Glatt und Verkehrt am ersten Tag in Krems
Musik aus Haiti und Polen

Foto: Fotos Johann Günther: Tegie Chlopy, Band Leyla McCalla, Tuba Tegie Chlopy, Leyla McCalla mit Cello
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Krems - Der Konzerttag am 24. Juli 2024 wurde dem Titel des Festivals „Glatt und Verkehrt“ voll gerecht. Da war im ersten Konzert die polnische Musikgruppe „Tegie Chlopy“ mit konservativer Volksmusik und im zweiten Konzert die Amerikanerin Leyla McCalla mit ihrer Band und den sehr modernen Liedern, aus denen immer wieder die Liebe zur Heimat ihrer Eltern – Haiti – aufblitzt.
Vor Konzertbeginn und nach den Soundchecks stand die Musikerin des zweiten Konzerts des Abends Leyla McCalla für ein Einführungsgespräch im Kinosaal der Winzer Krems zur Verfügung. Der routinierte Journalist und künstlerische Leiter des Festivals Albert Hosp verstand es die richtigen Fragen zu stehen. So erfuhr das Publikum von den haitischen Eltern und deren Engagement als Journalisten für Freiheit. Freiheit, die sie in ihren Liedern immer wieder thematisiert. Lieder von Aufständischen vergangener Jahrhunderte, die noch heute Vorbildwirkung haben. Auch das Recht der Frauen kommt vor und sie selbst verkörpert es, wenn sie mit drei männlichen Musikern auf der Bühne steht und dem Publikum klar wird, dass sie die Chefin ist. Obwohl die drei Ausnahmemusiker sind. Ein Schlagzeuger, der nicht nur den Takt schlägt, sondern eigene Melodien auf den Trommeln spielt, ein Gitarrist, der mit der Gitarre, dem Cello oder dem Banjo von McCalla harmoniert und der Bassist, der sowohl auf dem eBass, als auch auf der klassischen Bassgeige sein Können zeigt. Wenn die Band spielt und singt „it´s a cold, cold world“, so tut sie das mit einer entspannten und schönen Musik, in der man nur das Beste von allem annimmt, denn McCalla sagte „Musik kann verändern“ und mit dieser Einstellung werden beinharte Protestlieder vorgetragen, die bei den Besuchern etwas zurücklassen.
McCalla ist in New York geboren und teilweise in Ghana aufgewachsen. Ihr musikalisches Können hat sie in der klassischen Musik mit dem Cello begonnen. Sie spürt aber ihren haitischen Wurzeln nach, spielt Banjo und Gitarre und singt Kreolisch und Englisch. Englisch ist ihr wichtig, weil sie so mit ihren Texten die „ganze Welt“ erreichen kann. Dieses Konzert war ihr erstes in Österreich.
Das erste Österreichkonzert war es auch für die polnische Gruppe „Tegie Chlopy“, die das erste Konzert des Abends bestritt. Sie präsentierten traditionelle polnische Volksmusik. Tanzmusik aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie kommen aus Kielce, einer Stadt zwischen Krakau und Warschau, wo sie vor allem in der ländlichen Umgebung auftreten und die alte Musik aufleben lassen. Es ist Tanzmusik, die aber über lange Strecken nicht lustig, sondern traurig klingt. Ihr russischer Einfluss ist nicht zu verleugnen, wenngleich auch Swing herauszuhören ist, der etwas an New Orleans erinnert. Zum Tanzen haben die Musiker auch das Publikum aufgefordert und den Tänzern sogar Rabatte beim Kauf ihrer CDs versprochen. Tanzen zwischen den eng gestellten Sesseln war aber schwierig. Trotzdem haben einige Paare eine Nische gefunden und haben sich zur Musik bewegt.
Kielce gehörte einst zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie und so ist die Besetzung der Blasmusik wie aus dieser Zeit gefallen: Trompete, Klarinette und Tuba, geblasen von einer zierlichen Frau. Die neun Musiker und Musikerinnen spielen schon seit zwölf Jahren zusammen. Sie verrieten auch, dass sie im Durchschnitt 42 Jahre alt sind. Den Namen der Band „Tegie Chlopy“ kann man als „dicke Bauersleute“ oder „großartige Mazurkas“ übersetzen. Beides macht auch einen Sinn: sie spielen ländliche Musik und kommen aus Polen, wo Mazurken auch Klassiker wie Frederik Chopin inspirierten.
Der „Austragungsort“, der Lesehof der Winzer Krems, ist ein sehr stimmungsvoller Rahmen. Weinreben ranken sich hinter der Bühne hoch und in den umliegenden Weingärten sind Tische und Bänke für die Pausen aufgestellt, zu denen sich die Konzertbesucher zurückziehen können. Essen und Trinken wird in kleinen Zelten angeboten. Der Abend des 24. Juli war doppelt romantisch, als sich der Mond über dem beleuchteten Stift Göttweig zeigte.
Bis Sonntag 28. Juli gibt es noch Konzerte im Lesehof der Winzer Krems.
https://www.glattundverkehrt.at/de/programm?date=25-07-2024

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