Kultur- und Geschichtsführer Adolf Lampl
Er erweckt das Radwerk IV zum Leben

Adolf Lampl führt Interessierte seit mehr als drei Jahrzehnten mit viel Wissen, Herz und Humor durch das Radwerk IV, um die Geschichte der Eisengewinnung weiterzugeben.  | Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
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Adolf Lampl, ehemaliger Bergmann am Erzberg, begeistert seit 35 Jahren Gäste mit seinen Führungen durch das Radwerk IV in Vordernberg. Kürzlich feierte er  seinen 85. Geburtstag.

VORDERNBERG. Es ist eine faszinierende Reise zurück in vergangene Jahrhunderte, wenn man das Radwerk IV, das von außen fast wie ein normales Wohnhaus wirkt, jedoch den einzig original erhaltenen Holzkohlehochofen der Welt in sich birgt, im Zentrum Vordernbergs betritt. Auf vier Stockwerken sind hier alle Arbeitsschritte der Roheisenerzeugung nachvollziehbar. Das Wasserrad, das ein Gebläse antrieb, ist heute sogar noch funktionstüchtig, leitet man das Wasser des Vordernberger Baches durch das Radwerk. Einer, der sich mit der Geschichte des Eisenswesens in seiner Region, und im Speziellen mit der des Radwerks IV, auskennt wie kaum ein anderer, ist Adolf Lampl. Seit 1989 führt er Gäste aus aller Welt durch den ehemaligen Hochofen und begeistert mit seiner lebendigen Art der Wissensvermittlung.

Wissen weitergeben

„Mir liegt es am Herzen, die Geschichte der Roheisenproduktion zu erzählen, so viel berg- und hüttenmännisches Wissen wie möglich weiterzugeben und es vor allem für junge Menschen lebendig zu erhalten“, betont der 85-Jährige, der erst kürzlich seinen Geburtstag mit einer Lesung und großen Feier im Radwerk beging. Zum Amt des Geschichtsführers im einzigen noch gänzlich vorhandenen Radwerk in Vordernberg ist der einstige Maschinensteiger am Erzberg durch Zufall gekommen. „Mein Bruder hat schon vor mir die Führungen gemacht. Eines Tages hatte er keine Zeit und bat mich darum, ihn zu vertreten. So hat alles begonnen“, erinnert sich Adolf Lampl.

Lebendige Führungen

Den Inhalt seiner Führungen hat er sich stets selbst erarbeitet. „Ich habe mir fundierte Informationen aus Büchern und Schriften geholt und ergänze diese mit Erzählungen und Erfahrungen von Zeitzeugen. Gerade diese Geschichten sind es, die die Besucher schätzen und lieben“, weiß Adolf Lampl. Und keine Führung gleicht der anderen. „Ich stimme sie immer auf meine Besucher ab. Studenten oder Firmenmitglieder interessieren sich etwa mehr für die technischen Seiten der Eisengewinnung, Familien eher für die sozialen Aspekte.“ Von großen Betrieben der Region kommen seit vielen Jahren immer wieder Seminarteilnehmer aus aller Welt. „Erst kürzlich hatte ich eine Gruppe aus Taiwan hier, demnächst kommen Schweizer“, sagt Lampl.

Auch das Modell der Lehrfrischhütte in Vordernberg wird von Adolf Lampl in seinen Führungen erklärt.  | Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
  • Auch das Modell der Lehrfrischhütte in Vordernberg wird von Adolf Lampl in seinen Führungen erklärt.
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Erzherzog Johann darf niemals fehlen

Für internationale Gäste macht er die Führungen auf Englisch: „Ich habe meine Englischkenntnisse aus der Hauptschule in Leoben sowie von der Skilehrerausbildung und erweitere sie durch die nötigen Fachbegriffe.“ Was Namen, Jahrzahlen, Daten und Fakten betrifft, lässt der 85-Jährige staunen. Ohne jegliche Notizen sprudeln die Informationen aus ihm heraus. Und: „Was niemals fehlen darf bei meinen Führungen, ist die Geschichte Erzherzog Johanns, der hier selbst Radmeister war. Er hat das Eisenwesen in der Region maßgeblich beeinflusst und reformiert. Mich faszinieren seine Geschichte und auch seine Verbindung mit Anna Plochl“, verrät der zweifache Vater, der neben Skilehrer am Präbichl auch Fußballtrainer war.

Adolf Lampl vor Büste und Bild von Erzherzog Johann im Radwerk IV. Dessen Geschichte und Wirken faszinieren den 85-Jährigen besonders.   | Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
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Lesungen und Theaterspielen

Umtriebig wie er auch heute noch ist, hält er neben den Führungen immer wieder Lesungen von berg- und hüttenmännischen Geschichten sowie seiner eigenen Gedichte oder er spielt Theater, wie etwa aktuell im Stück „Der Radmeister von Vordernberg“. „Mich halten die Beschäftigung, die Aufgaben aufrecht, und der Kontakt zu den vielen verschiedenen Menschen, die zu meinen Führungen kommen und auf die ich so gerne eingehe“, sagt Adolf Lampl mit einem Leuchten in den Augen.

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