Covid-19
Zwischen Verständnis und Aktionismus im Quarantänegebiet See
SEE (otko). Gerade in der Gemeinde See sorgte die Verlängerung der Quarantäne aufgrund der geringen Fallzahlen für einiges Unverständnis. "Wacht auf!" Wie lange lassen wir uns noch einsperren?", heißt es auf einem Transparent am Ortseingang.
LH Platter: "Vorgehen ist alternativlos"
In der vergangenen Woche fanden massive Testungen in den Oberländer Quarantänegebieten statt. LH Günther Platter verkündete schließlich am Karfreitag die Verlängerung der Quarantäne für das Paznaun mit den Orten Ischgl, Galtür, Kappl und See sowie für St. Anton am Arlberg bis 26 April. Schließlich wurde am Ostersonntag auch für die Gemeinde Sölden die Quarantäne für weitere 14 Tage verlängert. Laut LH Günther Platter sei dies aufgrund der hohen Zahl an positiv Getesteten in den Quarantänegebieten alternativlos.
„Die Quarantäneverlängerung ist eine bedauerliche Botschaft für die Bewohnerinnen und Bewohner von Sölden, dem Paznauntal und St. Anton, die wir an diesem Osterwochenende aussprechen müssen – das ist uns bewusst. Doch geht es um den Schutz und die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner im Tal sowie jener, die in Tirol leben. Die betroffenen Menschen in den Quarantänegebieten leisten mit ihrem Durchhaltevermögen einen maßgeblichen Beitrag dazu, dass sich das Virus in Tirol nicht weiterverbreiten kann“, so der Landeshauptmann. Gerade in St. Anton am Arlberg und Ischgl haben die Testungen einen Anstieg bei den positiv Getesteten gezeigt. So gibt es aktuell in St. Anton am Arlberg 129 Personen, die mit dem Coronavirus infiziert sind ("Aktiv Positiv") gefolgt von Ischgl mit 81 sowie Galtür und Kappl mit je 34. In der Gemeinde See sind es lediglich neun Personen (Stand 15. April, 9:30 Uhr).
Geographische Situation als Aufschlaggrund
Gerade die geringen Fallzahlen in See sorgten für Unverständnis. Bei der Querschnittstestung, die am 9. April in See durchgeführt wurde, waren von 310 getesteten Personen, lediglich drei (0,96 Prozent) positiv. Dazu kamen noch fünf weitere Fälle, die bereits vorher bekannt waren. Dennoch haben sich auch hier die medizinischen ExpertInnen klar für die Beibehaltung der Quarantänemaßnahmen ausgesprochen. „Aufgrund der speziellen geografischen Situation der Gemeinde See und der engen Verflechtungen mit der Gemeinde Kappl und des restlichen Paznauntals haben wir von einer Aufhebung der Quarantäne abgeraten“, erklärte Cornelia Lass-Flörl, Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Medizinischen Universität Innsbruck.
Der Seer Bgm. Anton Mallaun schätzt die Lage aber trotzdem als ruhig ein: "Natürlich hat es einige Beschwerden und Unverständnis aus der Bevölkerung gegeben. Der Großteil der Leute nimmt es aber hin und zeigt Verständnis für diese strikten Maßnahme." Zudem habe es im Vorfeld der Verlängerung auch Telefonate gegeben und es wurde überlegt den Checkpoint von Wiesberg nach Holdernach zur Gemeindegrenze von See und Kappl zu verlegen. "Von Seiten der Politik und der Experten wurde es dann aber leider so entschieden. Zudem kennen in Innsbruck und Wien nicht alle die genauen geografischen Begebenheiten", verweist Mallaun. Falls es bei den geringen Fallzahlen in See bleibe, gäbe es aber die Hoffnung auf eine baldige Lockerung.
"Wehrt euch! Wie lange lassen wir uns noch einsperren?"
Inzwischen gibt es aber auch Aktionismus in See. Beim Ortseingang wurde am Netz des Fußballplatzes ein Transparent aufgehängt, das von der Bundesstraße gut einsehbar ist. Dort steht folgendes zu lesen:
"Wacht auf!" Wie lange lassen wir uns noch einsperren? Grundrechte? Hausverstand?"
Zudem sind drei Kästen mit Ja, Nein und Vielleicht angeführt, wobei jenes mit Ja angekreuzt ist. Wer der Initiator dieser Protest-Aktion ist, ist derzeit nicht bekannt. Auf Nachfrage der BEZIRKSBLÄTTER meinte Dorfchef Mallaun zu diesem "Aufruf": "Ich muss mir das erst genau ansehen. Momentan kann ich nichts dazu sagen."
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