ARMUT: Wenn die letzte Ehre zu teuer ist …

- Armengräber Zentralfriedhof
- hochgeladen von Silvia Forstner
Armut spüren nicht nur die Hilfsorganisationen, sondern Armut wird zusehends auch in vielen anderen Bereichen sicht- und spürbar. Und immer öfters wird Armut auch auf dem Friedhof augenscheinlich.
Der Tod, das Sterben sollte eigentlich die letzte Ehrerbietung sein, die man einem lieben Menschen zukommen lässt. Der Spruch "Umsonst ist nur der Tod - und der kost’s Leben", klingt angesichts der Kosten, die ein Begräbnis verursachen kann, für viele Hinterbliebene geradezu geschmacklos. Denn zur emotionalen Belastung kommt auch die finanzielle, wie ich erst vor kurzem selbst erleben durfte.
Der Grabstein, das Bestattungsunternehmen und selbst der schöne Platz auf dem Friedhof kosten liebes Geld und so erreicht der Abschied nicht selten unvorstellbare Dimensionen. Laut Bestattung Wien, die ein Viertel aller österreichischen Begräbnisse durchführt, liegen die Durchschnittskosten für eine Erdbestattung bei 3500 Euro. Allerdings nur, wenn man schon ein Familiengrab hat. Denn bei einer Neuvergabe eines Sarggrabes verrechnen die Friedhöfe ein "Bereitstellungsentgelt" von 425 Euro, dazu kommt das Benützungsentgelt, das je nach Lage des Grabes und des Friedhofs bis zu 730 Euro für zehn Jahre beträgt. Auch ein Grabstein ist nicht gerade billig: Zwischen 4000 und 9000 Euro kostet eine durchschnittliche Grabanlage mit Einfassung, Schrift, Stein und Sockel. Lässt man nur eine weitere Inschrift an einem bestehenden Stein anbringen, kommt man mit weniger als 500 Euro aus.
Dazu kommen die eigentlichen Kosten für das Bestattungsunternehmen, Druckereikosten für die Parten und Gedenkbilder, die nicht unter 100 Euro zu haben sind, auch Musik, Blumenschmuck, Kränze, Pfarrer oder Trauerredner und Leichenschmaus müssen bezahlt werden. Die Kosten für den Sarg beginnen bei 500 Euro - nach oben gibt es keine Grenzen. Kaum verwunderlich, dass immer mehr Hinterbliebene, sich diese Kosten nicht mehr leisten können.
Gerade in größeren Städten wie Wien, sind Sozialbeerdigungen nicht selten und wer mit offenen Augen Friedhöfe besucht, der kann nicht selten die Sozialgräber ausmachen. Wie in solchen Fällen vorzugehen ist, ist Landessache. Generell muss jeder Tote in Österreich innerhalb einer gewissen Zeit beerdigt werden - wenn sich in Wien innerhalb von fünf Tagen niemand um die Beerdigung gekümmert hat, dann muss die Stadt laut Leichen- und Bestattungsgesetz ein Begräbnis veranlassen. Dieses findet mit einer einfachen Zeremonie in einem "Armengrab" am Zentralfriedhof statt. 800 bis 1000 solcher Armenbegräbnisse - Tendenz steigend - gibt es jährlich in Wien.
Allerdings: Niemand ist verpflichtet, eine Beerdigung zu zahlen - auch wenn er das Budget dafür hätte. Die Stadt, die zehn Jahre lang das Grab pflegt und auch für eine einfache Gedenktafel sorgt, kann sich die Kosten von rund 2000 Euro aber aus der Verlassenschaft zurückholen.
Kein Wunder, dass Versicherungen ein Geschäft wittern und die Begräbnisvorsorge ins Programm aufgenommen haben. Für einen heute 43 alten Mann, der für seine Bestattung rund 6.000,– Euro auf die Seite legen möchte, um seine Hinterbliebenen zu entlasten, der muss pro Monat immerhin 17,50 Euro berappen. Ein Betrag, den er, ausgehend davon, dass er keine Verzinsung erhält, in rund 28 ½ Jahren selbst ansparen könnte.
Immerhin: Die Bestattung Wien bietet vierteljährlich kostenlose Trauerseminare für Hinterbliebene an. Oder aber man geht einfach zu Allerseelen auf den Friedhof.
Denn Trauern ist immer noch umsonst.
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