Interview mit Julia Herr
„Ich halte die Abfrage zur Parteivorsitzenden für absolut sinnlos“
Die Bezirksblätter im Gespräch mit Julia Herr über ihren Rücktritt als SJ-Chefin, ihre Arbeit im Nationalrat, Erholung Zuhause oder die Situation der SPÖ auf Bundes- und Landesebene
Warum war gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, die Führung der Sozialistischen Jugend abzugeben?
Julia Herr:
„Ich durfte sechs Jahre lang Vorsitzende der SJ sein. Vieles, was ich mir vorgenommen habe, habe ich umgesetzt. Die SJ hat viele Mitgliedern und politisches Gewicht gewonnen. Jetzt ist es Zeit für jemand Neuen.“
Sehen Sie das Ende Ihrer SJ-Zeit mit weinendem Auge oder lachendem Auge?
„Mit zwei lachenden Augen, denn ich bin stolz auf die letzten Jahre.“
Wie waren die ersten fünf Monate im Nationalrat? Für welche Themen setzen Sie sich besonders ein?
„Als Sprecherin für Umweltschutz, setze ich mich für unser Recht auf eine intakte Umwelt ein. Klimaschutz ist eine soziale Frage: Wen trifft die Klimakrise? Und wer muss dafür zahlen? Ich fordere eine schnelle und vor allem gerechte Finanzierung ein!“
Können Sie dort Dinge so bewegen, wie Sie sich das erhofft haben oder ist die Realität anders?
„Die eigenen Anträge werden meistens von den Regierungsparteien niedergestimmt. Das heißt aber nicht, dass man nichts bewegen kann. Politik bedeutet die Menschen von den eigenen Ideen zu überzeugen und das kann ich auch in Opposition.“
„Niemand mag Sesselkleber“ … ein Satz aus ihrem Facebook-Post zum SJ-Rücktritt. Wie sieht es hier in der Bundes-SPÖ aus?
„Ich halte die derzeitige Abfrage zur Parteivorsitzenden für absolut sinnlos. Wir müssten über Arbeitsplätze oder eine Verkürzung der Arbeitszeit reden und nicht über uns selbst.“
Ist Rendi-Wagner die richtige Person an der Spitze der Bundes SPÖ? Oder wäre Hans Peter Doskozil ein guter Kandidat, um die Partei in Zukunft zu führen?
„Es geht vor allem um Glaubwürdigkeit! Wir brauchen eine Person an der Spitze, die glaubwürdig für die Interessen der arbeitenden Menschen kämpft, den wirklichen Leistungsträgern in diesem Land. Jemanden, der sich sagen traut, dass wir derzeit in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem leben, wo eine kleine Minderheit täglich reicher wird, während die große Mehrheit immer weniger vom Leben hat! Daran messe ich, ob jemand geeignet ist.“
Was halten Sie von der SPÖ-Alleinregierung im Burgenland? Wird hier Ihrer Meinung nach auf die richtigen Themen gesetzt?
„Ja, der Mindestlohn von 1.700 netto ist ein Meilenstein - das müssen wir jetzt österreichweit umsetzen. Aber auch die Pläne in Richtung Bio Wende, mit gesundem Essen für alle, halte ich für extrem wichtig.“
Wie viel Zeit verbringen Sie selbst in Sigleß?
„Derzeit leider zu wenig. Wenn ich in Sigleß bin verbringe ich die Zeit mit meinen Eltern, das wirkt immer wie eine kleine Erholungspause.“
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