Häufung Wildunfälle St. Barbara
Rehkitze per Notkaiserschnitt gerettet

Besuch in der Wildtierauffangstation Kaltenegger in Traiskirchen: Simeon Schmitz hat die zwei Rehkitze, die er dank eines Notkaiserschnitts gerettet hat, schon einmal besucht.  | Foto: Schmitz
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Simeon Schmitz hat zwei Rehkitzen in St. Barbara das Leben gerettet: er führte bei der schwer verletzten Mutter nach einem Unfall einen Notkaiserschnitt durch. Auf der L 102, der Veitscherstraße,  Mitterdorf Richtung Veitsch, sind in den letzten sechs Wochen insgesamt zwölf Rehe gestorben.

ST. BARBARA. Es sind zwölf Rehe, die in nur sechs Wochen ihr Leben auf der Landesstraße 102, Veitscherstraße, lassen mussten – mit der Rettung von zwei Kitzen per Notkaiserschnitt gibt es aber auch positive Nachrichten. MeinBezirk.at hat mit dem LebensretterSimeon Schmitz aus St. Barbara-Veitsch geprochen.

Menschen wurden bei diesen zwölf Vorfällen glücklicherweise nicht verletzt. Die Jägerschaft appelliert an die Autofahrerinnen und Autofahrer aufmerksam und langsamer zu fahren, fordert aber auch den Einsatz von Wildwarnreflektoren. 

Notkaiserschnitt auf der L 102

Die Nachricht der beiden Kitze, die mittels Notkaiserschnitt am 12. Mai gerettet werden konnten, verbreitete sich in Medien und auf Facebook wie ein Lauffeuer. Ein trächtiges Reh wurde zwischen Mitterdorf und Veitsch auf der L 102 angefahren, die Autofahrerin oder der Autofahrer blieb nicht stehen. Die nachkommenden Autofahrer waren die Brüder Simon (21) und Benedikt (16) Schmitz aus St. Barbara-Veitsch.

Per Notkaiserschnitt wurden diese Zwillinge, ein Geißkitz und ein Bockkitz, in St. Barbara gerettet. Die Mutter erlag vor Ort ihren schweren Verletzungen. | Foto: Wildtierauffangstation Kaltenegger
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"Als ich aus dem Auto ausgestiegen bin habe ich gesehen, dass die Geiß trächtig war und noch geröchelt hat. Im gleichen Moment kam die Polizei angefahren, jemand musste sie schon informiert haben, dass es einen Wildunfall gab. Ich borgte mir von ihnen ein Messer. Zuerst habe ich die Geiß erlöst, danach habe ich begonnen den Bauch aufzuschneiden, und die beiden Rehkitze rausgeholt", erzählt Simeon Schmitz, der ausgebildeter Jäger ist und an der Boku in Wien Forstwirtschaft studiert.

"So schnell wie möglich handeln"

"Einen Kaiserschnitt zu machen zählt nicht zur Ausbildung. Ich weiß aber natürlich, wie man ein erlegtes Reh ausnimmt, aber das ist wieder was anderes. Angst habe ich beim Kaiserschnitt keine gehabt. Ich wollte nur so schnell wie möglich die Kitze aus dem Bauch holen. Alles in allem, von dem Moment als ich das Messer bekommen habe, bis zu dem Zeitpunkt als ich die Kitze in den Armen gehalten habe, ist nur eine halbe Minute vergangen", so Schmitz weiter, dessen Vater ebenfalls Jäger und Förster, die Mutter Hebamme ist. Sein Bruder Benedikt hat eine Decke aus dem Auto geholt, die Kitze damit abgetrocknet und warm gehalten.

