Buchrezension: Blutnetz von Justin Scott (Clive Cussler)
Ich darf vorausschicken, dass der Autor von Blutnetz Justin Scott heißt, auch wenn der Verlag es sich (seit Jahren) nicht nehmen lässt, mit "Clive Cussler" für seine diversen Buchreihen zu werben.
Justin Scott hat mit dem Vorgängerband (Sabotage) ein historisch stimmiges Abenteuer rund um den Privatdetektiv Isaac Bell erzählt, das im neuen Roman "Blutnetz" seine Fortsetzung findet. Statt Eisenbahnen stehen diesmal Schiffe und deren Waffensysteme im Vordergrund. Wieder gelingt es dem Autor, den Leser in das beginnende 20. Jahrhundert zu entführen. Von Jungen, die Geschäftsleuten die Schuhe polieren, über Pferdekutschen, Telegrafen bis hin zu den vielen anderen technischen, wirtschaftlichen und politischen Details passt alles in diese Zeit.
Der Detektiv Bell muss sich einerseits zwischen deutschen, japanischen und britischen Agenten behaupten, während ihm auf der anderen Seite handfeste Killer und Schlägertypen das Leben schwer machen. Wie schon beim letzten Buch wird die Identität des Hauptgegners (der Spion) zunächst verschleiert, wodurch man als Leser mitraten kann.
Der Roman ist gut erzählt, leidet aber am Fetisch des Übersetzers für "originelle" Wortwiederholungen (indem, gewahrte etc.). Eigentlich erschreckend, wie sehr die Handschrift eines Übersetzers einen Text prägen kann. Denn auch ohne seinen Namen gelesen zu haben, wusste ich bereits nach wenigen Seiten, wer dieses Buch übersetzt hat. Störend fand ich die planlose Mischung von alter und neuer Rechtschreibung.
Verglichen mit Sabotage erscheint der neue Roman merklich langatmiger. Das mag auch an den (zu) ausführlichen Ortsbeschreibungen liegen, die den meisten Lesern beim bildlichen Vorstellen nur bedingt weiterhelfen werden: "...ausgedehnten Buchten von San Francisco vor, vom Pazifik abgeschirmt durch die San Francisco Peninsula und die Marin Peninsula. Von Suisun City verlief die Hauptstrecke siebzehn Meilen weit nach Südwesten zur Benicia Ferry, die den Zug über die Carquinez Strait nach Port Costa transportierte. Dann folgte ein letztes Teilstück von dreißig Meilen an der San Pablo Bay entlang zur Oakland Mole, von wo aus eine Personenfähre ihre Passagiere über die San Francisco Bay in die City brachte. Zwanzig Meilen nördlich der Stadt, die San Francisco Bay hinauf und auf der anderen Seite der San Pablo Bay, befand sich der Mare Island Naval Shipyard..."
Fazit: Leicht und schnell zu lesen, aber sein letztes Buch war spannender und besser.
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