Über die unendliche Leichtigkeit des künstlerischen Seins
Slobodan Orescanin - Skulptur
art-com GALLERY
Schottenfeldgasse 69
1070 Wien
Ausstellungsdauer: 02.05.-22.05.2011
Ein Künstler trage, so Slobodan Orešanin, die Leiden der Menschen auf seinen Schultern. Diese Bürde habe ihn einige Zeit lang gequält. Er versuchte dem durch einen unbedingten Willen zum Appell und zur (sozial-)kritischen Aussage in seinen Kunstwerken beizukommen.
Mit seinen neuen Arbeiten jedoch habe eine neue Leichtigkeit in sein künstlerisches Tun Einzug gehalten. Diese Leichtigkeit ist den Werken auch auf den ersten Blick anzusehen.
Die Bedeutungsschwere früherer Arbeiten ist in den Hintergrund getreten. Sichtbar sind Skulpturen (beinahe Malereien in drei Dimensionen), die in ihren verspielten, scheinbar nach oben strebenden organischen Formen an Eruptionen erinnern, kleine Explosionen, die züngelnde Flammen und Magma aus dem Inneren der Erde an die Oberfläche bringen.
Das Feuer ist der Arbeit inhärent, verwendet der Künstler doch Spritzer flüssiger Bronze (übrigens ein verhältnismäßig leichtes Metall), die er nachbearbeitet und ineinanderfügt. Aus dieser intuitiven Art ein Kunstwerk entstehen zu lassen, die den Zufall als konstitutives Element einbezieht, entsteht eine unendliche Fülle an möglichen Formen. Wie ein Fingerabdruck ist jede Skulptur der nächsten ähnlich und gleicht ihr doch nie vollkommen.
Nicht nur eine unendliche Zahl an Formen ergibt sich jedoch aus dieser Herangehensweise, die Form der Skulpturen ergibt auch eine unendliche Zahl an Möglichkeiten, die einzelnen Arbeiten wiederum wahrzunehmen, denn je nach Blickwinkel und Lichtverhältnissen erschließt sich ein neuer Kosmos an Formen. Orešanin ist also, um das Kunstwerk vollends zum Leben zu erwecken, auf aktive BetrachterInnen angewiesen, die sich ihren eigenen Weg durch die Skulpturen bahnen.
Ein Kunstwerk müsse, so der Künstler, immer eine „Message“ haben und an die BetrachterInnen appellieren. So wäre es also nicht Orešanin, ließe sich nicht auch in seinen neuen Arbeiten eine (gesellschaftspolitische) Botschaft erkennen. War diese Bedeutung in früheren Werken vordergründiger, rückt sie in seinen jüngsten Werken allerdings zugunsten der Verspieltheit der Skulptur und der Poetik der Formen stärker in den Hintergrund. Orešanin sieht in seinen Skulpturen eine Warnung. In einem Jahrzehnt verheerender Naturkatastrophen sieht er in ihnen eine Warnung der Erde an den Menschen und beweist damit einmal mehr auch die gedankliche Tiefe seiner Kunst.
War es die Intellektualisierung, die ihn vor einigen Jahren in seiner künstlerischen Freiheit noch eher hemmte als voranbrachte, sagt er nun angesichts seiner Befreiung vom Ballast der vordergründigen Botschaft:
Ich habe meine Leichtigkeit gefunden.
http://www.orescanin.net/
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