Markus Kraxner im Interview
Vom Praktikanten zum Bezirkshauptmann
Bezirkshauptmann Markus Kraxner wurde 1977 in Leoben geboren, ist in Proleb aufgewachsen und studierte Rechtswissenschaften in Graz, bevor er erstmals 1995 als Ferialpraktikant in die BH Leoben einstieg und sich in den Folgejahren bis an die Spitze hocharbeitete. Seit März 2020 ist er der Bezirkshauptmann des Bezirks Leoben und damit zuständig für knapp 60.000 Einwohner und 1.053,49 Quadratkilometer.
LEOBEN. Wie er seine Rolle versteht und was die Arbeit "seiner" Behörde ausmacht, hat Markus Kraxner (47) MeinBezirk im Interview verraten.
- Herr Kraxner, was ist das Besondere am Bezirk Leoben, das uns von anderen Bezirken unterscheidet?
Markus Kraxner: Ich glaube, in ganz vielen Bereichen gibt es ganz viele Ähnlichkeiten. Denn uns als Bezirksverwaltungsbehörde ist es wichtig, dass - egal wo ich meine Behördenwege in der Steiermark zu absolvieren habe - es weitgehend gleich abläuft. Aber natürlich hat jeder Bezirk seine Besonderheiten. Wirtschaftlich sind wir ein klassischer Industriebezirk. Topografisch ist unser Bezirk alpin geprägt, sehr waldreich, was uns im Zusammenhang mit klimatischen Veränderungen betrifft. Zum Beispiel war der Windwurf in den letzten Jahren ein großes Thema. Starkregenereignisse haben zu Hangrutschungen und Überflutungen geführt.
- Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit im Bezirk Leoben?
Was den Bezirk Leoben charakterisiert, beziehungsweise wie wir es als Bezirkshauptmannschaft erleben, ist, dass wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Wenn man an die Katastrophenereignisse des letzten Jahres denkt, herrschte da eine sehr professionelle Zusammenarbeit und lösungsorientierte Kooperation mit den Gemeinden und unseren Einsatzorganisationen, seien das die Feuerwehren oder die Rettung. Aber auch mit der Exekutive oder der Kaserne in St. Michael sind wir in einem sehr guten, vertrauensvollen Austausch. Auch mit den Trägern der Behindertenhilfe oder mit den Pflegeheimen kooperieren wir. Ich erlebe überall eine konstruktive Zusammenarbeit, wo Menschen lösungsorientiert und gemeinsam versuchen, das Beste für die Bevölkerung und für den Bezirk zu erreichen.
- Wie arbeitet die BH Leoben in Katastrophenfällen?
Im Juli des Vorjahres war es das erste Mal, seit ich in diesem Haus arbeite, dass wir ein Ereignis hatten, bei dem mehrere Gemeinden zeitgleich Katastrophengebiet waren. Wir mussten im Liesingtal von Kammern bis Wald am Schoberpaß eine Bezirkskatastrophe ausrufen. Das war das erste Mal in dieser Dimension und dann noch einmal Mitte August in Mautern. Im Katastrophenschutz ist es essenziell, dass die Gemeinden auf unterster Ebene Katastrophenschutzbehörde sind, dann die Bezirkshauptmannschaft.
Sobald die Bezirkskatastrophe ausgerufen wird, übernehmen wir die Verantwortung als Katastrophenschutzbehörde, arbeiten engstens mit den Gemeinden zusammen, die natürlich die Gegebenheiten vor Ort bestens kennen. Wir brauchen so rasch wie möglich Sachverständige vor Ort, die die Lage beurteilen, um einschätzen zu können, welche Gefahr-im-Verzug-Maßnahmen anzuordnen sind. Da arbeiten wir ganz eng mit der Baubezirksleitung und den Abteilungen in Graz zusammen. Und das hat bei diesen Ereignissen im Sommer wirklich sehr gut funktioniert.
