionen nehmen zu, man fühlt sich im Recht und es hält einen nichts mehr zurück. Man verliert die Kontrolle über sich selbst! Im Fall des Schützen steigerte der Alkohol den bereits vorhandenen Ärger, erhöhte die Streitbereitschaft, schränkte die Vernunft ein, er fühlte sich im Recht und griff zur Waffe. Dieser Prozess beginnt ebenfalls bereits bei 0,5 Promille. Bei 1,5 Promille ist das Verhalten schon sehr enthemmt. Aber auch extreme Reize wie z.B. die Hitze können aggressives Verhalten steigern.

Muss man immer damit rechnen, dass wegen Bagatellen jemand zu einer Waffe greift? Hat sich da in den vergangenen Jahren ein Trend abgezeichnet?
CHRISTINE SPERRER-ROJC: Man muss grundsätzlich nicht damit rechnen, dass jemand wegen einer Bagatelle zur Waffe greift und es zeichnet sich auch kein Trend ab. Allerdings beantragen mehr Menschen als früher eine Waffenberechtigungskarte.

Was sollte man keinesfalls tun, was auf jeden Fall, wenn jemand mit einer Waffe vor einem steht? Welches Verhalten provoziert, welches entspannt die Lage?
CHRISTINE SPERRER-ROJC: Wie vernünftig kann jemand reagieren, wenn einer mit der Waffe auf ihn zielt? Wichtig ist, mit dem Täter in Kontakt zu bleiben z.B. sich nach seinem Namen erkundigen, ihn mit Namen ansprechen, für ihn und seine Situation Interesse signalisieren. Auch Fragen nach seiner Familiensituation, nach Frau und Kindern können hilfreich sein, um die Eskalation zu vermeiden und um den Täter in die Wirklichkeit zurück zu führen. An sein Mitgefühl, seine Verantwortung appellieren und auf seine Freiheit hinweisen, die Waffe wegzulegen. Kurz gefasst: Freundlich sein, Fragen stellen, im Gespräch bleiben. Keinesfalls provozieren.

Mag. Christine Sperrer-Rojc begutachtet als Psychologin potentielle Waffenscheinanwärter.

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