Story der Woche
Kräfte Bündeln für die medizinische Grundversorgung in Linz
Geht es um die medizinische Grundversorgung in Linz, taucht unweigerlich das Schlagwort "Ärztemangel" auf. Aber wie viele Mediziner fehlen tatsächlich und welche Strategien haben die Stadt und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), um alle notwendigen Stellen zu besetzen?
LINZ. "In Summe ist Linzer sehr gut durch ÖGK-Vertragsärztinnen und -ärzte versorgt", heißt es seitens der ÖGK. Von den 88 Hausarztstellen seien derzeit sechs frei. Die 120 Facharzt-Stellen sind in Linz komplett abgedeckt. Lediglich bei den Kinderärzten sind von neun vorgesehenen Stellen derzeit zwei unbesetzt. "Aber eine Lösung ist in Sicht", so die ÖGK, "gemeinsam mit der Ärztekammer OÖ arbeiten wir gerade am Modell eines Kindergesundheitszentrums für Linz."
Primärversorgungszentren liegen im Trend
Gesundheitszentren – sogenannte Primärversorgungszentren (PVZ) – gewinnen auch in Linz immer stärker an Bedeutung. "In Linz gibt es derzeit zwei PVZ, eines am Domplatz und eines in der Grünen Mitte", so Gesundheitsstadtrat Michael Raml (FPÖ). Letzteres eröffnete gerade erst Anfang dieses Jahres. In einem PVZ schließen sich niedergelassene Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner mit anderen Gesundheitsberufen, etwa Physiotherapeuten oder Pflegefachkräften, zusammen. Auch laut ÖGK liegen Gruppenpraxen und Ärztezentren im Trend: 23 der 88 Hausarztstellen werden bereits in Form von Gruppenpraxen sowie PVZ besetzt.
Vorteile für Mediziner und Patienten
"Gruppenpraxen und PVZ bringen Vorteile für alle Seiten", so die ÖGK, "Mediziner erleben ein zeitgemäßes Teamwork, können sich mit Kollegen beraten und Dienstzeiten aufteilen. Sie kämpfen nicht mehr allein." Denn laut ÖGK würden Jungmediziner heutzutage ganz neue Erwartungen an einen Kassenvertrag haben. Nicht mehr Geld, sondern eine bessere Work-Linfe-Balance mit familienfreundlicheren Dienstzeiten seien ihnen wichtig. Die Patientinnen und Patienten profitieren laut ÖGK von längeren Öffnungszeiten, einem umfassenden Angebot und sparen sich damit häufig "Irrwege durchs Gesundheitssystem".
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Genau das schätzt auch Allgemeinmediziner Wolfgang Popp: "Als junger Arzt für Allgemeinmedizin war es immer schon mein Ziel, eines Tages in einer Ordination selbstständig tätig zu sein. Wäre jedoch dieses neue Projekt der Primärversorgungseinheit nicht aufgetaucht, wäre sicher noch einige Zeit vergangen, bis ich diesen großen Schritt gewagt hätte. Ich habe mich dazu entschlossen, weil mir der schnelle, unkomplizierte und informative Austausch zwischen den Kolleginnen im Team sehr wichtig ist."
Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen
Gemeinsam mit vier Kolleginnen und Kollegen ist er seit Jänner 2022 im PVZ "Grüne Mitte" tätig. Im Team der Gruppenpraxis in der Hamerlingstraße 27 sind auch diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Ordinationsassistenten. Zudem werden Spezialisten aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, klinische Psychologie, Diätologie und Sozialarbeit eingebunden. "Wir schätzen die Möglichkeit einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit mit vielen Gesundheitsberufen. Unsere Patientinnen und Patienten profitieren dadurch von einer schnellen und ganzheitlichen Versorgung innerhalb eines Gebäudes", so Popp und Stefanie Bitter.
So unterstützen Stadt und ÖGK junge Ärzte
Die Stadt selbst kann nur eingeschränkt die Gründung von PVZs und Gruppenpraxen forcieren. "Wir können nur insofern unterstützen, indem wir bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten helfen und bei der Neuplanung von Gebäuden und Stadtvierteln entsprechende Flächen berücksichtigen", so Gesundheitsstadtrat Raml. Auch die ÖGK will es jungen Ärzten leichter machen und hat inzwischen ihre Kassenverträge modernisiert und flexibler gestaltet. "Wir bieten insgesamt acht verschiedene Karriere-Modelle an, von der klassischen Einzelpraxis bis hin zur Mitarbeit in einem multidisziplinären PVZ".
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