Am eigenen Leib: Charity-Run am Hechtsee
Redakteurin Barbara entdeckte beim Hechtsee Charity-Run, dass es sich lohnt für eine gute Sache zu laufen.
KUFSTEIN (bfl). Es ist Samstag, kurz vor acht Uhr morgens – eigentlich noch viel zu früh, um schon in sportlicher Kluft am Hechtsee in Kufstein zu stehen. Aber es ist für den guten Zweck, sage ich mir. Zwei Freundinnen haben mich überredet am Hechtsee Charity-Run teilzunehmen. Lange mussten sie das auch nicht tun, denn der Lauf steht unter dem Motto "Gemeinsam Gutes tun". Pro erlaufener Runde um den Hechtsee werden zehn Euro an die Aktion „Indischen Mädchen eine Stimme geben” gespendet. Bei dem Projekt werden Schülerinnen der Oberstufe für das Thema sexuelle Gewalt und Belästigung sensibilisiert und über ihre Rechte aufgeklärt. Es ist eine gute Sache, an der auch ich teilhaben will.
"Sport" ist für mich zwar kein Fremdwort, nur, eine Läuferin bin ich in der Tat nicht. Die Frage danach, wann ich das letzte Mal joggen war, kann ich nicht beantworten. Es muss wohl lange genug her sein, dass die Erinnerung daran irgendwo in den unzugänglichen Tiefen meines Gedächtnisses verschwunden ist. Vielleicht auch gut so.
Die Startnummern-Ausgabe hat im Startgelände bereits angefangen und wer schon jetzt Durst verspürt, kann sich an der "Labestation" gleich daneben erfrischen. Wir melden uns an und ich erhalte die Startnummer 22 – hoffentlich eine Zahl, die mir Glück bringt. Der Parkplatz am Hechtsee ist anfangs noch relativ leer, aber nach und nach kommen sie: all jene, die am Charity-Run teilnehmen wollen – und deren sind es viele.
Überraschend ist nicht nur die große Anzahl an Läufern, sondern auch die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Teilnehmer. In meiner Erwartungshaltung hatte ich mir ein homogenes Teilnehmerfeld mit langbeinigen Fast-Profiläufern und -läuferinnen vorgestellt. Obwohl einige Läufer tatsächlich optisch sehr trainiert und sportlich ambitioniert wirken, tummeln sich Kinder, Mütter, Väter und Teilnehmer aller Art auf dem Parkplatz. Auch Kinderfahrräder und ein paar Vierbeiner blitzen aus der versammelten Teilnehmerschaft hervor. Ein Familienvater ist sogar mit der Kindertrage unterwegs.
Für ein paar Minuten legt sich meine mitgebrachte Aufregung. Vielleicht falle ich als langjährige Nicht-Joggerin doch nicht ganz aus der Reihe. Dann geht es ans Eingemachte: Das gemeinsame Aufwärmen beginnt direkt vor dem Start. Arme und Beine werden gedehnt, die Muskeln mit Rumpfbeugen und Hampelmänner bereit für das Laufen gemacht.
Der Start findet nicht wie geplant um neun Uhr, sondern ein paar Minuten später statt. Dies auf Grund der hohen Anzahl an Teilnehmern, die sich alle noch anmelden und Startnummern abholen mussten. Der symbolische Startschuss fällt in Form des gemeinsamen "Countdowns" und das bunte Teilnehmerfeld rennt los. Auch ich setze mich in Bewegung. Mein persönliches Ziel? Zwei Runden um den Hechtsee.
Das nach dem Start zusammengeballte Teilnehmerfeld beginnt sich in die Länge zu ziehen und schon bald kann ich relativ "allein" und entspannt laufen. Die ursprünglich in meinem Kopf kreisenden Zweifel daran, ob ich die zwei Runden schaffen werde, verfliegen, als sich in mir langsam aber sicher eine mir vertraute Ruhe breit macht. Der Rhythmus meiner Laufschritte wird sicherer, meine Atmung gleichmäßiger. Spätestens zu diesem Zeitpunkt erinnere ich mich wieder an die kleinen Joggingeinheiten, die ich vor etlichen Jahren absolvierte. Ehe ich es bemerke, habe ich schon fast eine ganze Runde laufend geschafft – ganz ohne Training und ohne aktueller "Lauferfahrung".
Die zweite Runde absolviere ich gemeinsam mit meiner Freundin und wir gehen, feuern aber insgeheim alle an, die tapfer weiterlaufen. Im Ziel kommen wir mit zwei Gummibändern an – das bedeutet zwei Runden und somit zwanzig Euro für das Projekt "Indischen Mädchen eine Stimme geben".
Bevor wir den Heimweg antreten, gewinne ich auch noch einen kleinen Preis bei der nach dem Lauf stattfindenden Tombola. Ich bin glücklich und froh mitgemacht zu haben. Im nächsten Jahr will ich aber drei Runden schaffen. Denn, es ist für den guten Zweck, sage ich mir. Und da fällt das Laufen in der Tat gar nicht so schwer.
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