Kärntner Suchtexpertin: "Alkohol darf keine Funktion bekommen"
Land Kärnten will diese Woche Dialog über Alkohol anregen: So erkennt man Gefährdung.
KÄRNTEN. Seit Montag läuft die Dialogwoche Alkohol auch in Kärnten. Land und Vertreter der Suchtprävention wollen das Gespräch übers Trinken anregen. "Nicht mit erhobenem Zeigefinger", wie Barbara Drobesch-Binter sagt. Die Leiterin der Suchtprävention des Landes will Alkohol nicht verteufelt wissen.
Klar ist allerdings: 23 Prozent der Bevölkerung weisen einen problematischen Konsum auf, zwölf Prozent trinken so viel, dass es als gesundheitsgefährdend gilt und jeder 20. ist vom Alkohol abhängig. In 25 Veranstaltungen in ganz Kärnten gehen die Organisatoren dieser Woche zwei Fragen auf den Grund: Wie viel Alkohol ist normal? Wo soll man aufpassen.
Gesundheitsreferentin Beate Prettner zum Thema: "Alkohol ist eine gesellschaftsfähige Droge, über die man sich keine Gedanken macht." Für sie sei es "keine Schande", wenn man an einer Sucht leidet. Nur: Man sollte ihr begegnen.
Alkohol mit Funktion
Selbst festzustellen, ob man gefährdet ist, sei schwierig. "Der Prozess ist schleichend", sagt Drobesch-Binter. Das Problem beginnt, wenn jemand dem Alkohol eine Funktion zuschreibt. Beispiele: "Wer trinkt, um Stress abzubauen oder besser schlafen zu können, missbraucht den Alkohol", sagt sie. Gleiches gilt für Trinken aus Langeweile. "Dann wird es gefährlich."
Im nahen Umfeld – privat oder am Arbeitsplatz – kann man ebenfalls gewisse Symptome erkennen. "Macht sich jemand Alkohol immer verfügbar, kann das ein Hinweis sein", so die Suchtexpertin. Ebenso: Veränderungen der Persönlichkeit, Stimmungsschwankungen und Leistungsabfall in der Arbeit. "Viele, die ein großes Gefährdungspotenzial aufweisen, führen ein völlig normales Leben", sagt Drobesch-Binter.
Vorsichtig ansprechen
Beobachtet man im Freundeskreis eine Gefährdung, soll man – so die Expertin – das Thema ansprechen. "Aber nicht mit der Türe ins Haus fallen", rät sie. "Viele würden es wohl abstreiten oder gar aggressiv werden." Man soll vorsichtig fragen, ob es dem Betroffenen nicht gut geht.
Wichtig ist für Drobesch-Binter die "Punktnüchternheit". "In gewissen Situationen sollte man gar nichts trinken", sagt sie. "Im Straßenverkehr, bei der Arbeit, in der Schwangerschaft und, wenn man mit Maschinen hantiert."
Zur Sache - Alkohol in Kärnten
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.