Hier wurde das trächtige angefahrene Reh von den Brüdern gefunden. Vor Ort wurde ein Notkaiserschnitt durchgeführt.  | Foto: Wildtierauffangstation Kaltenegger
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Zwölf Rehe getötet

"Im Bereich von der Autobahnabfahrt Mitterdorf bis zum Gasthof Rantsch in Veitsch,das sind rund 7,5 Kilometer (Anm. der Redaktion), wurden in nur sechs Wochen zwölf Rehe durch Autos getötet", erzählt der Aufsichtsjäger und Jagdpächter in Mitterdorf Peter Hofbauer. Die meisten Vorfälle würden sich gleich nach dem Ortsende von Mitterdorf auf den folgenden zwei Kilometern in Richtung Veitsch ereignen. "Hier wollen die Rehe vom Wald rüber über die Straße zur Wiese zum saftigen Gras. Außerdem nutzen sie den Veitschbach um zu trinken", erklärt Hofbauer, der eine Geschwindgikeitsreduktion und Kontrollen fordert.

Der letzte Vorfall ereignete sich erst am Feiertag, 18. Mai. Wieder wurde ein trächtiges Reh auf der L 102 angefahren. "Der Aufprall war derart hart, dass das Reh 20 Meter weit weg geschleudert wurde, der Bauch aufplatze und das Kitz herausgeschleudert wurde", erzählt Hofbauer. Auch hier sei die Autofahrerin oder der Autofahrer nicht stehen geblieben. 

Wildwarnreflektoren

Auch für Martin Krondorfer, zuständiger Jäger im Forst vom Schloss Pichl, sind die derzeitige Situation und die Vorfälle mehr als unbefriedigend. "Es steht lediglich ein Schild, Vorsicht Wildwechsel. Aber das deswegen jemand langsamer oder aufmerksamer fahren würde, ist nicht der Fall. Eine mögliche Verbesserung würden Wildwarnreflektoren bringen, diese darf aber nur die Straßenverwaltung aufstellen – und diese müssen auch regelmäßig gereinigt werden, ansonsten bringen sie nichts", sagt Krondorfer.

Ein Foto der geretteten Rehkitze – auf diesem Foto waren sie noch nicht einmal eine Stunde alt. | Foto: Schmitz
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"Langsamer fahren"

"Die Menschen müssen langsamer fahren, wenn schon auf Wildwechsel hingewiesen wird, das wäre eine Lösung", so Krondorfer weiter und erzählt auch von den beiden durch einen Notkaiserschnitt geretteten Kitze, dessen Mutter in seinem Jagdrevier angefahren und getötet wurde. "Es geht ihnen gut. Sie haben gottseidank keine Verletzungen durch den Aufprall erlitten. Schauen wir, wie es weitergeht. Eine Rückholung nach St. Barbara ist auch nicht so einfach, Wildtiere reisen nicht gerne", so Krondorfer.

Geiß- und ein Bockkitz

Die beiden geretteten Kitze wurden nämlich nach Traiskirchen, Niederösterreich, in die Wildtierauffangstation Kaltenegger gebracht. Hier kümmern sich Claudia und Wolfgang  Kaltenegger um viele verletzte Wildtiere – ehrenamtlich. "Namen haben wir noch keine für die zwei. Es geht ihnen sehr gut. Es sind ein Geißkitz und ein Bockkitz", erzählt Claudia Kaltenegger auf Rückfrage von MeinBezirk.at. Wie es den beiden geht, darüber werden Interessierte über ihre Facebook-Seite immer auf dem Laufenden gehalten.

Wildunfälle meldepflichtig

Kaltenegger hat schon viel Tierleid gesehen und betont, dass Wildunfälle meldepflichtig sind und: "Eine Geschwindkeitsbegrenzung von 60 Stundenkilometer in diesem Bereich würde etwas bringen. Denn bis zu 70 Stundenkilometer können Rehe die Geschwindigkeit einschätzen, darüber nicht mehr." MeinBezirk.at bleibt jedenfalls auf dem Laufenden wie es mit dem Geschwisterpärchen in Traiskirchen weitergeht.

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