Eismacher der Karibik
Story und Fotos von Roland Graf. Korneuburger versorgt die Touristen in der Dominikanischen Republik mit Cremeschnitten und Eis.
PUERTO PLATA/KORNEUBURG. Was sind denn das für Bezeichnungen? Mit vielem rechnen Touristen, die an der nördlichen Küste der Dominikanischen Republik ausspannen, nur nicht mit Punschkrapferln und Schwarzwälder Kirschtorte. Diese lachen, feinsäuberlich mit ihrer österreichischen Bezeichnung versehen, aus der Vitrine der „Heladeria Mariposa“. Doch die Mehlspeisen-Namen sind hier keine Anbiederung an die Touristen – wie etwa das „Eisbein“ auf mancher heimischen Ski-Hütte – sondern verdanken sich einem Korneuburger Konditor. Thomas Ruf aus Stetteldorf am Wagram hat sich vor 16 Jahren in Puerto Plata, mitten in der Karibik, in einem traditionellen Holzhaus niedergelassen.
Genau genommen, hat sich Ruf einen Kindheitstraum erfüllt, „schon als Jugendlicher wollte ich einmal dort wohnen, wo es das ganze Jahr über angenehm warm ist“. Den letzten Ausschlag für Puerto Plata gaben 1997 ausgerechnet eine Gelenkserkrankung seiner damaligen Frau und die Empfehlung eines Kärntner Freundes. Nach den ersten Anpassungsschwierigkeiten beschloss der gelernte Konditor ein Jahr später, ganz nach dem Motto „Schuster bleib bei deinem Leisten“, ein Eis-Café mit Brot, Gebäck und Mehlspeisen zu eröffnen.
Meilenweit für ein Eis
Von 1985 bis 1989 hatte sich Ruf das Rüstzeug dazu in der Bäckerei-Konditorei von Heinrich Mathes in Korneuburg geholt. Kleine Umgestaltungen folgten seither, doch in der Zwischenzeit ist das „Mariposa“-Eis (www.heladosmariposa.com) so berühmt, dass die Kunden teilweise auch aus dem eine Stunde entfernten Santiago de los Caballeros vorbeischauen, um sich die 28 Sorten schmecken zu lassen. „Die Ergebnisse können sich heute sehen lassen“, bereut Ruf der 44-jährige den damaligen Schritt ins Ungewisse Jahre später dementsprechend auch „keine Sekunde“, wie der dem BEZIRKSBLATT verrät.
Pflicht für Touristen
Durch die Lage in der Hauptstadt der beliebten Playa Dorada kommen viele Österreicher in das Geschäft, etwas keck meint Ruf sogar, „es ist eigentlich ein Muss bei uns vorbeizuschauen“. Dabei kann man das in einem der traditionellen Holzhäuser untergebrachte Eiscafé im dichten Verkehr der „Calle Beller“ leicht einmal übersehen. Direkt gegenüber des Parks vor der Barock-Kathedrale San Felipe im Zentrum Puerto Platas gelegen, weist einem dann das Schild „Reposteria Austriaca“ (übersetzt etwa: österreichische Süßspeisen) den Weg zur Wirkungsstätte des Korneuburgers.
Kälte und Bürokratie
Zwar liebt Ruf seine Heimat Niederösterreich nach wie vor, lediglich die „grauenhafte Kälte und die Bürokratie“ gehen ihm in der Dominikanischen Republik nicht ab. Als Selbständigem würden einem immer noch zu viele Steine in den Weg gelegt. „Wenn wieder der Gewerbeinspektor mit neuen Auflagen für kleine Familienbetriebe kommt“, führt er ein Beispiel an. Die Bewunderung für seine ehemaligen Kollegen, die daheim als Bäcker weitergemacht haben, schwingt hier aber stets mit. Immer wieder kommt der Unternehmer auch zurück an den zwölf Flugstunden entfernten Wagram, heuer ist es zu den Osterfeiertagen wieder so weit. Und dann wird das Punschkrapferl wieder in der alten Heimat gegessen...
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