Leben als Transgender
"Ich bin jetzt endlich der, der ich schon immer war"

Rundum glücklich und zufrieden: Robin Rodlauer aus Traboch, der als Nadine geboren wurde, mit seiner Partnerin Katja. "Ich bin endlich angekommen", sagt Robin. | Foto: privat
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  • Rundum glücklich und zufrieden: Robin Rodlauer aus Traboch, der als Nadine geboren wurde, mit seiner Partnerin Katja. "Ich bin endlich angekommen", sagt Robin.
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Robin, früher Nadine Rodlauer, aus Traboch, traf die Entscheidung seines Lebens: Endlich der Mensch zu sein, der er schon immer war: nämlich Robin.

TRABOCH, MÜNCHEN. Als jungen Wildfang mit kurzen Haaren, Fußballdress und Ball in der Hand: So kannte man Robin als Kind und Jugendlichen. „Ich habe mich niemals als Mädchen gefühlt, auch mit meinen Brüsten konnte ich nie was anfangen, empfand sie als störend“, erzählt der heute 33-Jährige, der seit zwei Jahren bei München lebt, offen. Konkrete Gewissheit, worum es dabei ging, hatte der damals für ein Mädchen gehaltene Robin freilich nicht, nur die Ahnung und das Gefühl, doch eher ein Bursche zu sein. Aber vor zwei Jahrzehnten ging man mit diesem Thema noch nicht so offen um.
Robin, der das Personalpronomen „sie“ sowie den Namen Nadine mittlerweile strikt ablehnt („Ich war nie ein Mädchen und verabscheue meinen Mädchennamen“), absolvierte Schulen in Traboch, Leoben, Trofaiach und Eisenerz und ging schließlich nach Graz, wo er die Matura im Zuge einer Abendschule nachholte und Sportwissenschaften zu studieren begann.

Zumba als großer Halt

Was ihm jedoch viel mehr bedeutete, war die Leidenschaft für Zumba. „Ich habe mit dem Studium aufgehört und mich stattdessen zum diplomierten Personal- und Fitnesstrainer ausbilden lassen. Zumba bedeutet mir alles. Ich habe es durch meine Tante kennen- und lieben gelernt und bin seither Feuer und Flamme dafür. Die Bewegung, die Musik lassen einen alles vergessen, es ist mein Leben“, erzählt Robin, der heute vielbeschäftigter Zumba-Jammer ist und im Zuge dessen bereits weltweit unterwegs war, um Choreographie-Workshops für Zumba-Instruktoren zu geben. „Ich war dafür etwa in Los Angeles oder Miami. In Orlando habe ich meine Jammer-Ausbildung absolviert“, sagt Robin, der damals noch als Nadine mit betont langen Haaren und dem Künstlernamen „Dini“ in die weibliche Jammer-Rolle schlüpfte.

Als Robin noch als "Dini" Zumba lehrte | Foto: privat

Enormer Leidensweg

„Ich weiß, dass ich als Frau nicht alt geworden wäre. Es war ein enormer Leidensweg, ich habe mich einfach nicht wohlgefühlt. Ich war unglücklich, obwohl ich alles hatte, wusste aber nicht warum und konnte es nicht einordnen“, erinnert sich der 33-Jährige. „Ich habe mich als lesbische Frau geoutet, konnte mit diesem Begriff aber nichts anfangen, er war zutiefst befremdlich für mich. Ich konnte dieses ‚lesbisch‘ nicht akzeptieren, meine Sexualität war nicht lebbar. Und nun weiß ich auch warum: Weil ich schon immer ein Mann bin.“

Entscheidende Wende

Vor drei Jahren kam dann die alles entscheidende Wende. Ausschlaggebend dafür war der tragische und viel zu frühe Tod seiner geliebten Cousine. „Wenn man so einen jungen Menschen beim Sterben begleiten muss, beginnt man sich zu fragen, was denn wirklich wichtig ist im Leben. Und ich habe mich gefragt, was mir persönlich wichtig ist, was mich wirklich glücklich macht.“ Als das Loch, in das er damals fiel, immer tiefer wurde, holte er ärztlichen Rat ein.

Hormone wie ein Mann

Das Ergebnis der Blutuntersuchung sorgte schließlich für den Paukenschlag und die Antwort auf die bisherige Ungewissheit: „Mein Arzt erklärte mir, dass ich so viel Testosteron in mir hätte wie ein 1,80 Meter großer Mann. Ich verließ die Ordination und in dem Moment wusste ich, was für mich wichtig war und was ich wollte. Ich wollte mein Leben als der Mensch weiterführen, der ich schon immer war: als Mann. Ich bin von dort aus zu einem Familienessen gegangen, habe die Entscheidung meinen Lieben mitgeteilt und bin seitdem den Weg, mit allem, was dazugehört, konsequent gegangen“, erzählt Robin.

Der Weg zum Menschen, der er schon immer war

Vor allem für die Eltern war der Wechsel vom Begriff Tochter zu Sohn anfangs nicht ganz einfach, dennoch gab es von der ganzen Familie, Freunden und Bekannten stets unglaublich viel Unterstützung. Ab Juni 2020 ging dann alles Schlag auf Schlag: Psychotherapie, Hormontherapie, operative Entfernung von Gebärmutter und Brust. Mittlerweile hat Robin eine tiefe Männerstimme, das Hüftfett ist weggeschmolzen, die Muskeln gewachsen. „Ich fühle mich gerade wie ein 16-jähriger Teenager“, lacht Robin, der auch schon Bart bekommen hat, von einer weiteren geschlechtsangleichenden OP aufgrund möglicher Komplikationen jedoch absieht. „Ich bin auch so endlich angekommen. Ich bin jetzt ich, möchte niemals mehr als Frau leben müssen. Ich fühle mich jetzt so unglaublich pudelwohl.“

"Hört auf euren Körper, steht zu euch selbst!"

Seit zwei Jahren lebt Robin in einer glücklichen Beziehung mit Katja und deren beiden Kindern in Feldkirchen-Westerham im Landkreis Rosenheim bei München. Seine Familie in Leoben und Traboch besucht Robin, der neben seiner Zumba-Tätigkeit aktuell auch noch eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation macht, mehrmals im Jahr.
Anderen, denen es ähnlich geht wie ihm, rät er, zu sich zu stehen. „Bitte hört auf euren Körper, hört darauf, ob ihr glücklich seid oder nicht. Und wenn nicht: Ändert etwas daran, denn jeder Mensch hat die Möglichkeit, sein Leben vollkommen zu machen.“

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