Buchrezension: Operation Genesis - Jeremy Robinson:
Operation Genesis reiht sich nahtlos in die Fülle amerikanischer Storys rund um Spezialeinheiten und Superhelden: Falls einer von den Amis stirbt, wird er kurzerhand wieder zum Leben erweckt. Zu diesem Zweck bekommen die Protagonisten diesmal (unmittelbar vor einem Fallschirmsprung aus 10km Höhe) Defibrillatoren eingesetzt. Kaum sind die Amis tot, springen sie schon wieder auf und kämpfen weiter, wie man das nach Kratzern erwarten darf.
Zur Story: Eine US-Spezialeinheit wird nach Vietnam geschickt, um ein Heilmittel gegen das Brugada-Syndrom zu finden, eine real existierende Krankheit, die sich im Buch durch genetische Manipulation weltweit verbreitet. An Brugada erkrankte Menschen und deren Angehörige sollten das Buch besser nicht lesen, die Ignoranz im Umgang mit dieser Krankheit könnte ihnen schwer aufs Gemüt schlagen. Wer den Text dagegen mit Humor nimmt, ist hier gut aufgehoben:
„Bishop ignorierte das Dröhnen in seinen Ohren und legte wieder an. Einen Augenblick lang fürchtete er, bei dem Knall würden ihm die Trommelfelle platzen. Dann fiel im ein, dass sie ja in Sekundenschnelle heilten.“
An dieser Stelle muss man vielleicht erwähnen, dass besagter Bishops sich sofort regeneriert, sobald er verletzt wird. Der Preis dafür ist die Vergesslichkeit, aber solange sein Körper noch weiß, dass er unkaputtbar ist, kann dem Bishop ja zum Glück nix passieren ;-)
Schlachten und Verfolgungsjagden gibt es haufenweise. Meistens greifen sogar mehrere Feinde gleichzeitig an, um die Dramatik zu steigern: Da kommt eine feindliche Armee von links, die andere von rechts und der einzige Fluchtweg wird von nymphomanischen Neandertalerweibchen abgeschnitten. Und nun?
Ausweglose Situationen verlangen unkonventionelle Entscheidungen, und deshalb legt sich der Protagonist von Welt kurzerhand auf ein Bett aus Knochen und wartet, bis die Schlacht vorbei ist. Schon clever, diese Amis.
Nur die vielen belehrenden Beschreibungen sind ein wenig lähmend, gipfeln aber auch in einer sensationellen Fluchtszene. Die Feinde dicht auf den Fersen stellt der Protagonist seiner Begleiterin folgende Frage, als sie an einer Mauer mit Schriftzeichen vorbeilaufen:
Er: „Können Sie das lesen?“
Sie: Erklärt ihm zwei Buchseiten! lang alles rund um die chinesische Sprache.
Er (den sicheren Tod im Nacken, aber geduldig wie Moses): „Können Sie das lesen?“
Sie: „Nein, ich kann es nicht lesen.“
Und schon geht die Flucht weiter.
Vielen amerikanischen Autoren wird immer wieder vorgeworfen, dass ihre Protagonisten nur testosterongesteuerte Supermachos sind. Jeremy Robinson tritt diesem Vorurteil entschieden entgegen und bringt zum Beweis eine durchgeknallte Emanze: Nur mit einem Brandeisen bewaffnet tobt sie durch die Reihen schwerbewaffneter Vietkong und prügelt die feindliche Armee in Stücke.
Fazit: Amerikas Helden sind der Unsterblichkeit wieder einen Schritt nähergekommen.
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