- Immer wieder betrifft uns das Thema der ärztlichen Versorgung. Inwiefern ist die BH Leoben da beteiligt?
Die Bezirkshauptmannschaft ist Sanitätsbehörde, also alles, was sozusagen den öffentlichen Sanitätsbereich betrifft - man denke an die Corona-Zeit - das sind die Themen, die sanitätsbehördlich die Bezirkshauptmannschaften treffen, aber das Problem der ärztlichen Versorgung fällt nicht in unsere Kompetenz. Wir spüren es, weil uns einfach steiermarkweit die Amtsärztinnen und Amtsärzte fehlen. Das ist eine große Herausforderung. Auch wir werden uns in absehbarer Zeit bemühen müssen, hier eine Stelle wieder nachzubesetzen.
- Wie verstehen Sie Ihre Rolle?
Wir sind Vollzugsbehörde, das heißt, wir vollziehen, aber wir sind nicht diejenigen, die die Regelungen machen. Wir versuchen das mit dem notwendigen Augenmaß und rechtlich korrekt und auch in einem zeitlichen Rahmen, so rasch wie möglich und professionell zu erledigen. Und das geht natürlich von Großverfahren, wie dem Elektro-Lichtbogenofen der Voestalpine, bis zur Genehmigung von Gastgewerbebetrieben.
- Zum Thema Wald: Da gibt es ja die Spazierenden und Sporttreibenden, die den Wald als Freizeitraum oder Erholungsgebiet nutzen, die Jäger und Förster und die Tiere, die ihre Ruhezeiten brauchen. Wie ist da Ihre Verantwortung?
Ja, Jagd- und Forstrecht ist in unserem Zuständigkeitsbereich, wir sind Forstaufsichtsbehörde. Auch da gibt es eine sehr gute Kooperation mit den Waldeigentümern. Wir sind zuständig, wenn es um Schusszeiten geht, um die Einhaltung von bestimmten Abschussquoten oder um Rodungsbewilligungen. Was den Wald betrifft, wird viel Beratung angeboten. Wir laden zu Vorträgen ein, im Zusammenhang mit dem Klimawandel, um Drehscheibe für Wissen zu sein, weil wir da auch eine wichtige Beratungsfunktion haben. Es gibt zum Beispiel Waldentwicklungspläne, die festlegen, was Schutzwald ist und wo Freizeitnutzung und touristische Nutzung erlaubt sind. Unsere Sachverständigen des Forstfachreferats treffen mit den Juristen im Haus gemeinsam die Entscheidungen.
- Und beim Thema Verkehr: Was regelt die BH Leoben?
Unsere Zuständigkeiten sind beispielsweise die Verordnungen für den Ziel- und Quellverkehr. Vor allem geht es da um die Begleitbundesstraßen - dort, wo es Autobahnen oder Schnellstraßen gibt. Das gilt bei uns vor allem für die B113, die Schoberpaßbundesstraße, beziehungsweise auch die Parallelstraßen im Murtal. Da geht es um die wirtschaftlichen Interessen einerseits, dass man ortsansässige Unternehmen nicht beeinträchtigt und andererseits die berechtigten Interessen von Anrainerinnen und Anrainern, was die Themen Lärm und Verkehrssicherheit betrifft. Das alles ist unter einen Hut zu bringen. Auch Geschwindigkeitsbeschränkungen fallen in unsere Zuständigkeit. Es gibt kein Straßenschild, keine Geschwindigkeitsbeschränkung, wo nicht eine entsprechende Verordnung dahinter liegt. Und für jede Verordnung muss vorher mit Sachverständigen abgeklärt sein, dass das Erfordernis da ist und die Notwendigkeit für die jeweilige Regelung gegeben ist.
Zur Personalsituation:
Die Bezirkshauptmannschaft Leoben hat insgesamt 97 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Frauenanteil liegt bei 74 Prozent, was 72 Bediensteten entspricht und sich zudem in einem hohen Teilzeit-Anteil niederschlägt.
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